Flirt mit dem Tod
sicher. Noch einmal würde er einen solchen Verlust nicht überstehen. Es würde ihn in den Wahnsinn treiben.
Genau das war das Problem mit Elena. Sie war ein wunderschöner, halsstarriger, kleiner Kobold, der vor Intelligenz und Tatendrang strotzte. Sie hatte es mit ihm aufgenommen, hatte es geschafft, ihn aus dem Loch zu ziehen, in das er nach Jacks Tod gefallen war. Und sie hatte ihm das Leben gerettet.
Rabbit schlich mit aufgestelltem Schwanz an ihm vorbei und sprang auf das zerwühlte Bett seines Frauchens. Mit den Vorderpfoten knetete er das Kissen, auf dem vor ein paar Stunden noch Elenas Lockenpracht ausgebreitet gewesen war. Als er die richtige Position gefunden hatte, ließ sich der Kater nieder und betrachtete Dominic aus zusammengekniffenen Augen. Fast konnte man glauben, das Tier wüsste ganz genau, was sich in der vergangenen Nacht in diesem Raum abgespielt hatte. Er schien die Entscheidung seines Frauchens, dem Feind Unterschlupf zu gewähren, überhaupt nicht zu schätzen.
Die Frau, die er noch heute Morgen so schlimm verletzt hatte, hatte ihm angeboten, bei ihr unterzutauchen, bis sich die Wogen in diesem verdammten Fall wieder glätteten. Wie sollte er sich nicht in sie verlieben? Genau das war es, was ihm Angst machte. Und das hatte ihn am Morgen so reagieren lassen.
Er wollte keine Gefühle für eine Frau entwickeln. Schon gar nicht in dieser verfahrenen Situation. Erst recht nicht, weil bereits drei Frauen getötet worden waren, die mit ihm geschlafen hatten – darunter seine große Liebe.
Nein, verdammt, da sollte sie doch lieber glauben, sie bedeutete ihm nicht mehr als ein kleiner One-Night-Stand. Das würde sie wütend auf ihn machen, was ihr wiederum helfen würde, schneller über ihn hinwegzukommen. Sie verdiente etwas Besseres als sein verkorkstes Leben. Er war auf keinen Fall gut genug für eine Frau wie Elena.
Aber wie sollte er selbst über sie hinwegkommen, besonders jetzt, da er das Haus mit ihr teilen musste? Sie sehen, sie riechen, sie fühlen konnte. Jetzt, da sein Herz auf so schmerzhafte Weise wieder zum Leben erwacht war.
Das Klingeln an der Tür riss Dominic aus seinen Gedanken. Als er die Haustür öffnete, sah er sich seinen Eltern gegenüber. Hinter ihnen hielt Geno eine Reisetasche hoch.
Dominic trat zur Seite und ließ seine Familie ins Haus. »Lasst mich raten. Elena hat euch angerufen.«
»Sie hat gesagt, du brauchst eine Dusche und frische Kleidung.« Seine Mutter zog seinen Kopf zu sich hinunter, um ihn auf die Wangen zu küssen.
Erschrocken fuhr er zurück. »Ihr seid in meiner Wohnung gewesen?« Bei dem Gedanken daran, wie seine Eltern und sein Bruder von Reportern bedrängt wurden, zog sich sein Magen zusammen.
»Mach dich nicht lächerlich.« Sein jüngerer Bruder grinste verschmitzt. »Ich habe noch genug Klamotten bei Mom herumliegen.«
»Das glaube ich gern«, brummte Dominic. Erst am vergangenen Abend hatte er beobachtet, wie Geno mit einer Tasche Wäsche bei Mom aufgetaucht war. Der Kerl war eben ein Schlitzohr. Aber jetzt war Dominic dankbar. So konnte er endlich die Kleidung wechseln, die er schon getragen hatte, als er seinen leiblichen Vater im Knast besucht hatte. Die gleiche Kleidung, die Elena ihm vom Leib gerissen hatte. Eine Dusche war eine wirklich fantastische Idee.
Dominics Mutter steuerte bereits zielstrebig die Küche seiner Hausherrin an. Ed schleppte einen großen Korb hinter ihr her. Lasagne, das Allheilmittel seiner Mutter, da wäre Dominic jede Wette eingegangen.
Niemand sprach ihn auf seinen Aufenthalt in Elenas Haus an. Also würde er es wohl tun müssen. »Hört mal.« Er hielt inne, um nach den richtigen Worten zu suchen. »Ich wollte nicht zu euch kommen. Ich möchte nicht, dass die Presse herausfindet, wo ihr wohnt und dass wir miteinander verwandt sind und dann euer Haus belagert.« Hilflos hob er die Hände.
»Keine Angst, mein Sohn. Wir haben das schon richtig verstanden.« Sein Vater hob den Korb hoch. »Sag mir, wo ich das abstellen kann.«
Maria nahm ihm den Korb aus der Hand. »Ich mach das schon. Geh dich duschen, Junge.« Sie scheuchte Dominic aus Elenas Küche.
Er nahm die Reisetasche, die Geno im Flur abgestellt hatte, und lief die Treppe hinauf. Oben traf er seinen Bruder, der im Türrahmen zum Schlafzimmer lehnte und das Bett betrachtete.
»Was hast du hier zu suchen?«
»Ich schau mich nur mal um.« Er nickte in Richtung Bett. »Irgendjemand scheint eine heiße Nacht gehabt zu haben.«
Hitze stieg in
Weitere Kostenlose Bücher