Flieh, so schnell es geht!

anderen sind verstummt. Kein Laut mehr.
    Noch mehr Köpfe drehen sich. Augen schauen in meine Richtung. Zwar sehe ich den Schimmer der Augen nicht, aber ich fühle, wie sie durch das Dunkel spähen, den Raum um mich durchschneiden. Aber sie sehen mich nicht. Ich sage mir immer wieder, dass sie mich nicht sehen. Ich kann mich unsichtbar machen, nur so überlebe ich.
    Doch warum drehen sie die Köpfe nicht wieder zurück? Warum schauen sie weiterhin in meine Richtung? Ich bin flach am Boden, ich bin im Schatten und mucksmäuschenstill. Warum schauen sie immer noch herüber?
    Da höre ich es.
    Schritte, die auf mich zukommen.
    Da ist er, kommt herangeschlichen – und ich erkenne ihn. Es ist der Typ, der Trixi umgebracht hat. Schau genau hin, fixiere ihn, sei bereit, nach rechts oder links zu sprinten. Mit ihm ringen kann ich nicht. Ich muss türmen.
    Aber nicht jetzt. Warte, bis er auf mich losgeht.
    Doch das tut er gar nicht. Erst als er fast über mich stolpert, merke ich, dass er mich nicht gesehen hat. Er schaut zu den Typen hinüber und sie beobachten ihn. Deswegen haben sie sich umgedreht.
    Dennoch wird er mich im nächsten Augenblick bemerken, wenn ich nicht vollkommen reglos bleibe und er weiterhin nicht hinschaut. Einer von den Typen ruft ihm etwas zu.
    Â»Lass dir Zeit, Paddy«, und einen Augenblick später ist er an mir vorbei und bei seinen Kumpeln im Graben.
    Paddy.
    So heißt er also. Ein weiteres Mosaiksteinchen, das sein Bild vervollständigt. Paddy – kann gut reden, aufmerksamer Beobachter, hat kein Gewissen, tötet auf Bestellung.
    Hat den Auftrag, mich zu holen.
    Aber ich gehe nicht mit. Nicht dahin, woher er kommt. Eher sterbe ich.
    Ich muss dir was sagen, Bigeyes. Es gibt Orte, die gefährlich sind, andere sind wirklich Scheiße, und es gibt die Hölle. Ich bin in allen dreien gewesen.
    Ich gehe nicht dahin zurück.
    Ich halte Ausschau nach den anderen beiden, sein Kumpel und der haarige Kerl. Leider kann ich sie in der Dunkelheit nicht wirklich sehen. Wenn Paddy hinter mir her ist, dann müssen die anderen beiden auch hier sein. Ich muss noch näher ran, muss sie deutlicher sehen, muss hören, was sie sagen.
    Hoffentlich knipsen sie die Taschenlampen nicht gleich wieder an.
    Jetzt reden sie wieder, aber zu leise, ich verstehe kein Wort. Schleich dich links heran, nicht zu rasch, aber auch nicht zu langsam. Ich muss mithören, bevor sie sich wieder trennen. Sie können jeden Augenblick aufbrechen. Und ich muss in Deckung bleiben.
    Hier ist der andere Zaun. Drüber klettern oder unten durch schlüpfen? Ich suche eine passende Stelle unter dem Draht, das ist sicherer.
    Geht nicht. Die Lücke ist zu schmal. Rechts checken. Man sieht nicht viel. Büsche sind im Weg, aber das kann mir auch nützen.
    Ãœber den Zaun, ganz vorsichtig. Lass dich auf der anderen Seite hinuntergleiten. Die Typen drüben rühren sich nicht, nur das Gemurmel ihrer Stimmen.
    Kriech am Zaun entlang. Und da ist schon der Erste von ihnen.
    Halt. Beweg dich nicht. Schau kurz hin. Ich wende mein Gesicht einen Zoll weit und spähe durch die Lücke zwischen Maschendraht und Boden. Da unten im Graben hocken sechs Männer.
    Trotz der Dunkelheit sehe ich jetzt ihre Gesichter. Drei von ihnen erkenne ich sofort – Paddy, seinen Kumpel und den großen haarigen Kerl. Die anderen drei sind mir unbekannt, aber auch sie scheinen harte Jungs zu sein. Wenn die es alle auf mich abgesehen haben, sitze ich noch tiefer in der Scheiße, als ich dachte.
    Jetzt redet Paddy.
    Â»Hat denn keiner von euch den Jungen gesehen?«
    Ich sehe, wie die anderen den Kopf schütteln.
    Â»Wir haben hier gewartet«, sagt der große Kerl, »während du mit Riff weg warst.«
    Riff!
    Die Typen kennen Riff! Das ist übel, Bigeyes. Damit hab ich nicht gerechnet. Und wenn sie Riff kennen, dann kennen sie auch die Mädchenbande und Trixis Bruder. Sie müssen irgendwie miteinander in Verbindung stehen. Keine Ahnung wie.
    Aber eines ist klar: Sie haben Tammy nicht gesagt, dass Paddy Trixi umgebracht hat. Sie haben ihr gesagt, ich oder Bex seien es gewesen. Vielleicht arbeiten sie auf diese Weise zusammen. Mehr Augen für die Jagd.
    Aber diese Typen spielen ihr eigenes Spiel.
    Der große Kerl redet weiter.
    Â»Wir konnten wegen der Polizei nicht weg hier.« Er macht eine Pause. »Was hast du mit den anderen beiden gemacht?«
    Die anderen beiden? Mich