Flirt mit dem Tod
wurde ein Detective beim Morddezernat des Boston Police Department. Die Verbindung zu seinem leiblichen Vater, der seit über dreißig Jahren im Staatsgefängnis saß, hatte Dominic immer geheim gehalten, doch nun waren ein Supermarktbesitzer und ein Tankstellenangestellter ermordet worden und die Morde glichen Vionellos Taten bis auf das i-Tüpfelchen. Als wäre das nicht merkwürdig genug, müsse man sich die Verbindungen zu den Frauen anschauen, die ebenfalls in den letzten Tagen ermordet und mit den männlichen Opfern gefunden worden waren. An dieser Stelle waren Fotos von Carly Paulson und Natasha Edwards abgedruckt.
Das Bild von Carly Paulson war das gleiche wie das, das ihr Mann der Polizei überlassen hatte. Das von Miss Edwards hingegen musste mehrere Jahre alt sein. Die Frau hatte darauf lange rotblonde Haare und war etwas fülliger. Dem Opfer sah sie auf den ersten Blick nicht sehr ähnlich.
Dominic Coleman, der ermittelnde Detective in allen vier Mordfällen, las sie weiter, hatte mit beiden weiblichen Opfern eine Affäre. Der merkwürdigste Punkt jedoch sei, dass die Frauen auf die gleiche Weise wie Nina Richards getötet worden waren.
Elenas Blick glitt zu dem letzten Foto auf der Seite, auf dem ein hübsches, junges Mädchen mit einem strahlenden Lächeln abgebildet war.
Laut dem Zeitungsartikel war Nina Richards Dominics Highschool-Freundin gewesen. Sie wurde umgebracht, als er achtzehn Jahre alt war, und dieses Verbrechen war bis heute nicht aufgeklärt.
Die letzten Sätze des Artikels lauteten: Sind das nicht jede Menge Zufälle? In unserer Stadt sind innerhalb kürzester Zeit vier Morde geschehen. Zwischen all diesen Opfern und dem leitenden Ermittler gibt es eine Verbindung. Wenn man dann noch den nicht aufgeklärten Mord an Nina Richards in Betracht zieht, muss man schon fragen: Wo waren Sie, als diese Morde geschahen, Detective Coleman?
Elena hob den Blick von der Zeitung. Ihre Handys klingelten gleichzeitig. Jetzt wusste sie, warum.
»Ist das wahr? Stimmt das, was hier steht?«
»Ja.« Das einzelne Wort kam rau aus seiner Kehle.
Mit einer abrupten Bewegung stand Elena auf, nahm zwei Kaffeebecher aus dem Regal und schenkte ein. Einen Becher stellte sie vor Dominic auf den Tisch. Um den anderen legte sie beide Hände, in der Hoffnung, dass die Wärme des Kaffees irgendetwas dazu beitragen könnte, die eisige Kälte in ihrem Inneren zu vernichten.
»Wir waren gestern bei Vionello. O mein Gott. Wir haben deinen Vater vernommen … und du hast kein einziges Wort gesagt.« Jetzt war ihr auch klar, warum ihr Partner in den letzten Tagen so komisch gewesen war. »Er hat dich erkannt, oder? Als er deinen Namen auf der Visitenkarte gelesen hat, hat Vionello sofort gewusst, wer du bist.«
Dominic nickte nur.
»Okay.« Elena bemühte sich, rational zu denken. »Dann kann er die Story an die Presse verkauft haben.«
»Nein, er weiß nicht genug über die aktuellen Morde.«
»Hmm. Er könnte seine Geschichte verkauft haben und ein pfiffiger Reporter hat den Rest zusammengetragen.«
»Eher unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Vionello weiß nicht, mit wem ich in den vergangenen Jahren geschlafen habe. Das wird er wohl kaum herausgefunden haben können«, sagte Dominic bitter.
Elena blickte auf das Foto von Natasha Edwards. »Ich dachte, du hast nicht mit ihr geschlafen.« Ihre Stimme klang leise und angespannt.
»Ja.« Müde fuhr er sich mit den Händen über das Gesicht. »Ich war mir auch sicher. Aber auf dem Foto hier«, er tippte auf die Zeitung, »sieht sie anders aus, so, wie sie auch damals aussah. Ich erinnere mich erst jetzt an sie.«
»Okay.« Elena stand auf. »Okay«, sagte sie noch einmal und verließ die Küche. Es war auf einmal zu eng dort mit dem Mann, mit dem sie die unglaublichste Nacht ihres Lebens verbracht hatte, die ihm aber nichts bedeutete. Der sich in ein paar Jahren vielleicht nur noch irgendwie an sie erinnern würde. Er hatte mit so vielen Frauen geschlafen. Er erkannte sie nicht einmal mehr wieder. Und er hatte eine wunderschöne Freundin gehabt, die auf die gleiche Weise wie die anderen Opfer getötet worden war.
Ruhelos tigerte sie durch das Haus. Vor dem Kamin im Wohnzimmer blieb sie stehen. Sie betrachtete die Fotos ihrer Familie. Ihren Vater in seiner Uniform, den Arm um sie und ihre Mutter gelegt. Was würde er denken, wenn er wüsste, in was für einen Schlamassel sie sich manövriert hatte? Er würde sie wahrscheinlich mit einem tadelnden Blick
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