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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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ich sie finde, werde ich auch unseren Sohn finden.”
    “Ich verstehe.”
    “Können Sie mir dabei helfen?”
    Natürlich kann sie das, dachte Emma. Welche Frau würde nicht sofort ihre Hilfe anbieten, wenn es darum ging, das Leben eines kleinen Jungen zu retten? Sie zwang sich, zwei Schritte nach vorn zu gehen und mit zitternden Händen nach dem Vorhang zu greifen. Sie schob ihn einen Spaltbreit auseinander und spähte nach draußen. Nirgendwo eine Möglichkeit, um unbemerkt zu verschwinden! Die kleinste Bewegung dort draußen würde sofort seine Aufmerksamkeit erregen.
    “Ich würde Ihnen ja gern weiterhelfen, vor allem, weil es so wichtig ist”, sagte Ruby. “Aber leider ist ihre Frau schon wieder gegangen. Aber wenn sie sich beeilen, können Sie sie vielleicht noch einholen.”
    Emma stockte der Atem.
    “In welche Richtung ist sie denn gegangen?”, fragte Manuel.
    Wieder spähte Emma durch den Spalt und sah, wie Ruby den Kopf schüttelte. “Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich habe nicht nach draußen geschaut, weil ich hinten zu tun hatte.”
    Manuel zögerte. Glaubte er ihr? Es hatte absolut aufrichtig geklungen. Aber er war ein misstrauischer Mensch. “Und wie lange ist das her?”
    Glaubte er ihr oder nicht? Emma war wie gelähmt.
Bitte, bitte, glaub ihr, glaub ihr und geh endlich!
    “Oh, noch keine fünf Minuten.”
    “Vielen Dank, Señora.”
    “Sie dürfen ruhig Señorita sagen”, korrigierte sie ihn.
    “Vielen Dank, Señorita.” Sein Tonfall gab keinen Hinweis darauf, was er fühlte oder dachte. Aber er verließ den Laden.
    Emma spürte, wie alle Kräfte sie verließen. Sie stieß die Luft aus, die sie die ganze Zeit über angehalten hatte und sank völlig erschöpft auf den kleinen Hocker in der Ecke der Kabine.
    Kurz darauf zog Ruby den Vorhang auf und sagte: “Er ist weg.”
    Erst jetzt merkte Emma, dass ihr T-Shirt schweißgetränkt war. “Gott sei Dank. Vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben.”
    Ruby schaute sie voller Mitleid an. “Sie sind ja kreidebleich. Ist alles in Ordnung?”
    “Ich glaube schon.” Erleichtert fuhr Emma sich mit der Hand über das Gesicht. Es war ebenfalls schweißnass. “Warum haben Sie mir geholfen?”
    “Mich hat noch nie jemand so verzweifelt angesehen wie Sie, als Sie die Stimme dieses Mannes gehört haben.” Ruby legte die Hände in die Hüften und schaute Emma prüfend an. “Abgesehen davon mochte ich ihn nicht. Er schien zu glauben, dass er mich nach Lust und Laune herumkommandieren kann. Und er war für meine Begriffe ein bisschen zu schmierig, wenn Sie verstehen, was ich meine. Der glaubte wohl, er könnte mir schmeicheln, wenn er mich Señora nennt. Anscheinend hat er gedacht, ich wäre irgend so ein Dummchen.”
    In wenigen Sekunden hatte diese Frau Manuel durchschaut. Das war ein gutes Zeichen. Vor Freude bekam Emma sogar ein kleines Lächeln zustande. “Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.”
    Ruby machte sich daran, die Kleider aufzuheben, die Emma aus der Hand gefallen waren, als Manuel den Laden betreten hatte. “Wollen Sie das Top jetzt mal anprobieren?”, fragte sie.
    “Nein, ich nehme es einfach so mit. Ich muss weiter.”
    “Sie wollen gehen? Aber dieser Kerl steht vielleicht noch da draußen auf der Straße. Ich hab ihn doch nicht angelogen, damit Sie jetzt einfach rausmarschieren und ihm direkt in die Arme laufen.”
    Ruby hatte recht. Natürlich konnte Manuel noch in der Nähe sein. Aber sie wollte trotzdem zurück. “Ich muss zu meinem Jungen”, sagte sie. “Er muss etwas zu Essen bekommen. Jetzt sofort.”
    “Sie haben doch nicht etwa ein kleines Kind ganz allein gelassen.”
    “Nein, selbstverständlich nicht. Er ist bei … einem Freund.” Konnte sie Preston überhaupt als ihren Freund bezeichnen? Sie wusste es nicht. Er war einfach nur ein gut aussehender geheimnisvoller Fremder. Aber aus irgendeinem Grund vertraute sie ihm.
    “Aber wenn Sie jetzt rauslaufen und dieser Kerl Sie abfängt, wird Ihr Sohn auch nicht früher etwas zu essen bekommen, oder?”
    Wie sollte sie Ruby erklären, warum es so schrecklich dringend war?
    “Nein”, lenkte sie ein.
    “Wo steht denn Ihr Wagen?”
    “Ich habe keinen.”
    “Wie sind Sie denn hierhergekommen?”
    “Gelaufen.”
    Ruby verdrehte die Augen. “Ich hab gleich gewusst, dass das heute nicht mein Tag ist. Ich hätte gar nicht aufstehen sollen. Als der Wecker klingelte, hab ich mir gesagt: Ruby, das ist heute so ein Tag, an dem du im Bett bleiben

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