Flirt mit dem Tod
gezahlt. Gott sei Dank – wenigstens das. Mein Hals ist so rau. Ich bringe kein anständiges Wort heraus. Die Abdrücke seiner Finger auf meiner Kehle kann ich nicht einmal überschminken. Genauso wenig wie die Bisse auf meiner Brust und die Blutergüsse im Gesicht.
Ich habe mich gewehrt. Natürlich. Ich wehre mich immer. Aber genau das macht dieses kranke Arschloch an. Das macht ihn erst richtig geil. Jedes andere Mädchen würde ihn wegen Vergewaltigung anzeigen, aber das kommt für mich wohl nicht in Betracht. Wer sollte mir auch glauben, wenn sein Wort gegen meines steht? Sie würden mich auslachen – und er würde mir das Leben zur Hölle machen, wie er es mir angedroht hat.
Gestern hat er mir wirklich Angst gemacht. Todesangst. In all den Jahren war das jetzt, glaube ich, das siebte Mal, dass er mich würgte. Aber so lange wie gestern hat er mir bisher noch nie die Luft weggedrückt. Fast war es, als würde er versuchen, herauszufinden, wie lange ich ohne Sauerstoff durchhalte. Zwei- oder dreimal habe ich gedacht, das war es jetzt. Ich war mir sicher, das Hotelzimmer nicht lebend zu verlassen. Aber dann hat er mich wieder geschlagen, und gebissen, und noch heftiger geschlagen.
Irgendwann hat er mir eine Line Koks gegeben, damit ich besser durchhalte.
Und dieser verdammte, kranke Mistkerl hatte die ganze Zeit ein Leuchten in den Augen, wie es nur ein Wahnsinniger in seinem Blick haben kann.
Ich werde jetzt mindestens zwei Tage zu Hause bleiben müssen, bevor ich wieder so hergestellt bin, dass ich Kunden empfangen kann. Vielleicht sucht er sich in der Zwischenzeit eine andere Nutte, oder er wird irgendwo erschossen. Zumindest hoffe ich, eine sehr lange Zeit von ihm in Ruhe gelassen zu werden.
Um kurz vor zwölf tauchten Rick und Steve auf, um sie abzulösen. In ihrem Schlepptau hatten sie Dominic.
Josh und Elena saßen immer noch an ihren Schreibtischen, die die einzigen Lichtkegel im Büro verbreiteten. Nur aus der Kaffeeküche drang noch ein weiterer Lichtstrahl.
Josh legte gerade den Hörer auf und streckte sich, als die Kollegen den Raum betraten. »Wird auch Zeit, dass die Ablösung kommt. Ich bin drei Sekunden davon entfernt, meinen Kopf auf die Tischplatte zu legen und auf der Stelle einzuschlafen.«
Nun sah auch Elena auf. Sie schenkte Dominic ein verdutztes Lächeln. »Was machst du denn hier?«
Da sie auf seinem Platz saß, ließ er sich auf ihren Stuhl fallen. »Ich bringe dich nach Hause.«
»Ich bin mit meinem eigenen Wagen da.«
»Ich weiß. Ich fahre dir hinterher.«
»Aber …«
Dominic lehnte sich vor und sah Elena aus seinen leuchtenden Augen eindringlich an. »Da draußen läuft ein Verrückter herum, der Frauen umbringt. Und du leitest die Ermittlungen gegen ihn.«
Und sie gehörte zu den Frauen, die mit ihm geschlafen hatten. Das war das, was Dominic eigentlich hatte sagen wollen. Sie schwebte in Gefahr, weil sie eine Affäre hatten.
»Ich bin vielleicht vom Dienst suspendiert. Aber ein paar Dinge habe ich schon noch im Griff. Und das bedeutet: Du wirst auf keinen Fall allein nach Hause fahren.«
»Das ist lächerlich. Ich bin Polizistin.«
Dominic blickte sie nur abwartend an.
Elena seufzte. »Also gut. Wenn das für deinen Seelenfrieden wichtig ist.« Sie nahm ihren Mantel vom Nachbartisch, steckte eine der Akten in ihre Tasche und wandte sich an Steve und Rick. »Es hat vierundzwanzig Anrufe gegeben. Keiner davon war ernsthaft relevant. Zwei waren komplette Spinner, einer hat die Morde gestanden. Der Anruf kam allerdings aus der geschlossenen Abteilung einer Psychiatrie auf Rhode Island. Wie auch immer der Patient an das Telefon gekommen ist, die Pfleger haben ihn während seines Geständnisses erwischt. Er hat – ob er will oder nicht – ein Alibi für alle Tatzeiträume.«
»Habt ihr Neuigkeiten in Diamonds Tagebüchern gefunden?« Steve deutete auf die Notizbücher, die wieder auf Sams Schreibtisch lagen.
»Jede Menge Einträge, die vermutlich von unserem Täter handeln. Er schien ein regelmäßiger Kunde gewesen zu sein. Aber ich habe bisher nichts gefunden, woran ich ihn identifizieren könnte. Es gibt aber noch jede Menge Arbeit. Ich habe wahrscheinlich nicht mal ein Fünftel der Tagebücher geschafft. Die Schrift von Miss Mayers ist wirklich eine Katastrophe.«
»Sollen wir damit weitermachen?«, fragte Rick.
»Ist eigentlich nicht nötig. Elena und ich bleiben dran«, erwiderte Josh.
»Alles klar. Ich habe sowieso noch genug Schreibkram zu
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