Flirt mit der Unsterblichkeit
tippte auf ein Icon, das einen Radarschirm zeigte. Nichts passierte.
»Das ist ein Frühwarnsystem, falls sich der Stadt etwas nähert. Für den Fall.«
»Für den Fall, dass was?«
»Für den Fall, dass jemand wie Bishop wieder zu Besuch kommen möchte.«
Myrnin lächelte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und faltete die Hände. »Mr Bishop ist einzigartig«, sagte er. »Dem Allmächtigen sei Dank. Und das hier ist hervorragend, Claire, aber unser grundlegendes Problem ist nicht gelöst. Die Differenzmaschine muss programmiert werden, um gefährliche Erinnerungen entfernen zu können. Ich sehe keine andere Lösung, als eine Schnittstelle mit einem biologischen Datenspeicher herzustellen.«
»Einem Gehirn.«
»Ja.«
Claire seufzte. »Ich werde Ihnen kein Gehirn besorgen. Zu dieser Art von Laborassistenten gehöre ich nicht, Dr. Frankenstein. Können wir noch mal den Plan ansehen?«
Der Plan war ein riesiges Diagramm, das sich auf Notizzetteln über die ganze Länge des Labors erstreckte. Penibel hatte Claire jedes einzelne Wenn, dann und Und/oder aufgezeichnet, das Myrnin eingefallen war. Das Diagramm war riesig. Echt riesig. Und Claire war sich absolut nicht sicher, ob sie die Aufgabe lösen konnten – außer dass Myrnin sie schon einmal gelöst hatte – mit Ada. Claire wollte einfach nur den ekligen Teil mit dem Gehirn aus der Gleichung entfernen.
»Es ist dann viel einfacher«, beharrte Myrnin, als sie die Reihe der Notizzettel abschritten. »Das Gehirn ist in der Lage, pro Sekunde eine gigantische Anzahl von Rechnungen zu verarbeiten, und es kann Variablen einbauen, was ein bloßer Computer nicht kann. Es ist die hervorragendste Rechenmaschine, die jemals entwickelt wurde. Wir sind töricht, wenn wir sie nicht nutzen.«
»Nun, mein Gehirn werden Sie jedenfalls nicht in diese Maschine stecken. Niemals.«
»Das würde ich nie tun.« Myrnin zupfte sich einen Fussel von seiner schimmernden Weste. »Es sei denn, es wäre die einzige Lösung. Oder natürlich, wenn du es nicht mehr benutzen würdest.«
»Niemals. Versprechen Sie mir das.«
Er zuckte mit den Schultern. »Versprochen.« Aber das klang nicht so, als würde er es wirklich ernst meinen, fand Claire. Myrnins Versprechen waren immer irgendwie - dehnbar. »Du verlässt die Stadt für den Rest der Woche?«
»Ja, wir fahren heute Abend. Kommen Sie zurecht?«
»Warum denn nicht?« Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und ging auf und ab, wobei er auf das Diagramm schaute. Er trug heute Shorts. Und natürlich Flipflops. Von der Taille abwärts sah er aus wie ein obdachloser Surfer, von der Taille aufwärts wie ein Lord aus der Zeit König Edwards. Das war seltsam - und auf lächerliche Art total Myrnin-mäßig. »Ich bin kein Kleinkind, Claire. Es ist nicht nötig, dass du auf mich aufpasst, glaub mir.«
Sie glaubte ihm nicht. Ja, er war schon alt. Ja, er war ein Vampir. Ja, er war nicht nur verrückt, sondern auch klug. Aber seine verrückte Seite war mindestens so stark wie - oder stärker als - die kluge Seite. Selbst jetzt.
»Sie werden nichts Dummes anstellen, oder?«, fragte sie ihn.
Er drehte sich um und blickte sie an, wobei er vollkommen unschuldig aussah. »Warum um alles in der Welt sollte ich das tun?« fragte er. »Genieß deine freie Zeit, Claire. Die Arbeit wird dir nicht davonlaufen.«
Sie fuhr den Laptop herunter und klappte ihn zu. Myrnin nickte in Richtung des Geräts. »Das ist gar nicht so schlecht«, sagte er. »Für den Anfang.«
»Danke.« Sie war ein wenig überrascht. Myrnin verteilte selten einfach so Komplimente. »Geht es Ihnen gut?«
»Gewiss. Warum sollte es mir nicht gut gehen?«
Irgendetwas Seltsames war mit ihm los. Angefangen von seinem Besuch bei ihren Eltern bis zu der Rastlosigkeit, mit der er jetzt im Labor herumtigerte - er war einfach nicht so verstörend irre wie sonst. Er war auf andere Weise irre.
»Ich wünschte, ich könnte mit euch fahren«, sagte er schließlich. »Na bitte. Jetzt ist es raus. Du kannst mich nach Belieben verspotten.«
»Echt? Aber... wir gehen wirklich nur Michael zuliebe.« Das stimmte nicht. Es war eine seltene Chance, aus Morganville herauszukommen, die echte Welt da draußen zu erleben. Und sie wusste, dass es wundervoll sein würde, sich wieder frei zu fühlen, wenn auch nur für kurze Zeit. »Könnten Sie nicht mitkommen, wenn Sie wollten?«
Er sank in seinen ledernen Ohrensessel, setzte seine Brille auf und nahm ein Buch von dem Stapel daneben. »Könnte
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