Flirt mit dem Tod
sich seine Vorliebe mit der Zeit herumgesprochen, auch wenn er genügend Macht über die Freudenmädchen seiner Stadt hatte.
Gegen jede einzelne Nutte, die er vögelte, hatte er etwas in der Hand. Sie alle mussten tun, was er von ihnen verlangte. Und sie alle bewahrten Stillschweigen.
Er hatte über all diese Nutten Informationen und Beweise gesammelt. Und sie wussten das. Wenn sie nicht das taten, was er von ihnen verlangte, würden ihre Akten schneller auf den Tischen der Sitte landen, als sie ihre Strings ausziehen konnten.
Er war nicht dumm. Er sicherte sich immer ab. Aber damit, dass jemand so Dämliches wie Diamond ein Tagebuch führte, hatte er nicht rechnen können.
Vorsichtig nahm er den Styropor-Becher mit dem heißen Kaffee und sein Sandwich entgegen und reichte einen Zehndollarschein über den Tresen.
Genauso wie er nicht damit hatte rechnen können, dass Ricky Mones plötzlich versuchen würde, seinen eigenen Arsch zu retten. Fast hatte er ungläubig den Kopf geschüttelt, als er von Mones’ Deal hörte. So viel Mut hätte er Ricky nicht zugetraut. Besonders, wenn man bedachte, was er selbst alles gegen den kleinen Mistkerl in der Hand hatte.
Aber das Problem hatte er ja gelöst. Es war knapp gewesen, und er hatte Risiken eingehen müssen. Aber am Ende war dieser dämliche Officer doch zu blöd gewesen, um ihn aufhalten zu können. Er hatte ihm mit dem Telefonat wegen seiner missratenen Tochter das Zeitfenster gegeben, das er brauchte – ein paar Minuten, in denen keiner nachvollziehen konnte, was in der Zelle passierte. Natürlich war er froh, Stapler nicht ebenfalls töten zu müssen. Es war nicht seine Absicht, einen Kollegen umzubringen, aber notfalls hätte er es getan. Dass er Ricky Mones auf dem Gewissen hatte, würde ihm nie jemand nachweisen können. Dazu war er viel zu clever. Nicht wie diese Mordermittler, die sich für solche Spezialisten hielten. Es gelang ihm gerade noch, ein Lachen zurückzuhalten. Er hatte keine Spuren hinterlassen und es würde nie anders als nach Suizid aussehen.
Jetzt musste er versuchen, die Tagebücher in seine Hände zu bekommen und verschwinden zu lassen. Das würde wahrscheinlich gar nicht so schwierig werden. Rick neigte dazu, irgendwann in der Nacht einzunicken, wenn nichts los war und er nur an seinem Schreibtisch herumsaß. Er würde die Bücher problemlos wegnehmen können. Es durfte nur nicht auf ihn zurückfallen. Aber das würde schon klappen. Das Glück war ihm – offensichtlich – hold.
Er nahm sein Wechselgeld entgegen und wandte sich mit Kaffee und Sandwichtüte in der Hand zum Ausgang um.
»Schönen Abend noch, Detective«, rief ihm Tom March hinterher.
Steve hob grüßend die Hand, stieß die Tür auf und trat in die kalte Herbstnacht.
Er musste sich seine Zeit jetzt gut einteilen. Neben den Tagebüchern musste er sich auch auf die Suche nach einer weiteren Frau machen. Langsam wurde es eine größere Herausforderung, jemand Passendes zu finden. Auf jeden Fall würde er ab jetzt noch bessere Recherchen anstellen müssen, damit ihm nicht noch so ein Reinfall wie mit Isabelle Vermont passierte. Im Moment hatte er nichts Wichtigeres zu tun, als neben dem Telefon im Department zu sitzen, also würde er sich gleich an die Arbeit machen.
*
Elena erwachte ruckartig. Stille. Irritiert sah sie sich in ihrem Schlafzimmer um. Die Vorhänge waren zugezogen. Rabbit hatte sich neben ihr zusammengerollt und starrte sie jetzt mit großen gelben Augen an.
Ihr Blick fiel auf den Wecker. Es war kurz vor acht, sie hatte sieben Stunden lang wie eine Tote geschlafen und war weder von ihrem Wecker noch von ihrem Handy geweckt worden.
Mit einem Lächeln ließ sie sich genüsslich zurück in ihre Kissen sinken und streckte sich. Dann kraulte sie Rabbit, der sich ebenfalls streckte, gähnte, und sich wieder an ihre Seite schmiegte. Ein paar Minuten lang genoss sie das Schnurren, das das einzige Geräusch in der Stille des Zimmers war, bevor sie ihrem Kater erklärte, dass sie sich um Diamonds Tagebücher kümmern müsse. Doch zuerst würde sie duschen. Als sie Rabbit mit einem Zwinkern den Auftrag erteilte, schon einmal Kaffee aufzusetzen, warf er ihr einen vernichtenden Blick zu und sprang von ihrem Bett.
»Jaja, egoistischer Kerl. Denkst nur an dein eigenes Fressen«, murmelte sie. Es war erstaunlich, wie viel Energie ein paar Stunden Schlaf mit sich brachten.
Sie strampelte die Decke zur Seite und ging ins Bad. Dann kochte sie Kaffee und
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