Flirt mit dem Tod
zu scherzen, scheiterte aber kläglich.
»Kommen Sie. Wir lösen die Party auf. Und dann essen Sie erst einmal etwas. In ihrem Ofen steht Lasagne.«
Maria wandte sich dem Wohnzimmer zu und Elena folgte ihr. Dort saß Dominic. Gemeinsam mit seinem Vater, seinem Bruder Geno und einem Schwager, dessen Namen sie vergessen hatte, und ihrem alten Streifenpartner. Ihr Essbereich war zu einem Pokertisch mutiert und die Männer tief in ihre Karten versunken.
Bei ihrem Eintreten blickte Dominic auf, als hätte er ihre Anwesenheit gespürt. In seinen Augen erschien ein Ausdruck, der fast nach Erleichterung aussah. So, als hätte er sehnlichst auf ihre Rückkehr gewartet.
»Das war’s, Leute.« Er warf seine Pokerkarten auf den Tisch. »Elena ist da. Sie will ihr Haus jetzt sicher wieder für sich allein haben.«
Geno schimpfte. »Ich hatte noch nie ein so gutes Blatt wie eben.«
Aber auch Bobby warf seine Karten auf den Tisch. »Lassen wir das mit dem Spiel. Coleman ist heute sowieso lausig schlecht. Es macht nicht einmal Spaß, ihm seine Kohle abzuknöpfen.« Er stand auf und streckte sich. »Also, bis zum nächsten Mal.«
Elena folgte ihrem ehemaligen Partner bis zur Haustür. »Was tust du hier, Bobby?«
»Ich behalte den Kleinen im Auge. Jemand muss schließlich auf dich aufpassen – und auf das Volk, mit dem du dich herumtreibst«, erwiderte er mit einem gutmütigen Grinsen.
»Danke, Bobby. Ich weiß das zu schätzen.«
Ihr Gegenüber kratzte sich am Kinn. »Hör mal. Ich bin das irgendwie auch den Colemans schuldig. Ich kenne die Familie schon ziemlich lange.«
Elena runzelte die Stirn. »Was willst du damit sagen? Du bist älter als Dominic und seine Geschwister.«
»Nein, ich bin nicht mit ihnen zusammen zur Schule gegangen, falls du das meinst. Ich habe früher in den Ferien in Ed Colemans Baufirma gejobbt, um mir das Geld fürs College zu verdienen.«
»Du warst nicht auf dem College.«
»Nein. Als mein Vater starb, war ich noch sehr jung. Es gab immer nur meine Mutter und mich, solange ich denken konnte. Als ich endlich so weit war, aufs College gehen zu können, erlitt meine Mutter einen Hirnschlag und wurde zum Pflegefall. Ich habe das Geld, das ich bei Ed verdiente, genommen und versucht, ihr einen Platz in einem möglichst guten Pflegeheim zu besorgen. Dann bin ich zur Polizei gegangen«, fuhr er fort. »Ich musste Geld verdienen. Der Job hat mich schon immer gereizt. So war das damals. Auf jeden Fall sind die Colemans nette Leute. Ich habe ihnen viel zu verdanken.«
Elena verstand Bobbys Versuch, seiner Mutter eine möglichst angenehme Unterkunft zu verschaffen. Sie machte es ja mit ihrer Großmutter genauso. Es irritierte sie nur, dass Bobby diesen Teil seines Lebens ihr gegenüber noch nie erwähnt hatte, obwohl sie Freunde waren und jahrelang zusammen Streife gefahren waren.
Ohne dass sie es verhindern konnte, formte sich eine Frage in ihrem Kopf – und entschlüpfte ihr, bevor sie sie zurückhalten konnte. »Heißt das, du kanntest Nina Richards?«
»Ja, ich kannte sie. Als sie ermordet wurde, war ich schon bei der Polizei, aber als Dominic sie kennenlernte, habe ich noch für seinen Dad gearbeitet. Ed hat oft über die beiden gesprochen. Er war ziemlich glücklich über die Beziehung.«
»Glücklich? Sie waren doch noch Teenager.«
»Das stimmt schon. Aber Dominic war ein ziemlich verschlossener, grüblerischer Typ. Nina hat ihn geöffnet. Irgendwann ist aus ihm fast ein normaler Teen geworden. Leichtsinnig, unternehmungslustig.« Er wand sich unbehaglich, fast so, als ob er das Gefühl hätte, zu viel gesagt zu haben. »Hör zu, Ellie. Ich muss jetzt wirklich los. Ich ruf dich an, okay?« Er umarmte sie kurz und sie wartete an der Tür, bis er in seinen Truck gestiegen war. Dann kehrte sie langsam ins Wohnzimmer zurück.
Auch die Colemans hatten ihre Sachen zusammengesucht und machten sich auf den Heimweg. Als Elena und Dominic allein waren, herrschte lähmendes Schweigen. In ihrem Kopf drehten sich die Gedanken immer noch um das, was Bobby erzählt hatte. Er war nach Steve bereits der Zweite, der Dominics Familie seit Jahren kannte – und der Nina Richards gekannt hatte. Hinter ihrer Stirn begann der Druck, der dort schon den ganzen Tag herrschte, zu einem stetigen Pochen anzusteigen.
Dominic räumte ein paar Tüten Chips und leere Gläser von ihrem Esstisch und trug sie in die Küche. Elena stand immer noch im Flur, als er sich hinter ihr räusperte. »Ich hoffe, es macht dir
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