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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fragte
    Nobby.
    »Wie war das?« fragte Karotte.
    »Diese Federn«, erklärte Nobby. »Offenbar sind’s echte Gänsefedern.
    Die könnten recht nützlich sein, wenn ich noch mehr davon bekäme…«
    »Nein, ich meine, was hat Angua gerade gesagt?« fragte Karotte erneut.
    »Was? Oh… damit verabschiedeten Frauen ihre Männer, wenn sie in
    den Krieg zogen. Kehr mit deinem Schild oder darauf zurück.«
    » Auf dem Schild?« wiederholte Nobby. »Du meinst… ihn als Schlitten oder so benutzen?«
    »Nein, ich meine ›tot‹«, sagte Angua. »Es bedeutet: Kehre als Sieger
    oder gar nicht zurück.«
    »Nun, ich bin immer mit meinem Schild heimgekehrt«, sagte Nobby.
    »Kein Problem.«
    Colon seufzte. »Du bist nicht nur mit deinem Schild heimgekehrt, son-
    dern auch mit den Schilden al er anderen, einem Beutel vol er Zähne und
    fünfzehn Paar noch warmer Stiefel. In einem Karren.«
    »Nun, es hat doch nur dann Sinn, in den Krieg zu ziehen, wenn man
    weiß, daß man auf der Gewinnerseite steht«, entgegnete Nobby und
    steckte sich die weiße Feder an den Helm.
    »Du bist immer auf der Gewinnerseite, Nobby. Weil du dich am Rand des Schlachtfelds herumtreibst und beobachtest, wer den Sieg erringt.
    Und dann befreist du irgendeinen armen Gefal enen von der richtigen
    Uniform und ziehst sie an. Angeblich lassen die Generäle beobachten,
    welche Uniform du trägst – um auf diese Weise zu erfahren, welchen
    Verlauf die Schlacht nimmt.«
    »Viele Soldaten haben in vielen verschiedenen Regimentern gedient«,
    sagte Nobby.
    »Ja, das stimmt«, räumte Colon ein. »Aber nicht während der gleichen
    Schlacht.«
    Sie betraten das Wachhaus. Die meisten anderen Wächter der aktuel en
    Schicht hatten sich den Tag freigenommen. Niemand von ihnen wußte,
    wer die Einsatzbefehle erteilte, und ohne diese Anweisungen gab es
    nichts zu tun. Die einzigen noch anwesenden Angehörigen der Wache
    waren diejenigen, die sich immer im Dienst glaubten – und die neuen
    Rekruten, die noch vol er Enthusiasmus steckten.
    »Herrn Mumm fällt bestimmt etwas ein«, sagte Karotte. »Nun, ich be-
    gleite die Goriffs zurück zu ihrem Lokal. Herr Goriff meinte, daß er
    packen und die Stadt verlassen will. Viele Klatschianer machen sich auf
    den Weg. Verdenken kann man’s ihnen nicht.«

    Träume stiegen wie Blasen auf, als Mumm aus den schwarzen Tiefen des
    Schlafs zurückkehrte.
    Normalerweise wußte er den Augenblick des Erwachens sehr zu schät-
    zen. Dann sah er die Lösungen für seine Probleme. Teile seines Gehirns
    schienen auch nachts die Arbeit fortzusetzen, um ihm das Ergebnis ihrer
    Bemühungen zu präsentieren, sobald er die Augen öffnete.
    Doch jetzt kamen nur Erinnerungen. Mumm verzog das Gesicht. Er
    entsann sich an etwas anderes und stöhnte. Wieder hörte er ein bestimm-
    tes Geräusch, verursacht von seiner Dienstmarke auf dem Tisch in der
    Rattenkammer. Er fluchte leise.
    Er schlug die Decke zurück und streckte die Hand nach dem Nacht-
    schränkchen aus.
    »Bimmel-bimmel-bamm!«
    »O nein… Na schön, wie spät ist es?«
    »Ein Uhr mittags! Hal o, hier Namen einfügen!«
    Mumm starrte verschlafen zum Disorganizer. Eines Tages, so wußte
    er, würde ihm tatsächlich nichts anderes übrigbleiben, als zu versuchen,
    das Handbuch des verdammten Dings zu verstehen. Entweder das, oder
    er würde es von einer hohen Klippe werfen.*
    »Was…«, begann er und stöhnte erneut. Er erinnerte sich gerade an ein
    dumpfes Knirschen, das vom Stoff des entrollten Turbans ausging, als er
    ihn mit seinem Gewicht belastete.

    * Eine der al gemeinen Regeln des Glücks lautet: Hüte dich vor angeblich nützlichen Gegenständen, die weniger wiegen als ihr Handbuch.
    »Sam?« Die Schlafzimmertür öffnete sich, und Sybil kam mit einer Tas-
    se herein.
    »Ja, Schatz?«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Ich habe blaue Flecken auf den blauen Fle…« Noch eine Erinnerung
    kletterte aus der Grube der Schuld. »Lieber Himmel, habe ich ihn wirk-
    lich einen Haufen Sch… genannt?«
    »Ja«, bestätigte seine Frau. »Fred Colon kam heute morgen vorbei und
    hat mir al es erzählt. Seine Beschreibungen waren sehr anschaulich. Ich
    bin mal mit Ronnie Rust ausgegangen. Gehört zur kühlen Sorte.«
    Noch eine Erinnerung platzte wie eine Blase Sumpfgas in Mumms
    Kopf.
    »Hat Fred dir erzählt, daß er Rust aufgefordert hat, sich seine Dienst-
    marke dorthin zu stecken, wo die Sonne nie scheint?«
    »Ja. Dreimal. Diese Tatsache schien einen großen Teil seiner

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