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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich meine Dienstmarke dorthin stek-
    ken, wo die Sonne nie scheint«, sagte Feldwebel Colon, als sie über die
    Messingbrücke schritten.
    »Ja«, brummte Mumm. »Gut gemacht.«
    »Ich hab’s ihm direkt ins Gesicht gesagt. ›Dorthin, wo die Sonne nie
    scheint.‹ Das waren meine Worte.« Colons Tonfal ließ die Frage offen,
    ob er Stolz empfand oder erschrocken war.
    »Ich fürchte, das Recht ist auf der Seite von Lord Rust«, sagte Karotte.
    »Ach?«
    »Ja, Herr Mumm. Die Sicherheit der Stadt kommt an erster Stelle.
    Deshalb übernimmt das Militär die Macht, wenn Krieg herrscht.«
    »Ha!«
    »Wo die Sonne nie scheint«, wiederholte Colon. »Das habe ich ihm ge-
    sagt. Mitten ins Gesicht.«
    »Ich kehre heim«, kündigte Mumm an.
    »Wir sind fast da«, sagte Karotte.
    »Nach Hause, meine ich. Ich brauche Schlaf.«
    »Ja, Herr Mumm. Was soll ich den anderen sagen?«
    »Was du willst.«
    »Ich habe ihm in die Augen gesehen und gesagt, daß er sich meine
    Dienstmarke dorthin stecken kann, wo die Sonne nie scheint…«, über-
    legte Colon laut.
    »Du möchtest vielleicht, daß ich hole einige der Jungs und mich später
    kümmere um Rust?« fragte Detritus. »Er bestimmt schuldig ist, auf die
    andere oder eine Weise, kein Problem.«
    »Nein!«
    Mumm fühlte sich sonderbar leicht. Er glaubte, so hoch zu schweben,
    daß er den Boden nicht einmal mit einem Seil berühren konnte. Vor dem
    Wachhaus am Pseudopolisplatz ließ er die anderen zurück, neigte den
    Kopf nach vorn und ließ sich von ihm den Hügel hinaufziehen, um die
    Ecke herum und ins Haus, vorbei an seiner erstaunten Frau, die Treppe
    hoch und ins Schlafzimmer, wo er der Länge nach aufs Bett fiel und
    eingeschlafen war, noch bevor er die Matratze berührte.

    Um neun Uhr am nächsten Morgen marschierten die ersten Rekruten
    von Lord Venturi s Schwerer Infanterie über den Breiten Weg.
    Die Wächter gingen nach draußen und sahen zu. Mehr gab es für sie
    ohnehin nicht zu tun.
    »Ist das nicht Herrn Mumms Diener?« fragte Angua und deutete auf
    Willikins, der steifbeinig in der ersten Reihe marschierte.
    »Ja, und der Küchenjunge schlägt die Trommel«, sagte Nobby.
    »Du bist… beim Militär gewesen, nicht wahr, Fred?« erkundigte sich
    Karotte, als die Truppen vorbeiparadierten.
    »Ja, Herr Hauptmann. Hab bei der Schweren Infanterie des Herzogs
    von Eorle gedient. Den Fasanrupfern.«
    »Wie bitte?« entfuhr es Angua.
    »So lautete der Spitzname des Regiments. Schon seit langer, langer
    Zeit. Damals schlugen die Leute ihr Lager in der Nähe eines Anwesens
    auf, fanden einen Pferch mit Fasanen und… Nun, sie mußten gewisser-
    maßen vom Land leben und so. Tja, und deshalb trugen wir immer eine
    Fasanenfeder am Helm. Tradition nennt man so was.«
    In Freds Gesicht erschien die Melancholie eines ehemaligen Soldaten,
    der sich nicht mehr an die heranstürmenden Horden erinnerte, nur noch
    an die romantischen Lagerfeuerabende.
    »Wir hatten sogar ein Marschlied«, fuhr er fort. »Und man mußte sich
    sehr bemühen, um es richtig zu singen. Ich… Stimmt was nicht?«
    »Oh, schon gut, Feldwebel«, sagte Angua. »Es passiert mir oft, daß ich
    einfach so zu lachen beginne.«
    Fred Colon blickte erneut verträumt ins Nichts. »Vorher gehörte ich
    zur Mittelschweren Infanterie des Herzogs von Quirm. War viel los,
    damals.«
    »Daran zweifle ich nicht«, erwiderte Karotte, während Angua zyni-
    schen Gedanken nachhing und sich fragte, wie groß der Abstand gewe-
    sen sein mochte, aus dem Fred Colon die damaligen Ereignisse beobach-
    tet hatte. »Du scheinst viele angenehme Erinnerungen mit deiner langen
    militärischen Laufbahn zu verbinden.«
    »Den Frauen gefiel die Uniform«, sagte Fred Colon mit dem unausge-
    sprochenen Hinweis, daß ein heranwachsender Bursche jede Hilfe
    brauchte, die er bekommen konnte. »Und außerdem… äh…«
    »Ja, Feldwebel?«
    Colon wirkte verlegen, als bildete die gesammelte Unterwäsche der
    Vergangenheit plötzlich einen dicken Klumpen im Schritt der Erinne-
    rung.
    »Damals war es… einfacher, Herr Hauptmann. Ein Wächter zu sein,
    meine ich. Beziehungsweise ein Soldat. Man stand hier, und die anderen
    Burschen dort drüben waren der Feind. Man marschiert irgendwo auf,
    an einem Ort, wo genug Platz ist. Anschließend bezieht die Truppe Auf-
    stel ung in Form von Rechtecken, und dann gibt jemand mit bunten
    Federn am Helm den Angriffsbefehl, woraufhin aus den Rechtecken
    große Pfeile werden, und dann…«
    »Bei den Göttern,

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