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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Bauschutt hinweg den Weg in Danglards Büro.
    »Ist die Datenbank wieder da?« fragte er, um den Eindruck zu erwecken, als interessiere er sich dafür.
    Danglard nickte und deutete mit dem Finger auf den Bildschirm, auf dem in großer Geschwindigkeit vergrößerte Daumenabdrücke wie galaktische Bilder vorüberzogen.
    Adamsberg ging um den Tisch herum und stellte sich Danglard gegenüber.
    »Wenn Sie eine Zahl nennen müßten: Wie viele mit Vieren gekennzeichnete Gebäude gibt es Ihrer Ansicht nach in Paris?«
    »Drei«, erwiderte Danglard.
    Adamsberg hielt seine Finger hoch.
    »Drei plus neun, insgesamt zwölf. Und wenn man bedenkt, daß abgesehen von Ängstlichen, Müßiggängern und Besessenen, die allerdings eine gewisse Menge bilden, nur wenige Leute auf die Idee kommen würden, derartige Dinge den Bullen zu melden, können wir mit mindestens dreißig Gebäuden rechnen, die bereits von dem Aktionskünstler dekoriert wurden.«
    »Immer dieselben Vieren? Dieselbe Form, dieselbe Farbe?«
    »Dieselben.«
    »Immer eine Tür, die nicht gekennzeichnet wurde?«
    »Das müssen wir überprüfen.«
    »Haben Sie das vor?«
    »Ich glaube, ja.«
    Danglard legte die Hände auf die Oberschenkel.
    »Ich habe diese Vier schon irgendwo gesehen«, sagte er.
    »Camille auch.«
    Danglard zog eine Braue hoch.
    »In einem Buch, das offen auf einem Tisch lag«, erklärte Adamsberg. »Bei dem Freund einer Freundin.«
    »Ein Buch worüber?«
    »Camille weiß es nicht. Sie vermutet, daß es ein Geschichtsbuch war, denn der fragliche Typ arbeitet tagsüber als Putzfrau und forscht abends übers Mittelalter.«
    »Ist das normalerweise nicht umgekehrt?«
    »Normalerweise in bezug worauf?«
    Danglard schnappte sich die auf dem Schreibtisch stehende Bierflasche und nahm einen Schluck.
    »Und wo haben Sie sie gesehen?« fragte Adamsberg.
    »Ich weiß es nicht mehr. Es war woanders und vor langer Zeit.«
    »Wenn es diese Vier bereits hier und da gibt, handelt es sich nicht mehr um eine Neuschöpfung.«
    »Nein«, gab Danglard zu.
    »›Aktionskunst‹ unterstellt etwas Neues, oder?«
    »Im Prinzip ja.«
    »Was machen wir also mit Ihrem Aktionskünstler?«
    Danglard verzog das Gesicht.
    »Wir eliminieren ihn«, erwiderte er.
    »Durch was ersetzen wir ihn?«
    »Durch jemanden, mit dem wir nichts zu schaffen haben.«
    Adamsberg ging gedankenverloren ein paar Schritte zwischen den Schutthaufen auf und ab und machte sich seine alten Schuhe weiß.
    »Ich hatte gedacht, wir seien versetzt worden«, bemerkte Danglard. »Versetzt zur Strafverfolgungsbrigade, Referat Delikte am Menschen.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Adamsberg.
    »Hat es in diesen neun Wohnhäusern ein Verbrechen gegeben?«
    »Nein.«
    »Gewaltanwendung? Bedrohungen? Einschüchterungen?«
    »Nein, das wissen Sie sehr gut, nein.«
    »Warum reden wir dann darüber?«
    »Weil es mutmaßlich Gewalt gibt, Danglard.«
    »Durch die Vieren?«
    »Ja. Es ist ein stummer Angriff. Und ein bedrohlicher.«
    Adamsberg sah auf die Uhr.
    »Ich habe noch Zeit...«
    Er zog sein Notizbuch hervor und schloß es rasch wieder.
    »... Barteneau mitzunehmen, um ein paar dieser Gebäude zu besichtigen.«
    Während Adamsberg seine Jacke holte, die er zusammengeknüllt auf einem Stuhl hatte liegenlassen, zog Danglard die seine an und strich sie sorgfältig glatt. In Ermangelung natürlicher Schönheit setzte Danglard ganz auf den sekundären Trumpf der Eleganz.
     

11
     
    Decambrais kehrte ziemlich spät zurück und hatte gerade noch Zeit, sich vor dem Essen die ›Spezielle‹ des Abends zu holen, die Joss ihm beiseite gelegt hatte.
     
    (...) wenn Giftpilze auftauchen, wenn Felder und Wälder sich mit Spinnennetzen überziehen, wenn das Vieh erkrankt oder gar auf der Weide stirbt, wie auch die wilden Tiere in den Wäldern, wenn Brot dazu neigt, schnell zu verderben; wenn man auf dem Schnee Fliegen, Würmer oder frisch geschlüpfte Mücken erblickt (...)
     
    Er faltete das Papier zusammen, während Lizbeth durchs Haus lief, um die Bewohner zu Tisch zu rufen. Decambrais, dessen Gesicht nicht mehr strahlte, legte Joss kurz die Hand auf die Schulter.
    »Wir müssen reden«, sagte er. »Heute abend im Viking. Es ist mir lieber, wenn uns keiner zuhört.«
    »Ist was ins Netz gegangen?« fragte Joss.
    »Ja, aber etwas Tödliches. Der Fang ist zu groß für uns.«
    Joss sah ihn zweifelnd an.
    »Doch, Le Guern. Bretonenehrenwort.«
    Beim Abendessen entlockte Joss Evas gesenktem Gesicht mit einer teilweise erfundenen

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