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Flirt mit der Unsterblichkeit

Flirt mit der Unsterblichkeit

Titel: Flirt mit der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raachel Caine
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ich?«, fragte er. »Wenn Amelie nicht will, das ich weggehe? Wohl kaum.«
    Sie hatte niemals in Betracht gezogen, dass Myrnin ebenso in Morganville gefangen war wie alle anderen. Er schien so... beherrscht, auch wenn er sich gleichzeitig völlig unkontrolliert verhielt. Aber sie begriff, dass Amelie von allen Leuten in der Stadt, Myrnin am wenigsten trauen konnte. Er wusste zu viel und es brodelte zu viel Irrsinn in seinem Kopf. Beides konnte gefährlich werden, wenn er die Stadtgrenzen überschritt. Vorsichtig wie Amelie war, würde sie dieses Risiko nie eingehen. Nein, von allen Leuten in Morganville wäre Myrnin so ungefähr der Letzte - abgesehen von Amelie selbst - , der die Stadt verlassen dürfte. Er war ihr... Schoßhündchen? Nein, falsch. Er war ihr wichtigstes Werkzeug. Claire hatte noch nie darüber nachgedacht, dass er das vielleicht nicht gerade toll finden könnte.
    »Tut mir leid«, sagte sie leise. Er wedelte mit der Hand, als wollte er sie verscheuchen, was sie ein wenig hilflos machte. Sie mochte Myrnin wirklich, auch wenn sie sich inzwischen der Grenzen - und Gefahren - dieser Freundschaft bewusst war. »Rufen Sie mich an, wenn Sie...«
    »Weshalb? Damit du auf der Stelle nach Morganville zurückkommst?« Er schüttelte den Kopf. »Wenig wahrscheinlich. Und nicht notwendig. Geh einfach, Claire. Ich werde hierbleiben.«
    Es lag etwas Düsteres in seiner Stimme, das ihr nicht gefiel, aber es war schon spät. Michael hatte gesagt, dass sie um sechs abfahrbereit sein sollten, und sie musste noch packen. Als sie sich noch mal umschaute, hatte Myrnin es bereits aufgegeben, so zu tun, als würde er lesen. Er starrte nur noch in die Ferne. In seinem Gesichtsausdruck lag etwas schrecklich Trauriges und sie wäre beinahe umgekehrt... Aber sie tat es nicht.

4
     
    Im Glass House herrschte Chaos, als Claire die Tür öffnete. Das lag überwiegend an Eve und Shane, die sich oben einen Krieg der Stereoanlagen lieferten und sich gegenseitig Sachen zubrüllten.
    Eve bevorzugte die Metal-Band Korn, Shane schlug mit Macarena zurück, wobei er seinen Ghettoblaster bis zum Anschlag aufdrehte. Von Michael war keine Spur zu sehen, aber seine Gitarren lagen in ihren Kästen im Wohnzimmer, zusammen mit einer Reisetasche. Und dann stand da noch eine Kühlbox mit Rollen, die so aussah, als könnte sie auch jedes andere normale Getränk enthalten. Claire war sich nicht sicher, was darin war, und sie machte sie auch nicht auf, um nachzuschauen.
    Sie ließ ihren Rucksack fallen, den sie wohl ohnehin mitnehmen würde, und rannte nach oben. Ein offener Koffer lag auf dem Bett, Eve stand in einem Kleiderhaufen, hielt zwei identisch aussehende Shirts hoch und starrte sie finster an. Mode-Unentschlossenheit im Endstadium. Claire tippte ihr auf die rechte Hand, woraufhin Eve ihr dankbar zulächelte und das Shirt in den Koffer warf. Die Musik war so laut, dass ein Gespräch unmöglich war.
    Als sie an Shanes Tür vorbeikam, sah Claire, dass er sich auf seinem Bett ausgestreckt hatte. Er hatte die gleiche Reisetasche wie Michael, nur in Braun statt in Blau. Er sah gelangweilt aus, aber als er sie entdeckte, hellte seine Miene sich auf.
    »Im Ernst?«, brüllte sie. »Macarena?«
    »Es ist Krieg«, schrie er zurück. »Ich musste schwere Geschütze auffahren. Als Nächstes kommt Barry Manilow!«
    Claire drückte auf den Aus-Knopf des Ghettoblasters, sodass nur noch Korn durchs Haus dröhnte. Nach ein, zwei Sekunden schaltete Eve die Musik aus. »Siehst du, wie einfach das war?«, sagte Claire.
    »Was, aufzugeben? Aufgeben ist immer einfach. Die darauf folgende Ruhe ist das Nervige daran.« Shane glitt vom Bett und folgte Claire zu ihrem Zimmer. »Wie war es?«
    »Was?«
    »Alles.«
    »Ach weißt du«, sie zuckte mit den Schultern, »normal.« Klar. Sie hatte ja auch nur den zweitmächtigsten Vampir der Stadt dazu gebracht, ihr im Kampf gegen Psycho-Monica beizustehen. Und sie hatte ganz ernsthaft darüber diskutiert, ob ein menschliches Gehirn in einen Computer gesteckt werden sollte. Ein ganz normaler Tag also. Kein Wunder, dass sie verkorkst war. »Und wie war es bei dir?«
    »Bruststücke. Schneidbrett. Hackmesser. Alles gut. Hast du schon gepackt?«
    »Hast du bemerkt, dass ich gerade erst nach Hause gekommen bin?«
    »Oh. Klar. Dann wohl nicht.«
    Er machte es sich auf ihrem Bett gemütlich, während sie ihren einzigen ramponierten Koffer öffnete und zu packen anfing. Das war nicht schwer, anders als Eve war sie keine

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