Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flieh, so schnell es geht!

Flieh, so schnell es geht!

Titel: Flieh, so schnell es geht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
Vom Netzwerk:
halte ich nicht aus. Das meinte Dig also vorhin. Sie fürchtet sich vor meinem Zorn, vor meinem Gesicht, vor mir.
    Â»Jaz, ist doch alles gut. Ich bin’s, ich …«
    Sie schreit wieder, sogar noch lauter.
    Â»Jaz, aber ich tu dir doch nichts.«
    Noch mehr Schreie. Mit verzerrtem Gesicht wendet sie sich ab, als wollte sie mich ausblenden. Ich neige mich zu ihr, berühre sie am Arm.
    Sie zuckt mit dem Arm, als hätte ich sie verbrüht.
    Â»Jaz, hör mir zu.« Ich flüstere in dem verzweifelten Bemühen, sie trotz ihrer Angst doch zu erreichen. »Jaz, ich möchte mich um dich kümmern. Ich habe Geld und ein Auto, mit dem wir von hier wegkönnen, du und ich und Bex. Wir bringen uns in Sicherheit.«
    Ich rede mich heiß und verspreche ihr das Blaue vom Himmel. Das war mein Plan – das Geld, das Auto, die Flucht. Daraus wird jetzt nichts mehr, denn Dig und seine Kumpel sind da, aber ich rede weiter auf sie ein, will ihr ein Lächeln entlocken.
    Â»Jaz, Jaz …«
    Sie schreit nur, flüchtet sich in die hinterste Ecke der Kabine, drückt sich gegen die Schiffswand. Sie hält sich die Ohren zu und senkt den Kopf, damit sie mich nicht sieht. Ich merke, wie Bex mich fortzieht und dann die Tür zuschlägt. Drinnen geht das Schreien weiter.
    Die anderen kommen jetzt näher.
    Â»Das wär’s dann also«, sagt Dig. »Und zum Glück brauche ich mir nicht die Hände schmutzig machen. Das erledigen andere.«
    Er schaut zu Riff hinüber. Der spricht ganz ruhig in sein Handy.
    Ich bin immer noch außer mir. Ich kann nicht klar denken. Jaz’ Schreien, ihr Gesicht, ihre Angst – vor mir, das ist zu viel für mich, Bigeyes. Und plötzlich ist alles andere unwichtig.
    Aber das ist nicht wahr. Denn da ist auch noch Bex. Sie zählt noch, selbst wenn ich nicht mehr zähle.
    Â»Lasst Bex laufen«, sage ich. »Mit mir könnt ihr machen, was ihr wollt. Aber lasst Bex laufen. Und gebt ihr das Kind zurück.«
    Â»Das würde ich schon«, sagt Dig und legt eine Kunstpause ein. »Wenn sie eins hätte.«
    Stille. Eine tiefe, beängstigende Stille. Der Regen hat aufgehört. Das Schreien auch. Ich zwinge mich zum Sprechen.
    Â»Willst du damit sagen …?«
    Â»Frag Bex.«
    Ich drehe mich zu ihr um und wieder hat sie diesen gespenstischen Blick.
    Â»Sag mir die Wahrheit«, dränge ich.
    Â»Ich liebe dieses Kind«, flüstert sie.
    Â»Sag mir die Wahrheit.«
    Â»Wir waren gute Freundinnen und sind es immer noch. Wir haben uns angefreundet, weil ich mich bei Tammys Oma um sie gekümmert hab. Wir sind wie Pech und Schwefel. Sie vertraut mir mehr als jedem anderen Menschen auf der Welt. Außerdem hat sie keinen Vater. Frag Dig. Dem Typen ging’s nur ums Bumsen, dann hat er sich aus dem Staub gemacht. «
    Â»Du hast mir noch nicht gesagt, was ich wissen will.«
    Wieder Stille. Ich schreie sie in dem dunklen, leeren Frachtraum an: »Wer ist Jaz’ Mutter?«
    Sie schlägt die Augen nieder und flüstert.
    Â»Trixi.«
    Dig geht auf mich los. Links und rechts von ihm sind die Mädchen. Sie begleiten ihn wie Schatten, ich sehe nicht einmal mehr ihre Augen. Vielleicht schaue ich auch nicht genau hin. Denn eigentlich ist mir jetzt alles egal. Wozu sollte ich, hat doch alles keinen Sinn mehr.
    Jaz will nichts von mir wissen. Und Bex ist Gesocks wie die anderen.
    Die Schatten halten an. Dig rückt noch näher.
    Ich sehe, wie das große Messer losschnellt, immer mehr Fahrt aufnimmt, als es die Dunkelheit zerschneidet. Meine Gedanken zerstieben in alle Richtungen, warnen mich mit hellen Schreien. Duck dich, rufen sie, pariere den Angriff, tu etwas. Noch ist Zeit.
    Ich weiß das. Aber ich rühre mich nicht. Mein eigenes Messer liegt nur schwer in der Hand.
    Plötzlich ein heißer Schmerz, als die Klinge des großen Messers in meine Augenbraue dringt. Mir fließt Blut in die Augen, ich stürze zu Boden. Ich höre Schreie. Erst Becky, dann Jaz hinter der Tür. Schließlich schreie ich auch.
    Die Tussis um Dig erheben ein wildes Geheul und umzingeln mich. Schon erhalte ich die ersten Tritte. Ich igele mich ein, aber eine Hand packt mich am Haar und reißt mir den Kopf hoch.
    Ich sehe Dig durch einen blutigen Schleier. In der Hand halte ich immer noch Trix’ Messer, will damit zustechen, aber ich kann mich nicht rühren und Dig weiß das.
    Er grinst mich an. Im

Weitere Kostenlose Bücher