Flieh, so schnell es geht!
Haus von Tammys Oma besucht. Er hat dort früher mal Trix und die Mädchen gesehen, als er noch nach dir gesucht hat.«
»Er lügt.«
»Er sagt, er hat gesehen, wie du sie umgebracht hast. Und das soll auch nicht dein erster Mord gewesen sein. Er und seine Kumpels suchen dich schon seit Jahren und nun ist der Augenblick der Rache gekommen. Daraufhin haben wir uns alle auf die Suche gemacht, wir und noch ein paar Freunde, mit denen wir immer in Handykontakt waren. Riff hat dich auf dem Fahrweg aufgespürt und uns sofort alarmiert. Alles Weitere war ein Kinderspiel. Oder hätte es sein sollen. Wir haben unseren Teil getan, die anderen haben es versiebt. Aber egal, jetzt bist du wieder da.«
»Ich hab Trixi nicht umgebracht, Paddy warâs. Der Typ, mit dem ihr gesprochen habt. Bex war dabei. Frag sie!«
»Oh ja, als ob wir ihr auch nur ein Wort glauben würden.« Dig fährt sie an. »Sie hat in ihrem ganzen Leben kein einziges wahres Wort gesagt. Deshalb bin ich mit ihr fertig.«
Ich schaue Bex an. Sie hat jetzt wieder diesen starren Blick. Plötzlich nickt sie.
»Er hat recht. Er und ich wir waren mal â¦Â«
Sie verstummt und sucht Digs Blick.
»Ja«, sagt er. »Wir waren mal zusammen, aber jetzt nicht mehr.«
So ist Bex also in die Mädchenbande gekommen. Nicht weil sie zu den Abgebrühten gehörte. Das war mir immer schon klar. Sondern weil sie Digs Ische war.
In meinem Kopf jagen sich die Gedanken. Ich muss damit aufhören, mich erinnern, was ich eigentlich hier wollte. Ich pflanze mich vor Dig auf.
»Wo ist Jaz?«
Er runzelt die Stirn.
»Jaz?«
»Wo ist sie?«
»Du willst Jaz, ja?« Er schaut zu den anderen und lacht leise. »Er will Jaz.«
Sie lachen ebenfalls. Dann wendet er sich wieder mir zu und schaut mich grinsend an.
»Ich glaube nicht, dass Jaz dich sehen will. Nicht so, wie du jetzt aussiehst. Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut?«
»Wo ist sie?«
»Sie will nichts mit dir zu tun haben.« Und mit leiser Stimme fährt er fort. »Du siehst nämlich zum Fürchten aus, Junge. Aus dir sprüht Feuer und Schwefel. Du hast eine Wut in dir, wie ich es noch nie bei jemandem gesehen hab. Mir machst du keine Angst, aber der Kleinen umso mehr.«
Ich zittere, Bigeyes, denn ich weiÃ, er hat recht. Ich brenne vor Zorn. Aber so weit hab ich mich noch in der Hand, dass ich mich für Jaz beruhige. Und sie vertraut mir. Sie ist so ein Kind, das Vertrauen hat. Sie wird mich wiedererkennen.
Ich muss sie hier rausholen. Sie und Bex. Dig ist kein Vater für sie. Was sie braucht, ist ihre Mutter. Und mich. Egal um welchen Preis, ich muss sie hier rausholen.
»Ich möchte sie sehen«, sage ich.
Dig grinst mich an, dann weist er mit dem Kinn ans andere Ende des Frachtraumes.
»Ganz wie du willst«, meint er. »Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
Ich schaue alle der Reihe nach an. Sie beobachten mich, schauen auf das Messer in meiner Hand. Trotz ihrer Ãberzahl und Digs Schneid haben sie Angst vor mir. Ich fixiere die Tür am anderen Ende.
»Geht aus dem Weg«, sage ich.
Die Augen der anderen wenden sich Dig zu. Er nickt zum Zeichen, dass er einverstanden ist. Daraufhin weichen die anderen zurück, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich suche Bexâ Hand. Sie ergreift sie und hält sie fest.
Ich führe sie durch den ganzen Frachtraum. Keiner rührt sich, keiner spricht. Es ist ganz still, nur das Ãchzen des Schiffsrumpfes und das Trommeln des Regens auf dem Deck.
Ich komme vor der Tür an, lasse Bexâ Hand los, blicke mich nach den anderen um. Die stehen immer noch da und beobachten mich. Ich wende mich zur Tür, kein Licht scheint durch die Ritze, aber ein Riegel ist auch nicht vorgeschoben. Wenn sie da drin ist, dann ist sie keine Gefangene. Es sei denn, sie wäre gefesselt.
Ich mache die Tür auf.
Und da ist sie. Sie sitzt auf einer kleinen Kiste und schaut nach drauÃen. In der einen Hand hat sie einen Stift, in der anderen ein Malbuch, das sie an die Brust drückt. Sie schaut mich mit groÃen Augen an und erkennt mich. Ich lächle sie an und flüstere.
»Jaz, ich binâs.«
Sie macht den Mund auf und schreit.
Das haut mich um. So einen Schrei hab ich noch nie gehört, nicht von ihr und nicht von sonst irgendjemand. Einen solchen Angstschrei hab ich noch nie gehört. Und das
Weitere Kostenlose Bücher