Flirt mit der Unsterblichkeit
Völlig unangebracht!
»Ausweis«, sagte der Mann. Das klang nicht gerade nach einem Willkommensgruß. Claire kramte in ihrem Rucksack und zog ihre Geldbörse heraus, die sie ihm mit zitternden Händen reichte. Shane gab ihm seinen Führerschein. »Du bist siebzehn?« Der Sheriff richtete seinen Lichtstrahl auf Claire. Sie nickte. Er richtete den Lichtkegel auf Shane. »Achtzehn?«
»Ja, Sir. Stimmt was nicht?«
»Ich weiß nicht, mein Sohn. Findest du, es stimmt alles, wenn du auf einer öffentlichen Straße mit einem Mädchen Schindluder treibst, das unter achtzehn ist?«
»Er hat nicht...«
»Für mich hat das aber so ausgesehen, Miss. Raus aus dem Auto, alle beide. Gehört das Auto dir?«
»Nein, Sir«, sagte Shane. Inzwischen klang er ganz kleinlaut. Die Realität holte ihn ein.
Auch Claire wurde bewusst, dass sie gerade den gleichen Fehler gemacht hatten wie Michael – sie hatte sich benommen, als wären sie zu Hause in Morganville, wo die Leute sie kannten. Hier waren sie ein paar jugendliche Unruhestifter - teilweise minderjährig - , die auf dem Rücksitz eines Autos außer Kontrolle gerieten.
»Habt ihr Drogen bei euch?«
»Nein, Sir«, sagten Shane und Claire wie aus einem Munde. Claires Lippen, die sich vor einer Minute noch herrlich und warm angefühlt hatten, waren jetzt kalt und taub. Das passiert jetzt nicht wirklich, oder? Wie konnten wir nur so dumm sein?
Shanes Liste der Todesarten fiel ihr wieder ein. Vielleicht war das hier Nummer vier?
»Dann macht es euch wohl nichts aus, wenn ich den Wagen durchsuche?«
»Ich...« Claire sah Shane an und er erwiderte ihren Blick, seine Augen wurden plötzlich ganz groß. Claire fuhr fort: »Das ist nicht unser Auto, Sir. Er gehört einer Freundin.«
»Und wo ist diese Freundin?«
»Da drin.« Claires trockene Kehle schnürte sich zusammen und sie umklammerte Shanes Hand, so fest sie nur konnte. Wenn er das Auto durchsucht, wird er die Kühlboxen öffnen. Und wenn er Michaels Blut findet...
Sie deutete auf die Tür des Eiscafes. Der Sheriff sah hinüber, dann schaute er wieder sie an, dann Shane. Er nickte, schaltete seine Taschenlampe aus und sagte: »Ihr rührt euch nicht vom Fleck.«
Claire sah ihm hinterher. Er war nicht jung, nicht alt, nicht dick oder dünn, groß oder klein. Er war einfach durchschnittlich. An seinem Gürtel klirrten Handschellen und Schlüssel und an seiner Seite hing seine Waffe. Claire fror plötzlich und ihr blieb die Luft weg, genau wie damals, als sie Mr Bishop, dem furchteinflößendsten Vampir von allen, entgegengetreten war.
Sie steckten in Schwierigkeiten - großen Schwierigkeiten.
»Schnell«, sagte Shane, sobald die Tür hinter dem Sheriff zufiel. Er schnappte sich Michaels Kühlbox und blickte auf der Suche nach einem Versteck wild um sich. »Gib mir Deckung.«
Claire nickte und ging zum Cafe. Dort schaute sie durch das schmutzige Glas der Tür und versperrte so gleichzeitig die Sicht auf die Straße. Sie legte die Hände neben das Gesicht, als wäre es schwierig, drinnen etwas zu erkennen. Was natürlich nicht stimmte. Der Sheriff war geradewegs zu Michael und Eve gegangen, die noch an der Theke des Eiscafes standen. Eve hatte ein Eis in leuchtendem Mintgrün in der Hand, aber ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie das ganz vergessen.
Claire blickte sich um. Shane war weg. Als sie wieder in das Cafe sah, redete der Sheriff immer noch mit Michael. Michael antwortete und Eve stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben.
Claire hätte fast geschrien, als jemand sie an der Schulter berührte, und machte einen Satz nach hinten. Es war natürlich Shane. »Ich habe sie hinter eine Mülltonne gestellt und mit einem Stapel Zeitungen zugedeckt«, sagte er. »Mehr konnte ich nicht tun.«
Der Sheriff hatte sein Gespräch nun beendet und er, Michael und Eve kamen auf die Tür zu. Claire und Shane gingen zum Auto zurück, wo Claire sich an ihn lehnte. Er wirkte ruhig, aber sein Herz raste.
Eve wirkte noch nicht einmal ruhig. Sie sah, na ja, verzweifelt aus. »Aber wir haben doch gar nichts getan!«, sagte sie, als sie herauskamen. »Sir, bitte...«
»Mir wurden aus dem Truckstop Probleme gemeldet«, sagte der Sheriff. »Typen, deren Beschreibung auf euch passt, haben dort Leute bedroht. Und ehrlich gesagt fallt ihr hier irgendwie auf.«
»Aber wir haben nicht...« Eve biss sich auf die Lippe, bevor sie damit herausplatzte, denn sie hatten Leute bedroht. Michael zumindest. »Wir haben das nicht so
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