Flirtverdacht Roman
spezielles Fachgebiet verfügte. Somit war die Wahrscheinlichkeit groß, dass in diesem Raum bereits die Fähigkeiten vorhanden waren, auf die das jeweilige Testobjekt nach Ansicht des Auftraggebers anspringen würde.
Nehmen wir zum Beispiel Katie Morgan, die mir gegenübersaß, die Knie gegen die Tischplatte gestützt. Sie ist ein zierliches Mädchen Mitte zwanzig mit schulterlangem blondem Haar, das sie oft zu einem Pferdeschwanz bindet, so dass ihr dann fransige Strähnen in die Stirn fallen. Ich merke immer sofort, wenn sie den Raum betritt, weil es dann nach Erdbeerkaugummi riecht und Punkmusik aus ihrem iPod dröhnt.
Katie ist unsere Spezialistin für bodenständige Typen. Sie ist frech und lebhaft und trinkt gerne mal ein Bier. Sie wirkt wie das süße Mädchen von nebenan, aber wenn sie den Mund aufmacht, ist dieser Eindruck sofort zunichte. Dank ihres messerscharfen Verstands und ihrer unvergleichlichen Schlagfertigkeit kann sie fast jede Verbalschlacht für sich entscheiden. Ihr gelingt es immer wieder, ihren Kontrahenten davon zu überzeugen, dass er sich irrt – und gleichzeitig bringt sie ihn dazu, ihr dafür dankbar zu sein, ihn auf diesen Irrtum hingewiesen zu haben. Sozusagen ein Jedi-reifer Psychotrick. Ich habe sie eingestellt, weil sie es in allen Männerdomänen mit den Herren der Schöpfung aufnehmen kann: Poker, Darts, Billard, Saufspiele, Fußballwetten und sogar Autorennen.
Bevor sie zur Hawthorne Agency kam, hatte Katie die gleichen Ambitionen wie alle anderen attraktiven Blondinen unter dreißig in dieser Stadt: Sie wollte Schauspielerin werden. Doch die wenigen Statistenrollen, die sie ergattern konnte, reichten bei weitem nicht zum Überleben. Und als sie erfuhr, dass die Bezahlung in der Agentur in etwa der einer etablierten Soap-Opera-Darstellerin entspricht, zögerte sie nicht lange. Außerdem hat sie jetzt die Gelegenheit, ihre Schauspielkünste regelmäßig einzusetzen. Und da es bei uns nur um die »Absicht zum Fremdgehen« geht und die Regeln ganz klar besagen, dass körperliche Intimitäten mit dem Testobjekt auf das beschränkt bleiben müssen, was noch im Vorabendprogramm gesendet wird, entspricht ihr aktueller Job wohl in etwa einer Dauerbesetzung in einer der beliebten nachmittäglichen Seifenopern.
Neben Katie saß die atemberaubend schöne Shawna Miller. Auch wenn in meinen Augen alle meine Mitarbeiterinnen auf ihre Weise unwiderstehlich sind, so ist Shawna doch eine klassische, unbestrittene Schönheit, die unweigerlich alle Männerblicke auf sich zieht. Schon als ich sie zum ersten Mal sah, war mir klar, dass sie für diesen Job in höchstem Maße geeignet ist. Sie hat das Aussehen, nach dem Männer sich verzehren – Todd Langley ist der lebende Beweis. Angesichts ihrer langen, blonden Locken, ihres liebenswürdigen Lächelns und der makellosen weißen Zähne denkt man einfach »Wow«, und ihr gelingt es immer wieder, wirklich jeden in ihren Bann zu ziehen.
Shawna ist zudem außergewöhnlich wandlungsfähig, so dass sie äußerst flexibel eingesetzt werden kann. Gestern noch spielte sie die unglückliche, verletzliche Keira Summers, am nächsten Tag dann ein wildes Partygirl. Doch aufgrund ihres umwerfenden Aussehens, ihrer attraktiven Rundungen und der Fähigkeit, Unmengen von Alkohol zu vertragen, setze ich sie in erster Linie für Junggesellenpartys ein. Ich habe schon ein paarmal mitbekommen, dass die anderen Mitarbeiter sie liebevoll als »letztes Abenteuer« bezeichnen. Und wenn man bedenkt, was die zukünftigen Ehemänner tun, wenn sie Shawna begegnen, dann bringt es dieser Spitzname wohl auf den Punkt.
Ihr gegenüber saß Cameron Kelly. Cameron ist mein einziger männlicher Mitarbeiter. Er sieht Josh Duhamel erstaunlich ähnlich, sogar so sehr, dass fünfzehnjährige Mädchen ihn oft für den Schauspieler halten und er reihenweise Autogramme mit »Alles Liebe, Josh Duhamel« schreiben muss, sobald er einen Fuß in ein Einkaufszentrum setzt. Ich habe ihn angeheuert, weil natürlich nicht nur Männer fremdgehen. Klar, statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, aber natürlich gibt es auch bei Frauen Untreue. Die Anzahl der Damen, die bei Camerons Prüfungen durchfallen, lässt keinen Zweifel daran.
Trotz aller Proteste muss Cameron oft in Uniformen aller Art schlüpfen. Ich habe schon die verschiedensten Uniformen besorgt – Marine-, Armee-, American Airlines-, UPS-Uniformen und in einem ganz speziellen Fall sogar eine vom
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