Flieh, so schnell es geht!

keine Gedanken zu machen. Schauen nicht nach rechts und nicht nach links. Aber ich, ich beobachte sie und ich halte nach den anderen Ausschau.
    Bis jetzt ist mir noch nichts aufgefallen. Aber sie sind hier, Bigeyes. Das hab ich schon gesagt. Ich kriege Beklemmungen, so deutlich spüre ich sie. Schau den beiden Typen nach.
    Jetzt halten sie vor einem Auto. Sie schauen sich gar nicht um, steigen einfach ein, als ob nichts wäre. Riff setzt sich hinters Steuer, lässt den Motor an.
    Ich stecke den Schraubenzieher ins Zündschloss – und warte ab.
    Zu früh zum Starten. Zu riskant. Wenn uns andere beobachten, werden sie den Zusammenhang sehen zwischen Riff, der den Motor anlässt und gleich losfährt, und mir, der hinterherfährt. Dann haben sie mich sofort im Visier.
    Also warte noch ein paar Sekunden. Aber nicht zu lange, sonst verliere ich die beiden aus den Augen. Sie fahren Richtung Hauptstraße. Ich werde ganz kribbelig, ich muss ihnen hinterher. Checken, immer noch niemand in Sicht.
    Aber die anderen sind da, Bigeyes, das sag ich dir. Hier läuft mehr, als ich sehen kann. Und doch müssen wir jetzt weg, wir können nicht länger warten, sonst ist Riff auf und davon.
    Dreh den Schraubenzieher um. Der Motor springt an. Noch einmal checken. Nichts regt sich in der Gegend, außer einem Kind auf seinem Dreirad.
    Los.
    Erster Gang, Handbremse lösen, Kupplung kommen lassen, sachte losfahren. Riff ist rechts abgebogen, aber ich kriege ihn wieder zu Gesicht, sobald ich die Hauptstraße erreicht habe. Dann, noch in der Seitenstraße, höre ich es.
    Das Geräusch eines anderen startenden Motors hinter mir.
    Blick in den Rückspiegel. Hinter mir schert keines von den parkenden Autos auf beiden Seiten der Straße aus. Fahr weiter, du musst jetzt weiterfahren.
    Wir erreichen die Hauptstraße. Immer noch nichts im Rückspiegel zu sehen. Riff fährt Richtung Zentrum, aber er steckt in einer Fahrzeugkolonne. Rückspiegel.
    Immer noch nichts.
    Aber ich hab das Geräusch eines startenden Motors gehört, da bin ich mir ganz sicher.
    Schau nach vorn, such dir eine Lücke im Verkehr. Da ist eine, wechsel in Riffs Spur. Der fährt jetzt schneller, fünf Autos sind zwischen uns, aber jetzt habe ich Anschluss. Rückspiegel.
    Aber sie kommen, Bigeyes, sie kommen wegen uns. Ich lange in die Tasche und spüre das Messer.
    Hupen auf der rechten Spur. Ich bin zu weit nach rechts geraten. Lass das Messer los, nimm das Lenkrad in beide Hände und steuere nach links. Ein Kleinbus mit einem rothaarigen Typ am Steuer kommt aus meinem toten Winkel. Er schaut zu mir herüber, zeigt mir den Stinkefinger und zieht vorbei.
    Mir läuft ein Schauer über den Rücken, Bigeyes, wie vorhin im Fluss.
    Ich muss mich konzentrieren, die Fassung bewahren, in der Spur bleiben.
    Â»Leg das Messer weg.«
    Ja, gut. Sprich laut.
    Â»Leg es weg. Du brauchst es noch nicht. Später. Jetzt musst du fahren und die Augen offen halten.«
    Der Verkehr wird jetzt flüssiger. Ich sehe Riff vor mir. Er wechselt auf die rechte Spur, als wollte er an der nächsten Ampel abbiegen.
    Rückspiegel. Dann Wechsel auf dieselbe Spur wie er.
    Jetzt sind nur noch zwei Autos zwischen uns, hinten tut sich immer noch nichts. Jedenfalls nichts, was irgendwie gefährlich aussähe. Nur Autos, Autos, Autos. Aber alle könnten gefährlich sein, in einem könnte der Kerl sitzen, der es auf mich abgesehen hat.
    Und auf den ich es ebenfalls abgesehen habe.
    Aber es geht nicht nur um Paddy. Ich möchte noch etwas Wertvolleres.
    Sirenengeheul!
    Auch das noch, Bigeyes, sag bloß …
    Sie sind irgendwo weiter hinten. Ich sehe kein Blaulicht im Rückspiegel, aber einige Autos fahren schon zur Seite, um eine Gasse freizulassen. Riff biegt an der Ampel rechts ab, noch steht sie auf Grün. Er fährt Richtung Docks. Die Sirenen werden immer lauter, jetzt ist auch ein Blaulicht im Rückspiegel zu sehen, allerdings noch ziemlich weit entfernt.
    Das ist Polizei. Und die ist hinter mir her. Irgendjemand muss mich erkannt haben. Aber damit gebe ich mich jetzt nicht ab, ich muss Riff auf den Fersen bleiben. Warum fahren die Autos vor mir nicht weiter?
    Ach du Scheiße, der Typ hinter Riff hat den Motor abgewürgt. Riff ist abgebogen und wir anderen in der Kolonne stecken hier fest. Und gleich wird die Ampel auf Gelb springen.
    Noch mehr Sirenengeheul. Das sind mindestens zwei Streifenwagen. Einen