Flirt mit dem Tod
alles?«
»Im Moment, ja. Danke für Ihre Hilfe.«
»Jederzeit, Schätzchen. Jederzeit.« Ihre grell lackierten Fingernägel hüpften bereits wild über die Tastatur.
Als Elena an ihren Schreibtisch zurückkehrte, wartete Josh auf sie. »Wo möchtest du weitermachen?«, fragte er, nachdem sie sich gesetzt hatte.
Einen Moment lang starrte Elena auf den Fleck, an dem der Putz von der Wand bröselte. Die lockere Stelle schien sich vergrößert zu haben. »Ich habe Collette gebeten, alle Fälle von Dominic herauszusuchen. Wenn du mich fragst, sollten wir uns die Akte von Nina Richards ansehen.«
Josh lächelte. »Das finde ich auch. Wenn es tatsächlich der gleiche Tathergang ist, ist das vielleicht unser Ursprungsmord.«
»Ich gehe in den Keller und hole die Akte. Der Mord liegt erst sechzehn Jahre zurück. Da müssten die Unterlagen leichter zu finden sein.«
»Tu das. Ich gebe inzwischen die neuesten Erkenntnisse an meinen FBI-Kontakt weiter, um das Täterprofil zu verfeinern.«
Mit dem Fahrstuhl fuhr Elena ins zweite Kellergeschoss. Sie fühlte sich nicht wohl hier unten. Noch weniger aufgrund der Tatsache, dass sie jetzt für den Fall – vier Morde – verantwortlich war. Auch wenn ihr Josh mit seiner FBI-Erfahrung zur Seite stand, war die Situation mehr als unschön. Was war, wenn sie den Fall nicht löste und Dominic nicht in seinen Job zurückkonnte? Sie wollte bloß nicht darüber nachdenken. Die Karriere ihres Partners hing möglicherweise davon ab, ob sie den Täter schnappte.
Der Beamte, der die Akten verwaltete, war ein älterer Cop mit einem freundlichen Großvatergesicht. Wie sie bereits vermutet hatte, war es in diesem Fall ganz einfach, den Gang und die Regalnummer zu finden. Innerhalb von fünf Minuten zog sie den Karton mit den Akten und den Beweismitteln aus dem Regal.
Als sie mit der staubigen Kiste in den Händen wieder nach oben kam, stand Steve mit zwei Kaffeebechern an ihrem Schreibtisch. Sie stellte den Karton auf Dominics Stuhl, damit niemand auf die Idee kam, sich auf seinen Platz zu setzen, und nahm Steve den Becher ab, den er ihr reichte. »Danke.«
»Hör mal, Elena. Ich weiß, ihr fangt jetzt ganz von vorn an, mit Nina und so. Wenn ihr Hilfe braucht oder Fragen habt, wendet euch an mich. Ich kannte sie gut und kann vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen.«
»Was?« Elena stellte die Tasse vorsichtig auf ihren Schreibtisch, bevor sie sich auf ihren Stuhl sinken ließ. »Was soll das heißen, du hast Nina Richards gekannt?«
Steve verzog das Gesicht. »Also hat Dom dir nichts von unserer gemeinsamen Vergangenheit erzählt?«
»Welche Vergangenheit?«
»Wir sind nicht erst Freunde, seit wir bei der Polizei sind. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben nur ein paar Häuser voneinander entfernt gewohnt. Ich bin bei ihm ein und aus gegangen und er bei mir. Wir gingen zusammen zur Schule und anschließend auf die Polizeischule. Irgendwann sind wir beide beim Morddezernat gelandet.« Er räusperte sich. »Ich kannte Nina gut. Sie hing oft mit uns rum, wir waren eine Clique damals. Als … als all das passiert ist, war es für uns alle ein riesiger Schock. Am schlimmsten war es natürlich für Dom. Er hat Nina wirklich geliebt. Aber vor ihrem Tod hatte er sich mit ihr gestritten. Das konnte er einfach nicht wegstecken. Es dauerte ziemlich lange, bis er sich wieder fing.«
Elena war einen Moment sprachlos. »Wohnt deine Familie noch dort?«
»Nein. Mittlerweile nicht mehr.« Er tippte auf den Karton mit den Fallakten. »Also, wie gesagt, wenn du Fragen hast, lass es mich wissen.« Er drehte sich um und wollte gehen.
»Weiß Bergen, dass ihr so alte Kumpel seid?«
Steve drehte sich noch einmal zu ihr um. »Natürlich.«
»Gut. Okay … Heißt das, du hast von Vionello gewusst und nichts gesagt?«
»Nein. Das wusste ich nicht. Ich habe Dominic und seine Geschwister erst nach Marias und Eds Hochzeit kennengelernt. Als sie in unsere Straße zogen. Dom hat Vionello nie erwähnt. Also habe ich es, wie der Rest auch, heute Morgen aus der Zeitung erfahren.«
»Das tut mir leid.« Elena drehte ihren Kaffeebecher zwischen den Händen.
»Muss es nicht. Dom wird seine Gründe gehabt haben, es für sich zu behalten. Das sollten wir respektieren.«
Ja sicher, dachte Elena. Es hätte nur viel Ärger erspart, wenn er den Mund aufgemacht hätte.
Nachdem Steve an seinen Schreibtisch zurückgekehrt war, nahm sie den Deckel von der Kiste und packte sie aus.
Nachdenklich blickte sie zu
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