Flirt mit dem Tod
Dominics Gesicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal wegen einer Frau rot geworden war. »Hör auf mit dem Scheiß.«
Geno musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Sie ist eine ziemlich tolle Frau, Dom. Du solltest es nicht vermasseln. So jemanden findest du bestimmt kein zweites Mal.«
»Ich wüsste nicht, was dich das angeht.« Seine Finger schlossen sich fester um die Griffe der Reisetasche.
Geno legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du gehst mich etwas an, du bist mein großer Bruder. Und Elena geht mich etwas an, weil ich sie mag. Sie ist ein süßes Mädchen und du hast sie beim Familienessen keine Sekunde aus den Augen gelassen. Vielleicht seid ihr beide zu dickköpfig, um das allein hinzubekommen. Aber falls ihr es vermasseln solltet, setze ich mein Geld auf Mom.« Mit einem breiten Grinsen schlug er Dominic auf die Schulter.
»Lass mich bloß in Ruhe. Ich gehe duschen.« Mit der Reisetasche in der Hand verschwand Dominic im Bad.
*
Geno warf noch einen Blick auf das zerwühlte Bett. Dann stiefelte er grinsend ins Erdgeschoss und machte sich auf die Suche nach der Küche. Seine Mutter würde begeistert sein von der Entwicklung der Dinge. Was für ihn mehr als praktisch wäre. Solange sie sich mit seinem Bruder und Elena beschäftigte, hielt sie sich aus seinem Leben heraus.
*
Elena blickte auf die hell erleuchteten Fenster. Es war später geworden, als sie erwartet hatte. Nun saß sie in Dominics Wagen vor ihrem eigenen Haus und traute sich nicht hinein.
Was war nur in sie gefahren, ihm hier Unterschlupf zu gewähren? Als ob sie beide nicht schon genug Probleme hätten. Wenigstens war ihr kein Journalist gefolgt. Aber sie war auch sehr vorsichtig gewesen. Ein paar hartnäckige Schreiberlinge tummelten sich immer noch vor Dominics Wohnblock und befragten alle Nachbarn, die bereit waren, kleine schmutzige Details aus dem Leben ihres Partners zu erzählen. Der Großteil davon war wahrscheinlich völlig an den Haaren herbeigezogen.
Sie blickte sich um. Am Straßenrand parkten mehrere Autos, die sie nicht kannte, aber auch der Wagen ihres alten Partners, Bobby Pattison, stand da. Was wollte er hier? Was veranstaltete Dominic eigentlich in ihrem Haus? Eine Party?
Sie hatte im Moment weder die Nerven noch die Energie, sich mit ihrem neuen Mitbewohner auseinanderzusetzen. Falls er sie auch nur schief ansähe, würde sie in Tränen ausbrechen. Dabei hatte sie den Kofferraum voller Akten. Dominics Fälle. Tracy hatte ihr nicht nur eine Liste erstellt, sie hatte sie auch gleich an den netten Beamten im Aktenkeller weitergeleitet, der alles zusammengesucht und an das Dezernat geschickt hatte. Damit hatten die beiden ihr unheimlich viel Zeit erspart. Trotzdem hatte sie es bislang noch nicht geschafft, die Akten durchzugehen. Das hatte sie für den Abend geplant.
Mit einem Seufzen drückte sie die Fernbedienung für das Garagentor, um den Wagen vor neugierigen Blicken zu verstecken.
Nachdem das Auto sicher in der Garage stand, öffnete sie den Kofferraum, stapelte zwei der Aktenkartons übereinander und schleppte sie durch die Verbindungstür in die Waschküche. Ohne das Licht einzuschalten, durchquerte sie den kleinen Raum. Als sie die Tür auf der anderen Seite öffnete, befand sie sich unversehens in ihrer hell erleuchteten, warmen Küche, in der Düfte herrschten, die ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen.
Dominics Mutter flog ihr entgegen und nahm ihr den oberen der beiden Kartons ab. »Hallo, meine Liebe. Wohin damit?«
»Stellen Sie sie einfach in den Flur.«
Maria ging ihr voraus und schob den Karton im Flur an die Wand.
Aus dem Wohnzimmer drang Stimmengewirr. Es schien ein ganzer Männerhaufen zu sein. Elena warf einen gereizten Blick in die Richtung, aus der der Lärm kam, und stellte ihre Kiste auf Marias.
Als sie sich wieder aufrichtete, legte die ältere Frau ihre Hand auf ihren angespannten Unterarm. »Verzeihen Sie uns die Belagerung Ihres Hauses. Wir wollten Dominic ein bisschen ablenken, solange er hier allein war.«
Elena brachte als Antwort immerhin ein Nicken zustande.
Plötzlich zog Maria sie in eine feste Umarmung. »Danke, dass Sie meinem Sohn helfen.« Dann schob sie Elena ein Stück von sich und betrachtete sie eindringlich. »Aber Sie müssen besser auf sich achtgeben, Liebes. Sie sehen schrecklich aus.«
Elena stieß einen frustrierten Laut aus. »Vielen Dank. Das wollte ich jetzt unbedingt noch hören«, versuchte sie,
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