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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Masséna, mein Flug wird ausgerufen.«
    »Wir sehen uns wieder, Kollege, wir sehen uns wieder.«
    Adamsberg rief Danglard an, um ihm dieselbe Nachricht zu übermitteln und ihn zu bitten, sich sofort mit der bedrohten Stadt in Verbindung zu setzen.
    »Schickt der uns jetzt durch ganz Frankreich?«
    »Danglard, der Pestbereiter trägt einen Diamanten am Finger.«
    »Eine Frau?«
    »Das ist möglich, vielleicht, ich weiß es nicht.«
     
    Vor dem Flug hatte Adamsberg sein Handy abgeschaltet; er schaltete es wieder ein, kaum daß er in Orly den Fuß auf den Boden gesetzt hatte. Er fragte seine leere Mailbox ab und steckte den Apparat mit zusammengepreßten Lippen in die Jackentasche.
     

31
     
    Während sich die Stadt Troyes auf den Angriff vorbereitete, war Adamsberg, kaum dem Flugzeug entstiegen, in der Brigade vorbeigegangen und gleich wieder aufgebrochen, um sich zur Place Edgar-Quinet zu begeben. Decambrais war mit einem großen Umschlag in der Hand auf ihn zugekommen.
    »Hat Ihr Spezialist die ›Spezielle‹ von gestern entschlüsselt?« fragte er.
    »Troyes, die Epidemie von 1517.«
    Decambrais strich sich mit einer Hand über die Wange, als rasierte er sich.
    »Der Pestbereiter hat Geschmack am Reisen gefunden«, stellte er fest. »Wenn er alle Orte aufsucht, in der die Seuche gewütet hat, sind wir dreißig Jahre damit beschäftigt, durch Europa zu ziehen, von ein paar Orten in Ungarn und Flandern abgesehen. Er macht die Dinge kompliziert.«
    »Er vereinfacht sie. Er zieht seine Leute zusammen.«
    Decambrais warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Ich glaube nicht, daß er aus reinem Vergnügen durchs Land fährt«, erklärte Adamsberg. »Seine Truppe ist verstreut, und er fängt sie wieder ein.«
    »Seine Truppe?«
    »Sie haben sich zerstreut, weil die Angelegenheit vor ziemlich langer Zeit stattgefunden hat«, fuhr Adamsberg fort, ohne auf die Frage zu antworten. »Eine Bande, eine Gruppe, eine Untat. Der Pestbereiter schnappt einen nach dem anderen, indem er die Geißel Gottes über sie bringt. Es ist keine zufällige Auswahl, da bin ich mir sicher. Er weiß, auf wen er zielt, und die Opfer sind seit langem ausfindig gemacht. Sicher haben sie jetzt begriffen, daß sie bedroht sind. Und sicher wissen sie, wer der Pestbereiter ist.«
    »Nein, Kommissar, in dem Fall würden sie sich in Ihren Schutz begeben.«
    »Nein, Decambrais. Wegen der Untat. Das wäre wie ein Geständnis. Der Typ in Marseille hat das begriffen, er hatte gerade zwei neue Schlösser an seiner Tür angebracht.«
    »Verdammt, was denn für eine Untat?«
    »Wie soll ich das wissen? Es hat irgendeine Scheiße gegeben. Wir sind Zeugen des Gegenschlags. Wer Scheiße sät, wird Flöhe ernten.«
    »Wenn es das wäre, hätten Sie die Verbindung schon längst gefunden.«
    »Es gibt zwei Verbindungen. Alle, Männer wie Frauen, gehören derselben Generation an. Und sie haben in Paris gewohnt. Deshalb spreche ich von einer Gruppe, einer Bande.«
    Er streckte die Hand aus, und Decambrais gab ihm den großen elfenbeinfarbenen Umschlag. Adamsberg zog die Mitteilung vom Morgen heraus:
     
    Im August 1630 hörte die Epidemie schlagartig auf und die ganze (...) war darüber sehr froh; leider war diese Pause von wahrlich kurzer Dauer. Sie war der düstere Vorläufer eines so furchtbaren Wiederaufflammens, daß von Oktober 1631 bis gegen Ende des Jahres 1632 (...)
     
    »Wie viele Häuser sind es inzwischen?« fragte Decambrais, während Adamsberg Vandooslers Nummer wählte. »Die Zeitungen sprechen von achtzehntausend in Paris und viertausend in Marseille.«
    »Das war gestern. Wir sind jetzt bei zweiundzwanzigtausend, vorsichtig geschätzt.«
    »Entsetzlich.«
    »Vandoosler? Hier Adamsberg. Ich diktiere Ihnen die von heute morgen, sind Sie bereit?«
    Während der Kommissar die ›Spezielle‹ vorlas, sah Decambrais ihn mit argwöhnischem Gesichtsausdruck und ein wenig mißgünstig an.
    »Er sucht und ruft mich zurück«, erklärte Adamsberg, als er auflegte.
    »Begabt, der Typ, nicht?«
    »Sehr«, bestätigte Adamsberg lächelnd.
    »Wenn er Ihnen die Stadt nur mit Hilfe dieser Passage findet, hat er meinen Beifall. Dann ist er mehr als begabt, dann ist er ein Seher. Oder er ist schuldig. Dann brauchen Sie ihm nur noch Ihre Hunde auf die Fersen zu hetzen.«
    »Das ist seit langem geschehen, Decambrais. Der Mann ist unverdächtig. Er hat nicht nur ein hervorragendes Wäsche-Alibi für den ersten Mord, ich habe ihn auch seitdem jeden Abend überwachen lassen. Der

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