Flirt mit dem Tod
kommen. Sie steckt noch mitten in der Obduktion. Ich weiß, ihr würdet alle gern mal wieder ausschlafen oder euer Wochenende genießen. Aber wir müssen über die Besetzung des Infotelefons reden. Diejenigen von euch, die nicht dran sind, bleiben das Wochenende über trotzdem in Bereitschaft und sind jederzeit erreichbar.«
Nachdem der Lieutenant die Besprechung beendet hatte, entstand eine kurze Diskussion darüber, wer welchen Dienst übernehmen würde. Elena und Josh entschieden sich für die erste Schicht, weil sie sowieso noch jede Menge Papierkram zu erledigen hatten.
Die Besprechung hatte die Stimmung des Teams auf den Tiefpunkt sinken lassen. Ohne eine Aussage von Mones gab es keinen neuen Hinweis auf den Täter – außer der Möglichkeit, dass er aus den eigenen Reihen kam. Wie zu erwarten, hatten sie außerdem keine persönliche Beziehung zwischen Diamond und dem getöteten Ladenbesitzer finden können. Alles hing jetzt an der Hoffnung, über das Hinweistelefon doch noch einen entscheidenden Tipp zu erhalten.
»Lasst uns ins The Bullet gehen und das Spiel ansehen«, schlug Sam vor. »Wir kommen sowieso keinen Schritt weiter, solange wir hier sitzen und uns das Hirn zermartern. Wir trinken ein Bier und schalten ein bisschen ab. In das Kabuff hier müssen wir früh genug zurück, um das Telefon zu bewachen.«
Bergen zuckte mit den Achseln. »So, wie ich das sehe, gibt es nichts mehr, was wir an diesem Wochenende tun können. Ich habe die Bevölkerung dazu aufgerufen, Hinweise abzugeben. Jetzt heißt es, auf den richtigen Tipp zu hoffen. Wenn wir über das Wochenende allerdings eine neue Spur finden sollten, will ich, dass alle einsatzbereit sind.« Der Lieutenant erhob sich von seinem Platz. »Bis dahin, gute Nacht.«
Das Team erwiderte den Gruß murmelnd. Nach einer kurzen Beratung wurde einstimmig beschlossen, ein Bier trinken zu gehen.
Elena und Josh blieben allein zurück, als sich die restlichen Teammitglieder erhoben und begannen, ihre Sachen zusammenzusuchen.
Dominic drehte sich auf dem Weg nach draußen um. »Kann ich noch etwas für dich tun, Ellie?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich sehe mir noch Diamonds Tagebücher an. Vielleicht finde ich etwas, was uns dem Täter näher bringt.«
Dominic nickte, dann glitt sein Blick zu Josh. »Was ist mit dir, Quantico? Brauchst du noch irgendetwas?«
»Lass gut sein. Ich versuche, das Profil weiter zu modifizieren.«
Dominic blickte seinen Kollegen einen Moment schweigend und abschätzend an. Dann drehte er sich um und folgte den anderen. Im Gehen hob er die Hand zum Gruß. »Ich ruf dich morgen an, Ellie. Und du behalte deine Finger bei dir, Winters.«
Josh wartete, bis Dominic in den Fahrstuhl getreten war. Dann drehte er sich mit einem Grinsen zu Elena um. »Langsam glaub ich wirklich, dass er eifersüchtig ist, Ellie«, betonte er den Kosenamen, den Dominic ihr gegeben hatte. »Er hat mich sogar mit meinem Nachnamen angesprochen.«
Männer. Elena warf ihm einen bösen Blick zu und blieb ihm eine Erwiderung schuldig. Sie holte sich die Tagebücher, die Sam für sie auf seinem Schreibtisch liegen gelassen hatte, und ließ sich auf Dominics Platz fallen. Von hier aus hatte sie das gesamte – verlassene – Dezernat vor sich. Ihre und Joshs Schreibtischlampen waren die einzigen Lichtinseln in dem großen Raum. Die alten Heizkörper gaben protestierende Laute von sich, aber wenigstens war der Schaden an der Heizung mittlerweile behoben worden und das Büro wieder einigermaßen warm.
Josh konzentrierte sich auf seinen Bildschirm, von Zeit zu Zeit klapperten seine Finger auf der Computertastatur. Von der Straße und dem Streifendienst im Erdgeschoss klangen gedämpfte Geräusche zu ihnen herauf.
Elena rückte das erste Tagebuch auf ihrem Schreibtisch zurecht und schlug es auf. Es stammte aus dem vergangenen Jahr. Tammy Mayers hatte wirklich eine absolut katastrophale Handschrift gehabt.
Und dann stieß sie das erste Mal auf ihn. Als sie den Eintrag las, stellten sich ihr die Nackenhaare auf und eine eiskalte Gänsehaut überzog ihre Arme.
13. März 2008
Gestern war er wieder da. Diesmal war es schlimmer als jemals zuvor. Dieses Mal hatte ich Angst, tatsächlich zu sterben. Auch wenn er immer behauptet, er wüsste, was er tut.
Wirklich lächerlich, dass ich immer gedacht habe, die Drogen würden mich irgendwann umbringen. So, wie es aussieht, könnte dieser Mistkerl das vorher schaffen. Er hat fünfhundert Dollar
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