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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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den Wagen die endlos lange gerade Straße entlang. Sie versuchte nicht an das zu denken, was er am Telefon zu seiner Mutter gesagt hatte. Den ganzen Morgen schon bemühte sie sich, es zu vermeiden, aber immer wieder kam ihr dieser Satz in den Sinn:
Nur jemand, den ich unterwegs ein Stück mitgenommen habe. Das hat nichts zu bedeuten.
    Er hatte sie gemeint, als er sagte: “Das hat nichts zu bedeuten”.
    “Ein bisschen schon”, sagte sie.
    “Du bist sehr schweigsam heute.”
    Es gab eben nicht viel zu sagen. Sie kam sich lächerlich vor, weil sie sich unter der Dusche die tollsten Sachen für ihre gemeinsame Zukunft ausgemalt hatte, weil sie geglaubt hatte, dass es ihm etwas bedeutete, was gestern Abend passiert war. Und es überraschte sie sehr, wie weh ihr der Gedanke daran tat. Vor einer Woche erst hatte sie sich vorgenommen, ganz neu anzufangen und unabhängig zu bleiben. Aber nur wenige Tage in Prestons Gegenwart reichten, um ihr überdeutlich zu zeigen, wie sehr sie sich nach Liebe und Zuneigung sehnte.
    Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Sie hätte es wirklich besser wissen müssen und sich niemals so gehen lassen dürfen.
    “Emma?”
    “Was?”
    “Stimmt etwas nicht?”
    “Nein.”
    “Woran denkst du?”
    “An die Zukunft.”
    “Und wie stellst du dir deine Zukunft vor?”
    Sie schlug die Augen auf und bewunderte die Wiesen, Felder und Beete und die hübschen bunten Bauernhöfe, die mitten darin lagen und wünschte sich, ihr Leben könnte so wohlgeordnet sein. “Ich möchte in einem kleinen Städtchen wohnen.”
    “Und weiter?”
    “In einem kleinen gelben Haus mit einem weißen Lattenzaun drum herum und Blumen im Vorgarten.”
    “Das klingt aber ganz anders als ein Anwesen mit Swimmingpool. Würdest du das luxuriöse Leben, das du geführt hast, nicht vermissen?”
    “Soll das ein Scherz sein? Das Anwesen, auf dem ich gewohnt habe, war ein goldener Käfig, ein Gefängnis. Ich möchte nichts mehr davon sehen und hören. Und abgesehen davon …”, sie zuckte mit den Schultern, “… kann man mit dem Gehalt einer Lehrerin nun mal keine großen Sprünge machen. Ich habe mir aber vorgenommen, mit dem zufrieden zu sein, was ich mir leisten kann.”
    “Du möchtest also als Lehrerin arbeiten?”
    “Ja, wenn ich eine Anstellung finde.”
    “Und wo in Iowa würdest du dich gern niederlassen?”
    “Das weiß ich noch nicht.” Vor allem aber fragte sie sich, ob sie wohl schon genug Kilometer zwischen sich und Manuel gebracht hatte. Vielleicht sollte sie Preston bitten, sie in der nächsten Stadt abzusetzen. Je früher sie sich voneinander trennten, umso besser. Und wer wusste schon mit Sicherheit, dass Iowa für sie sicherer war als Nebraska?
    Sie faltete die Straßenkarte auseinander, die er auf das Armaturenbrett gelegt hatte. “Vielleicht wäre ein Ort in dieser Gegend hier ja auch ganz hübsch.”
    Er schaute sich um. “Hier? Willst du dich etwa in Nebraska niederlassen?”
    “Warum nicht?”
    “Und warum nicht mehr in Iowa?”
    Es waren noch vier Stunden bis zur Landesgrenze. Danach würde er Richtung Cedar Rapids fahren, was noch mal ungefähr fünf Stunden dauern dürfte. Obwohl Max immer noch total fasziniert von seinem Computer war, genoss er es jedes Mal sehr, wenn Preston ab und zu anhielt, damit sie zusammen Baseball spielen konnten. Je länger die beiden Spaß miteinander hatten, umso schwerer würde Max der Abschied fallen. Und auch sie selbst wollte ihn nicht länger als nötig in ihrer Nähe haben, denn nach der Trennung sähen sie sich bestimmt nie wieder. Warum es also noch schwerer machen, als es ohnehin schon war?
    “Ich möchte mich einfach nur in einem ländlichen Ort niederlassen, wo ich das Leben führen kann, von dem ich in den vergangenen Jahren geträumt habe. Hier in Nebraska scheint es eine Menge solcher Städtchen zu geben. Das ist doch die Kornkammer Amerikas, stimmt’s?” Sie versuchte zu lächeln, was ihr kläglich misslang. Er lächelte nicht zurück.
    “Warum hast du es denn plötzlich so eilig?”, fragte er.
    Diese Frage wollte sie lieber nicht beantworten, also tat sie so, als würde sie die Karte intensiv studieren. “Hazard liegt nicht weit entfernt von hier. Das ist bestimmt ein netter Ort. Oder Rockville oder Ashton …”
    “Emma.”
    Natürlich hörte sie den ernsten Unterton in seiner Stimme, starrte aber trotzdem weiter auf die Landkarte. “Sieht so aus, als könnte es ab dem Missouri wieder gebirgiger werden, also wäre es wohl

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