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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Packt jetzt einige Sachen zusammen
    und begleitet Detritus. Und gib mir die Armbrust.«
    Goriff reichte sie dem Kommandeur und schien erleichtert zu sein. Es
    handelte sich um ein typisches Model Samstagabend-Spezial, das sich
    durch schlechte Qualität und Unzuverlässigkeit auszeichnete. Wenn man
    sie abfeuerte, war der einzige sichere Platz direkt dahinter, und selbst
    dort ging man ein Risiko ein. Niemand hatte ihren Eigentümer darauf
    hingewiesen, daß er sie besser nicht mit gespannter Sehne unter dem
    Tresen eines Ladens aufbewahrte, in dem hohe Luftfeuchtigkeit herrsch-
    te und ein dauernder Regen aus Fett niederging. Die Sehne hatte den
    größten Teil ihrer Spannkraft eingebüßt. Wenn man mit dieser Armbrust
    jemanden verletzen wol te, mußte man sie ihm auf den Kopf schlagen.
    Mumm wartete, bis die Familie den Raum verlassen hatte, und sah sich
    dann noch einmal um. Das Zimmer war nicht sehr groß. In der Küche
    hinterm Tresen kochte etwas Scharfes in einem großen Topf. Nachdem
    sich der Kommandeur mehrmals die Finger verbrannt hatte, schaffte er
    es, den Inhalt des Topfes aufs Feuer zu gießen und es dadurch zu lö-
    schen. Anschließend stel te er den Topf unter die Pumpe, damit die Kru-
    sten darin einweichen konnten – er erinnerte sich vage daran, daß er
    seine Mutter bei dieser Tätigkeit beobachtet hatte.
    Danach sicherte er die Fenster, so gut es ging, ging nach draußen und
    schloß die Tür. Ein diskret auffäl iges Messingschild von der Diebesgilde
    über dem Eingang wies darauf hin, daß Herr Goriff seine jährliche Ge-
    bühr pünktlich bezahlt hatte.* Doch die Welt kannte viele weniger förm-
    liche Gefahren, weshalb Mumm ein Stück Kreide hervorholte und an die
    Tür schrieb:

    UNTER DEM SCHUTZ DER WACHE

    Er überlegte kurz und fügte als Unterschrift hinzu:

    FwbL DetriTus

    Für die weniger an Recht und Ordnung interessierten Bewohner der
    Stadt hatte die majestätische Erhabenheit des Gesetzes weitaus weniger
    Bedeutung als die Furcht vor Detritus.
    Die Aufruhrakte! Lieber Himmel, wo hatte er die nur aufgetrieben?
    Vermutlich steckte Karotte dahinter. Soweit Mumm sich zurückerinnern
    konnte, war sie nie benutzt worden. Eigentlich kein Wunder, wenn man
    bedachte, was sie anrichten konnte. Selbst Vetinari würde zögern, davon

    * Das bedeutete, daß es bei ihm keine offiziellen Einbrüche geben würde. In Ankh-Morpork hatte man sehr direkte Vorstellungen vom Konzept der Versi-cherung. Es war nicht nur eine Redewendung, wenn man davon sprach, den
    Zwischenhändler auszuschalten.
    Gebrauch zu machen. Derzeit waren es nur Worte, weiter nichts. Den
    Göttern sei Dank für das Analphabetentum der Trolle…
    Als Mumm zurücktrat, um sein Werk zu betrachten, bemerkte er das
    Glühen am Himmel über dem Parkweg. Fast gleichzeitig hörte er das
    Klappern eisenbeschlagener Stiefelsohlen auf dem Kopfsteinpflaster.
    »Oh, hal o, Kleinpo«, sagte er. »Was ist denn jetzt? Laß mich raten –
    jemand hat die klatschianische Botschaft in Brand gesetzt.«
    »Ja, Herr Kommandeur«, erwiderte die Zwergin. Unsicher blieb sie
    mitten in der Gasse stehen und wirkte sehr besorgt.
    »Nun?« fragte Mumm.
    »Äh, du hast gerade gesagt…«
    Ein flaues Gefühl keimte in Mumms Magengrube, als er sich an die Neigung der Zwerge erinnerte, alles wörtlich zu verstehen.
    »Die klatschianische Botschaft steht tatsächlich in Flammen?«
    »Ja, Herr Kommandeur!«

    Frau Geifer öffnete die Tür einen Spalt.
    »Ja?«
    »Ich bin ein Freund von…« Karotte zögerte und fragte sich, ob Fred
    seinen wahren Namen genannt hatte. »Äh… ein großer, dicker Mann,
    dessen Anzug nicht richtig paßt…«
    »Meinst du den Burschen, der mit dem Sexualirren herumläuft?«
    »Wie bitte?«
    »Ein dürrer kleiner Narr, wie ein Clown gekleidet?«
    »Sie sagten, du hättest ein freies Zimmer«, meinte Karotte verzweifelt.
    »Es ist an die beiden Burschen vermietet«, erwiderte Frau Geifer und
    versuchte, die Tür zu schließen.
    »Sie sagten auch, ich könnte…«
    »Keine Untermieter!«
    »Sie sagten, ich solle dir zwei Dollar bezahlen!«
    Der Druck auf die Tür ließ ein wenig nach.
    »Zusätzlich zu dem Geld, das ich bereits bekommen habe?« fragte Frau
    Geifer.
    »Ja.«
    »Nun…« Sie musterte Karotte von Kopf bis Fuß und schniefte. »Na
    schön. Zu welcher Schicht gehörst du?«
    »Bitte?«
    »Du bist ein Wächter, nicht wahr?«
    »Äh…« Karotte zögerte erneut und hob dann die Stimme. »Nein, ich
    bin kein Wächter.

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