Fliehe weit und schnell
fragte Bertin, als er das Essen brachte. »Antwortet das von allein?«
»Nein«, erwiderte Adamsberg, »es antwortet nicht.«
»Diese Dinger machen einen auch nicht immer glücklich.«
»Nein.«
Adamsberg verbrachte den Nachmittag im Viking, wo er nur von Castillon gestört wurde und später von Marie-Belle, die kam, um ihn für eine halbe Stunde mit ihrem sich im Kreise drehenden Geschwätz zu zerstreuen. Fünf Minuten vor Beginn des Ausrufens nahm er seinen gewohnten Standort ein, zur gleichen Zeit, wie auch Decambrais, Lizbeth, Damas, Bertin, Castillon ihre Plätze einnahmen, genau wie die schwermütige Eva, die er im Schatten der Litfaßsäule entdeckte. Die noch immer dichte Menge drängte sich um das Podest.
Adamsberg hatte seine Platane verlassen, um so nah wie möglich beim Ausrufer zu stehen. Sein angespannter Blick ging von einem Stammbesucher zum nächsten, überprüfte eine nach der anderen deren Hände und hielt nach der geringsten Geste Ausschau, die ihm ein schwaches Aufblitzen enthüllen würde. Joss las achtzehn Anzeigen vor, ohne daß Adamsberg etwas bemerkt hatte. Doch während des Seewetterberichts hob sich eine Hand, um über eine Stirn zu fahren, und Adamsberg erwischte sie im Flug. Der Blitz.
Verblüfft ging er zur Platane zurück. Dort blieb er lange Zeit angelehnt stehen, ohne sich zu rühren. Er zögerte.
Dann zog er sehr langsam das Telefon aus seiner gebügelten Jacke.
»Danglard«, murmelte er, »kreuzen Sie mit zwei Männern auf dem Platz auf, und zwar im Laufschritt. Machen Sie schnell, Hauptmann. Ich habe den Pestbereiter.«
»Wer?« fragte Danglard, während er aufstand und Noèl und Voisenet bedeutete, ihm zu folgen.
»Damas.«
Wenige Minuten später bremste der Polizeiwagen auf dem Platz, drei Männer stürzten heraus und liefen zu Adamsberg, der sie an der Platane erwartete. Das Ereignis erregte die Aufmerksamkeit der Umstehenden, um so mehr, als der größte von den Bullen ein weißgraues Kätzchen in der Hand trug.
»Er ist immer noch da drin«, sagte Adamsberg leise. »Er macht mit Eva und Marie-Belle Kasse. Rühren Sie die Frauen nicht an, schnappen Sie nur den Kerl. Vorsicht, er kann gefährlich sein, er ist athletisch gebaut, nehmen Sie Ihre Waffen mit. Richten Sie im Fall von Gewaltanwendung bitte keine Schäden an. Noèl, Sie kommen mit mir. Es gibt eine zweite Tür, die auf die Seitenstraße führt, die, die der Ausrufer benutzt. Danglard und Justin, Sie postieren sich davor.«
»Voisenet«, verbesserte Voisenet.
»Sie postieren sich davor«, wiederholte Adamsberg und löste sich von dem Baumstamm. »Wir gehen.«
Der Auszug von Damas, der in Handschellen von vier Bullen aus dem Haus begleitet wurde, sowie seine sofortige Verfrachtung in den Polizeiwagen versetzten die Anwohner des Platzes in helle Aufregung. Eva rannte zum Auto, das ihr vor der Nase wegfuhr, während sie sich mit beiden Händen den Kopf hielt. Marie-Belle warf sich weinend Decambrais in die Arme.
»Er ist verrückt«, sagte Decambrais und drückte die junge Frau an sich. »Er ist vollkommen verrückt geworden.«
Sogar Bertin, der die ganze Szene hinter seinen Fenstern verfolgt hatte, fühlte sich in seiner Verehrung für Kommissar Adamsberg schwer erschüttert.
»Damas«, murmelte er. »Die haben den Kopf verloren.«
Binnen fünf Minuten hatte sich alles im Viking versammelt, wo in einer dramatisch aufgeladenen, fast rebellischen Atmosphäre erbitterte Diskussionen begannen.
32
Damas selbst war ruhig geblieben, ohne einen Anflug von Sorge oder einer Frage auf dem Gesicht. Er hatte sich ohne jeden Protest festnehmen, in den Wagen setzen und zur Brigade fahren lassen, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Nicht einmal sein Gesichtsausdruck verriet eine Gemütsbewegung. Er war der ruhigste Beschuldigte, den Adamsberg je vor sich gehabt hatte.
Danglard setzte sich auf die Tischkante, Adamsberg lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, Noèl und Voisenet standen in den Ecken des Raumes. Favre hatte sich abseits an einem Tisch postiert und war bereit, das Verhör zu protokollieren. Damas, der recht unbekümmert auf seinem Stuhl lümmelte, warf seine langen Haare nach hinten und wartete, die mit Handschellen gefesselten Hände lagen auf den Knien.
Danglard stahl sich kurz hinaus, um die Kugel in ihren Korb zu setzen, und bat Mordent und Mercadet, für alle etwas zu trinken und zu essen zu holen, plus einen halben Liter Milch, wenn sie so freundlich wären.
»Ist die für den
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