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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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daß es sich bei diesen Männern um die unglücklichen Opfer eines Serienmörders handele, die durch Erwürgen zu Tode gekommen seien. Adamsberg hörte, wie sein Name genannt wurde.
    Es folgten Bilder der markierten Türen, unterlegt mit Erklärungen, Aussagen von Bewohnern, dann ein Schwenk über die Place Edgar-Quinet und schließlich Generalkommissar Brézillon höchstpersönlich in seinem Büro am Quai des Orfèvres, wie er mit dem erforderlichen Ernst versicherte, daß alle Personen, die von dem geistig Verwirrten bedroht seien, durch Polizeikräfte geschützt würden und das Gerücht der Pest schlicht eine Erfindung der gesuchten Person sei, da die an den Toten festgestellten schwarzen Flecken durch das Einreiben mit Holzkohle hervorgerufen worden seien. Anstatt sich auf diese beruhigenden Aussagen zu beschränken, hängten die Nachrichten noch einen kurzen Dokumentarbericht an, der die Geschichte der schwarzen Pest in Frankreich aufrollte, voller absolut grauenhafter Bilder und Kommentare.
    Niedergeschlagen kehrte Adamsberg an seinen Platz zurück und machte sich an seine kolossale Kartoffel, ohne sie wirklich zu sehen.
    Im Viking hatte man indessen den Fernseher lauter gestellt, und Bertin schob den Zeitpunkt des Abendessens und die Entfesselung des Donners hinaus. Joss, der im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand, erwehrte sich, so gut er konnte, des Ansturms von Fragen, vorbildlich unterstützt von Decambrais, der vollkommen gelassen blieb, sowie von Damas, der - auch wenn er nicht wußte, wie er sich nützlich machen konnte - spürte, daß eine angespannte, komplizierte Situation entstanden war, und nicht von Joss' linker Seite wich. Marie-Belle hatte zu schluchzen begonnen, was bei Damas Panik ausgelöst hatte.
    »Ist jetzt die Pest ausgebrochen?« hatte sie in die Nachrichten hineingerufen und damit die schlimmste Befürchtung aller Anwesenden, die niemand so naiv zu äußern wagte, in Worte gefaßt.
    »Hast du's nicht gehört?« sagte Lizbeth mit ihrer gebieterischen Stimme. »Die Kerle sind nicht an der Pest gestorben, sie sind erdrosselt worden. Hast du's nicht gehört? Du mußt zuhören, Marie-Belle.«
    »Und wer sagt uns, daß der Dicke von der Präfektur uns nicht hinters Licht führt?« fragte ein Mann an der Bar. »Glaubst du, die geben uns in den Nachrichten freundlich Bescheid, wenn in der Stadt die Pest ausbricht, Lizbeth? Glaubst du, die sagen uns alles, was sie wissen? Das ist genau wie mit dem Zeug, das sie in den Mais und in die Kühe tun, glaubst du, die erzählen uns das?«
    »Und was machen wir solange?« fragte ein anderer. »Wir futtern ihren Mais.«
    »Ich futtere den nicht mehr«, erklärte eine Frau.
    »Du hast doch noch nie welchen gegessen«, widersprach ihr Mann, »du magst doch überhaupt keinen Mais.«
    »Bei all ihren schwachsinnigen Versuchen«, fuhr eine andere Stimme an der Bar fort, »ist es gut möglich, daß sie sich mal wieder eine gigantische Dummheit geleistet und die Krankheit freigesetzt haben. Weißt du übrigens, woher die Grünalgen kommen?«
    »Hm, ja«, antwortete ein Mann. »Und jetzt kann man sie nicht mehr zurückholen. Das ist wie mit dem Mais und den Kühen.«
    »Drei Tote, stell dir mal vor! Wie wollen sie das stoppen? Das wissen die nicht mal selber, das garantier ich dir.«
    »Du hast ja keine Ahnung«, sagte ein Mann am Ende der Bar.
    »Verdammt noch mal!« rief Lizbeth und versuchte den Lärm zu übertönen. »Die Kerle sind erdrosselt worden!«
    »Weil sie die Vier nicht hatten«, sagte ein Mann mit erhobenem Zeigefinger. »Sie waren nicht geschützt. Haben die das im Fernsehen erklärt oder nicht? Das haben wir doch wohl nicht geträumt, oder?«
    »Na, wenn das stimmt, dann ist da kein Zeug entwischt, sondern es gibt einen Typen, der es schickt.«
    »Das Zeug ist entwischt«, wiederholte der Mann entschlossen, »und es gibt einen Typen, der versucht, die Leute zu schützen und sie zu warnen. Der tut, was er kann.«
    »Und warum hat er dann Leute vergessen? Warum hat er nur eine Handvoll Häuser bemalt?«
    »Sag mal, der Kerl ist doch nicht Gott. Er hat doch keine vier Hände. Du kannst dir deine Vier ja selbst malen, wenn du Schiß hast.«
    »Verdammt noch mal!« rief Lizbeth erneut.
    »Was ist denn passiert?« fragte Damas schüchtern, ohne daß ihn jemand beachtete.
    »Laß es sein, Lizbeth«, sagte Decambrais und faßte sie am Arm. »Die drehen durch. Hoffen wir, daß sie sich über Nacht wieder beruhigen. Wir servieren das Abendessen,

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