Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
schienen.
    Es lief voraus und sprang durch den Eingang des Vorwerks.
    Von dem Wolf war nichts mehr zu sehen, als Mumm eintraf. Doch
    diese Abwesenheit erschien ihm weniger wichtig als die Präsenz einer
    Leiche, die mitten im Durcheinander aus halb zerbröckelten Steinen lag.
    Eins der Dinge, auf die Mumm häufig hinwies – beziehungsweise eins
    der Dinge, von denen er behauptete, daß er oft auf sie hinwies, und niemand widerspricht einem vorgesetzten Offizier –, betraf winzige Details.
    Manchmal packt etwas, das man unter normalen Umständen überhaupt
    nicht bemerken würde, die Sinne an der Kehle und ruft: »Sieh mich!«
    Ein seltsamer Geruch lag in der Luft, und in einer schmalen Lücke
    zwischen zwei Pflastersteinen lag eine kleine Gewürznelke.

    Es war fünf Uhr nachmittags. Mumm und Karotte saßen im Vorzimmer
    des Patriziers. Es war still, abgesehen vom unregelmäßigen Ticken der
    Uhr.
    Nach einer Weile sagte Mumm: »Laß es mich noch einmal sehen.«
    Karotte holte gehorsam ein kleines Papierquadrat hervor. Mumm
    blickte darauf hinab. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, was es zeig-
    te.
    Er ließ das Papierquadrat in seiner eigenen Tasche verschwinden.
    »Äh… warum möchtest du es behalten, Herr Kommandeur?«
    »Was denn?« fragte Mumm.
    »Das Ikonographenbild, das ich mir von dem Touristen ausgeliehen
    habe.«
    »Ich weiß gar nicht, wovon du redest«, erwiderte Mumm.
    »Aber du…«
    »Du bringst es sicher nicht weit in der Wache, Hauptmann, wenn du
    Dinge siehst, die überhaupt nicht existieren.«
    »Oh.«
    Die Uhr schien etwas lauter zu ticken.
    »Du denkst etwas, nicht wahr, Herr Kommandeur?«
    »Manchmal verwende ich mein Gehirn für einen solchen Zweck,
    Hauptmann. So seltsam es dir auch erscheinen mag.«
    » Was denkst du, Herr Kommandeur?«
    »Was sie wol en, daß ich denke«, antwortete Mumm.
    »Wer sind sie ?«
    »Das weiß ich noch nicht. Eins nach dem anderen.«
    Eine Glocke klingelte.
    Mumm stand auf. »Du weißt ja, was ich immer sage«, meinte er.
    Karotte nahm den Helm ab und polierte ihn mit dem Ärmel. »Ja, Herr
    Kommandeur. ›Al e sind schuldig, besonders die Unschuldigen.‹«
    »Nein, das andere…«
    »Äh… ›Vergeßt nie die Möglichkeit, daß ihr mit euren Vermutungen
    total daneben liegt‹?«
    »Nein, das auch nicht.«
    »Äh… ›Wie kommt es, daß Nobby zum Wächter geworden ist?‹ Das
    sagst du ziemlich oft, Herr Kommandeur.«
    »Nein! Ich meine, ›Stel dich dumm‹, Karotte.«
    »Oh, in Ordnung, Herr Kommandeur. Von jetzt an werde ich mich
    daran erinnern, daß du das immer sagst.«
    Sie klemmten die Helme unter die Arme. Mumm klopfte an die Tür.
    »Herein«, sagte eine Stimme.
    Der Patrizier stand am Fenster.
    Lord Rust und die anderen Würdenträger waren zugegen. Mumm hatte
    noch immer nicht ganz verstanden, auf welche Weise jemand zu einem
    Würdenträger wurde. Offenbar erschienen sie einfach, wie Reißzwecken
    an der Schuhsohle.
    »Ah, Mumm«, sagte Vetinari.
    »Herr…«
    »Ich schlage vor, wir reden nicht um den heißen Brei herum, Mumm.
    Wie konnte der Mann aufs Vorwerk gelangen, obwohl deine Leute in der
    vergangenen Nacht alles so gründlich kontrolliert haben? Vielleicht
    durch Magie?«
    »Ich weiß es nicht, Herr.«
    Der starr geradeaus blickende Karotte blinzelte.
    »Deine Leute haben das Vorwerk doch untersucht, oder?«
    »Nein, Herr.«
    »Sie haben darauf verzichtet ?«
    »Nein, Herr. Ich habe die Kontrol e selbst vorgenommen.«
    »Du hast das Gebäude höchstpersönlich überprüft, Mumm?« fragte
    Boggis von der Diebesgilde.
    An dieser Stelle konnte Hauptmann Karotte Mumms Gedanken regel-
    recht fühlen.
    »Das stimmt… Boggis«, sagte der Kommandeur, ohne den Kopf zu
    drehen. »Aber… wir glauben, daß jemand dort ins Vorwerk eingedrun-
    gen ist, wo die Fenster vernagelt sind, und anschließend die Bretter wie-
    der befestigt hat. Es waren Spuren im Staub…«
    »Und du hast nichts davon bemerkt, Mumm?«
    Mumm seufzte. »Selbst bei Tageslicht wäre es schwierig, die gelösten
    und danach wieder festgenagelten Bretter zu entdecken, geschweige denn
    mitten in der Nacht.« Wir haben sie auch gar nicht in dem Sinne ent-
    deckt, dachte er. Angua hat den daran haftenden Geruch bemerkt.
    Lord Vetinari nahm an seinem Schreibtisch Platz. »Die Situation ist
    ernst, Mumm.«
    »Ja, Herr?«
    »Seine Hoheit wurde schwer verletzt. Und soweit wir wissen, ist Prinz
    Cadram außer sich vor Zorn.«
    »Die Klatschianer bestanden darauf, Cadrams Bruder in

Weitere Kostenlose Bücher