Flirt mit der Unsterblichkeit
gemeint. Wir wollten nur ein Eis essen, das ist alles.«
Ihr Eis löste sich gerade in dünne grüne Rinnsale auf. Eve erschrak, blickte auf ihre Hände hinunter und leckte sich das geschmolzene Eis von den Fingern.
»Das isst du mal besser, bevor du dich von oben bis unten vollkleckerst«, sagte der Cop, wobei er beinahe menschlich klang. »Erteilst du mir die Erlaubnis, deinen Wagen zu durchsuchen?«
»Ich...« Eves Blick richtete sich auf Shane, der hinter dem Sheriff stand und den Daumen nach oben reckte. »Doch, schon.«
Er schien überrascht zu sein, vielleicht sogar ein wenig enttäuscht. »Setzt euch da drüben auf den Bordstein. Ihr alle.«
Das taten sie. Eve fiel es schwer, elegant dabei auszusehen mit ihrem schwarzen Rock, aber als sie erst mal saß, fing sie an, ihr Eis hinunterzuschlingen. Als sie halb fertig war, hielt sie inne und klatschte sich mit der offenen Handfläche gegen die Stirn. »Au, au, au!«
»Kopfschmerzen vom Eis?«, fragte Claire.
»Nein, ich frage mich nur, warum zur Hölle wir uns so blöd anstellen«, sagte Eve. »Wir wollten einfach nur nach Dallas fahren, mehr nicht. So schwer kann das doch nicht sein, oder?«
»Oliver hat uns gezwungen anzuhalten.«
»Ich weiß, aber wir bringen uns doch auch selbst in Schwierigkeiten...«
»Die Kopfschmerzen kommen vom Eis, oder? Das ist kein Aneurysma?«
»So eine Explosion im Gehirn? Wahrscheinlich ist es das.« Eve seufzte und biss in ihre Eiswaffel. »Ich bin müde. Seid ihr auch müde?«
Michael sagte gar nichts. Er starrte das Auto an und den Cop, der es durchsuchte und dabei alle Reisetaschen, Handtaschen und das Handschuhfach überprüfte. Er schaute sogar unter den Sitzen nach. Schließlich sah er zu Shane herüber. »Was ist mit den Waffen?«
Shanes Mund klappte auf und schloss sich dann wieder. »Ähm...«
Der Cop machte Claires Koffer auf und zog einen spitzen silbernen Pfahl heraus. Er hielt ihn hoch. »Was ist das?«
Ein paar Sekunden lang antwortete keiner, dann sagte Eve: »Das gehört zu unseren Kostümen. Wissen Sie, wir gehen zu dieser Veranstaltung. Ich spiele den Vampir und die anderen sind die Vampirjäger. Das ist echt cool.«
Das klang beinahe überzeugend.
»Das Ding da ist spitz.«
»Die aus Gummi sehen nun mal nicht echt aus. Je echter man aussieht, desto eher gewinnt man den Preis.«
Er bedachte sie mit einem langen Blick, dann ließ er den Pfahl zurück in Claires Tasche fallen, kramte noch ein wenig darin herum und schloss sie wieder. Er ließ die Koffer und Taschen neben dem Auto verstreut herumliegen, und nachdem er noch in den Radkästen und unter dem Ersatzrad nachgeschaut hatte, schüttelte er schließlich den Kopf. »Na schön«, sagte er. »Ich lasse euch alle laufen, aber ihr müsst jetzt sofort weg von hier.«
»Was?«
»Ich muss eure Rücklichter jenseits der Stadtgrenzen verschwinden sehen. Und ich werde euch folgen, um dafür zu sorgen, dass ihr gesund und munter dort ankommt.«
Oh , shit. »Was ist mit Oliver?«, flüsterte Claire.
»Na ja, wir können ihn ja wohl kaum als Ausrede ins Feld führen«, flüsterte Eve finster zurück. Sie aß das letzte bisschen Eis und lächelte dabei den Cop an. »Wir sind bereit, Sir! Nur noch kurz die Sachen einladen.«
Michael schnappte sich Shane und sie führten ein eindringliches Gespräch, während sie sich über Eves riesigen Koffer beugten. Eve sprang auf, stolperte über eine herumliegende Tasche und ging mit einem Schrei zu Boden, der in ein Geheul ausartete. Der Sheriff bewies, dass er kein absoluter Idiot war, indem er sofort zu ihr ging und sich über sie beugte. Genug Zeit für Michael, um in Vampirgeschwindigkeit die Kühlbox zu holen, sie zurück ins Auto zu stellen und dann ganz unschuldig nach der nächsten Tasche zu greifen. Währenddessen half der Sheriff der scheinbar erschrockenen Eve, die wild mit den Armen ruderte, auf die Füße.
»Sorry«, sagte Eve atemlos. Sie schenkte Michael ein zittriges Lächeln und winkte ihm zu. »Ich bin okay. Nur ein paar blaue Flecken.«
»Das war's«, sagte Shane. »Nie wieder Eis für Eve.«
Irgendwann hatten sie alles ins Auto gepackt und Claire warf einen letzten Blick auf die verlassenen Straßen und die flackernden Lichter in der Ferne. Weit und breit keine Spur von Oliver.
»Also?«, sagte der Sheriff. »Los geht's.«
»Ja, Sir.« Eve setzte sich ans Steuer und schloss eine Sekunde lang die Augen, dann kramte sie nach ihrem Schlüssel und ließ den Motor an. Michael nahm auf dem
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