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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gewalt, ihr das verstanden
    habt?«
    »Was hast du denn gerade benutzt?« stöhnte jemand unter ihm.
    »Du nur ein wenig der Wache geholfen hast«, erwiderte Detritus und
    verlagerte das Gewicht.
    Er entrollte die Rolle.
    Zwar fanden in einigen Straßen Raufereien statt, und Schreie erklangen
    aus einer nahen Straße, aber diese Gasse wurde nun zum Mittelpunkt einer sich schnell ausdehnenden Zone der Stille. Die Fähigkeit der Bürger von Ankh-Morpork, Unterhaltungsmöglichkeiten zu erkennen, war
    fast ein genetisches Merkmal.
    Detritus hielt das Dokument erst auf Armeslänge und zog es dann
    immer näher heran, bis der Abstand zwischen Augen und Aufruhrakte
    nur noch wenige Zentimeter betrug. Anschließend drehte er das Perga-
    ment mehrmals.
    Seine Lippen bewegten sich unsicher.
    Schließlich bückte er sich und zeigte die Rolle dem Obergefreiten Be-
    such.
    »Wie dieses Wort heißt?«
    »Es lautet ›wonach‹, Feldwebel.«
    »Ich das gewußt.«
    Detritus richtete sich wieder auf.
    »›Wonach… zur…‹« Auf Detritus’ Stirn bildete sich das Troll-
    Äquivalent von Schweißperlen. »›Wonach… zur… Kennt…‹«
    »Zur Kenntnis gebracht wird«, flüsterte Obergefreiter Besuch.
    »Ich das gewußt.« Detritus starrte wieder auf das Dokument und gab
    sich geschlagen. »Ihr nicht wol en den ganzen Tag hier herumstehen und
    mir zuhören!« donnerte er. »Dies die Aufruhrakte ist, und ihr sie alle le-
    sen müßt, klar? Reicht herum sie.«
    »Und wenn wir sie nicht lesen?« fragte jemand.
    »Ihr sie lesen müßt. Das gesetzlich ist.«
    »Und was passiert dann?«
    »Dann ich schieße auf dich«, sagte Detritus.
    »Das ist nicht erlaubt!« erklang eine andere Stimme. »Erst mußt du ru-
    fen: ›Stehenbleiben, bewaffneter Wächter!‹«
    »Meinetwegen«, grol te Detritus. Er hob eine breite Schulter, wodurch
    die Armbrust unter seinen Arm geriet. Es war eine Belagerungswaffe, die
    eigentlich auf einem Karren montiert sein sollte. Der Bolzen war hun-
    dertachtzig Zentimeter lang. »Es viel schwerer sein zu treffen bewegliche
    Ziele.«
    Er löste den Sicherungsbügel.
    »Schon jemand damit fertig ist, der Aufruhrakte zu lesen?«
    »Feldwebel!«
    Mumm bahnte sich einen Weg durch die Menge. Und inzwischen war
    es eine Menge. Die Bürger von Ankh-Morpork bildeten immer ein gutes
    Publikum.
    Es schepperte, als Detritus salutierte.
    »Hattest du vor, diese Leute kaltblütig zu erschießen, Feldwebel?«
    »Nein, Herr Kommandeur. Ich nur dachte an einen Warnschuß in den
    Kopf.«
    »Ach? Nun, gib mir vorher Gelegenheit, einige Worte an diese Schar zu
    richten.«
    Mumm sah zum nächsten Mann: In der einen Hand hielt er eine Fak-
    kel, in der anderen eine lange Latte. Er erwiderte den Blick des Kom-
    mandeurs und wirkte so nervös wie jemand, der spürte, wie sich der Bo-
    den unter ihm bewegte.
    Mumm zog die Fackel ein wenig näher und zündete seine Zigarre mit
    ihr an. »Was ist hier los, Freund?«
    »Die Klatschianer bringen Leute um, Herr Mumm! Es war ein völlig
    unprovozierter Angriff!«
    »Tatsächlich?«
    »Es gab Opfer!«
    »Wo?«
    »Nun… ich meine… ich denke… Es ist allgemein bekannt, daß es Op-
    fer gab!« Die mentalen Füße des Mannes fanden stabileres Terrain. »Wo-
    für halten die sich eigentlich, daß sie hier herkommen und…«
    »Das genügt«, sagte Mumm. Er trat zurück und hob die Stimme.
    »Ich kenne viele von euch«, begann er. »Und daher weiß ich auch, daß
    man zu Hause auf euch wartet. Seht ihr das hier?« Er holte das Zeichen
    seines Amtes hervor, den Schlagstock. »Dieses Objekt weist darauf hin,
    daß ich die öffentliche Ordnung aufrechterhalten muß. In zehn Sekun-
    den gehe ich und suche mir einen Ort, an dem ich die öffentliche Ord-
    nung aufrechterhalten kann, aber Detritus bleibt hier. Und ich hoffe, er
    unternimmt nichts, das Schande auf unsere Uniform bringt. Oder gar
    Blut.«
    Ironie gehörte nicht zu den Dingen, mit denen Ankh-Morporks Bürger
    vertraut waren, aber einige der intelligenteren Zuhörer begriffen, was
    Mumms Gesichtsausdruck bedeutete – so sah ein Mann aus, der sich mit
    den Zähnen an der Geduld festhielt.
    Die Menge ging auseinander und löste sich vom Rand her auf, als die
    Leute durch Seitengassen davoneilten, ihre improvisierten Waffen weg-
    warfen und dann wieder auf der Straße erschienen, um den aufrechten
    Gang von ehrbaren Bürgern zu üben.
    »Na schön, was ist hier geschehen ?« wandte sich Mumm an den Troll.
    »Wir gehört haben, daß der Junge

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