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Flieh, so schnell es geht!

Flieh, so schnell es geht!

Titel: Flieh, so schnell es geht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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stutze.
    Sally Rose .
    Das ist wirklich ein Wrack. Aber jetzt weiß ich, was ich wissen wollte. Jetzt wünsche ich mir nur, dass Tammy und Sash möglichst lange mit ihrem Kaffee trödeln.
    Ich halte den Kopf gesenkt über Brötchen und Kaffeetasse. Der Graubart schaut mich wieder an. Ich blinzle ihm zu, worauf er sofort wieder wegschaut. Aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie Sash zur Theke geht. Stuhlrücken hinter mir.
    Ich vermute, Tammy hat sich hingesetzt, aber ich schaue lieber nicht nach.
    Stattdessen lege ich das Brötchen weg, stelle die Tasse ab und stehe langsam auf, Rücken zum Tisch. Ich sehe Sash jetzt genau. Sie steht in der Schlange vor der Theke, und wenn sie mir jetzt ins Gesicht schaute, könnte ich in Schwierigkeiten kommen. Vorhin hat sie mich nicht erkannt, aber das will nichts heißen.
    Mit gesenktem Kopf schleiche ich an ihr vorbei zur Tür hinaus.
    Wieder die Kapuze auf, dann gehe ich an der Fensterfront des Diner entlang. Kurzer Blick ins Innere. Die am Ecktisch gucken nicht raus. Dig und Riff hocken zusammen und reden. Tammy hat sich zu Sash gedreht und ruft ihr etwas zu.
    Weg bin ich.
    Sally Rose .
    Ein rostiger alter Kahn. Keine Ahnung, mit was für Ladung die in ihren besseren Tagen unterwegs war. Jetzt haust unter ihrem Deck nur Gesocks. Hat mich früher nie interessiert.
    Aber das hat sich geändert.
    Vorbei an den Kränen, vorbei am geschäftigen Teil der Kaianlage, vorbei an den neueren Lagerhäusern, hin zu den alten heruntergekommenen Bauten. Hier ist kaum noch Leben, Bigeyes. Das Einzige, was sich hier bewegt, ist der Fluss, und wir wissen beide nur zu gut, was ich davon halte.
    Schau dich bloß mal um. Könnte man sich eine ödere Gegend vorstellen? Das macht mich krank. Wasser zur Linken, Brachland zur Rechten, keine Bäume, keine Sträucher, keine Hecken, nur kümmerliches Gras und leer stehende Lagerhäuser.
    Soweit ich sehe, folgt uns niemand, aber das kann sich jeden Augenblick ändern. Ich muss auf der Hut bleiben. Jede Sekunde hellwach. Feinde gibt’s überall, auch wenn ich sie nicht sehe.
    Jetzt die Schiffe. Die seetüchtigen ankern draußen, die kaputten liegen am Ufer. Ein paar brauchbare Boote sind in Reichweite, aber das meiste ist Schrott, Schlepper und Kähne, die vor sich hin rosten.
    Und da ist die Sally Rose .
    Halt. Erst schauen, was hinter dem Kahn ist. Scheint alles in Ordnung. Niemand auf dem Pfad, niemand auf dem Wasser, niemand bei den Lagerhäusern.
    Ich lange in meine Tasche und taste nach dem Messer.
    Xen und Kat.
    Mit denen werde ich fertig. Solange es nur die beiden sind.
    Ich drücke das Messer und sofort spüre ich wieder diesen Schauer. Früher war das nie so, Bigeyes. Früher war es einfach. Klinge raus und los.
    Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich muss das jetzt durchziehen. Sobald ich den ersten Schritt getan habe, fühle ich mich besser. Dann geht alles wie von selbst.
    Geh ran, rasch, geräuschlos, Augen auf.
    Nichts bewegt sich hier, nur der Fluss schwappt vorbei. Ich bemühe mich, nicht hinzuschauen. Ein Steg führt vom Heck zum Kai. Sieht wackelig aus, ich hab keine große Lust, da drüberzuspazieren. Aber was Besseres werde ich hier nicht finden.
    Und es muss jetzt sein.
    Checken. Immer noch kein Mensch zu sehen. Jetzt bin ich auf dem Steg, er federt, aber er hält. Gut. Schau nicht ins Wasser, konzentriere dich auf das Brett und gehe Schritt für Schritt weiter.
    Ich bin an Deck.
    Schau dich um. Niemand. Jetzt musst du wahnsinnig aufpassen. Horch genau. Keine Stimmen, kein Fußgetrappel, kein Geräusch. Die Luke da drüben ist offen. Schleich hin und spähe hinein.
    Alles dunkel, aber eine Leiter führt ins Schiffsinnere.
    Ich schleiche hin und klettere Sprosse um Sprosse hinunter. Ich stehe jetzt im Frachtraum, ringsum dunkel, aber meine Augen gewöhnen sich rasch an die Dunkelheit. Und ich höre Stimmen.
    Nur ein Gemurmel, aber das genügt schon. Es sind die beiden anderen Tussis. Sie sind in einer Kabine irgendwo im Bug. Ich verstehe nicht, was sie sagen, aber ich erkenne die Stimmen.
    Geh vorsichtig weiter. Die Tussis interessieren mich nicht, ich will Jaz. Aber einem Kampf weiche ich nicht aus. Und weißt du, was mir Angst macht, Bigeyes?
    Ich selbst.
    Wirklich. Ich fürchte mich vor mir selbst. Denn ich fühle wieder diesen Zorn in mir. Ich fühle, wie ich nach Blut lechze. Und weißt du warum? Weil ich jetzt

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