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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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sei ja eigentlich nicht so gemeint gewesen. Sie hätte dem Kalli nur ein bisschen Angst einjagen wollen. Das mit der Schädelfraktur täte ihr total leid. Echt. Voll leid. Denn streng genommen würde sie den Kalli ja immer noch lieben. Am Ende ihrer Beichte bricht sie schluchzend zusammen, und ich nehme sie tröstend in den Arm. Die Welt ist wirklich ungerecht. Da kann ich der Mandy in diesem Augenblick nur zustimmen.

20 . Kapitel

    E isiges Schweigen.
Ich sitze auf einer ziemlich unbequemen Bank in einem Zimmer der Polizeidirektion und warte auf meinen Anwalt. Neben mir sitzt Alexander. Er hat noch kein Wort gesagt, seitdem er hier aufgetaucht ist. Also, jedenfalls zu mir nicht. Und mit jedem Moment, den ich länger neben Alex sitze, wird mir klarer, wie zutreffend dieser Ausdruck doch ist. Eisiges Schweigen. Alexanders Schweigen fühlt sich wirklich unglaublich kalt an, ich friere regelrecht neben ihm. Oder ist es lediglich die Übermüdung, die mir in den Knochen steckt? Und die auch dazu führt, dass ich mir Alexanders Kälte schlicht einbilde? Ich starte einen Gesprächsversuch, um es herauszufinden.
    »Danke, dass du gleich gekommen bist. Und natürlich, dass du den Anwalt besorgt hast.«
    Alexander wirft mir einen kurzen Blick zu, dann spricht er, ohne mich weiter anzuschauen.
    »Dreihundert Euro die Stunde. Plus Mehrwertsteuer.«
    »Bitte?« Was genau meint er jetzt damit?
    »Das Honorar von Dr. Steinmüller. Pro Stunde dreihundert Euro, also eigentlich dreihundertsiebenundfünfzig. Und das alles nur, weil du offenbar auf einmal den Verstand verloren hast. Aber umso wichtiger ist natürlich ein guter Anwalt, der das alles wieder hinbiegt. Und sei es für fast vierhundert Euro die Stunde.«
    Er gibt ein meckerndes Geräusch von sich, halb Lachen, halb Wehklagen. Ich spüre, wie mir noch kälter wird – und das liegt jetzt definitiv nicht an meiner Müdigkeit.
    »Ich weiß ja, dass das auf dich alles etwas seltsam wirken muss, aber bitte glaub mir: Ich habe keine Bank überfallen, und ich habe auch keine Geisel genommen.«
    »Ja, ja, schon klar. Und der Wagen, mit dem ihr hier aufgekreuzt seid, gehört auch keinem stadtbekannten Zuhälter, sondern in Wirklichkeit einem Mitglied des Kirchenvorstands von St. Katharinen.« Alexander schnaubt verächtlich.
    »Okay, dass der Dieter Zuhälter ist, habe ich mir schon gedacht, aber irgendwie mussten wir schließlich wieder nach Lübeck kommen, der Trabbi war ja schon als gestohlen gemeldet. Dabei haben wir ihn lediglich gemietet. Und gleich bar bezahlt.«
    »Ja, mit dem Geld aus dem Banküberfall. Ich weiß. Das hat dein polnischer Autodieb ja schon erzählt.«
    Ich merke, wie ich langsam wütend werde. »Nein, du weißt eben gar nichts. Das versuche ich dir ja die ganze Zeit zu erklären! Ich wollte lediglich Devisen für unsere Hochzeitsreise abholen. Nur deswegen bin ich in die Bank gegangen. Und alles, was dann kam, lag an einem ganz dummen Zufall. Hätte ich Jan-Ole nicht seine blöde Spielzeugpistole weggenommen, und hättest du mich nicht genau in dem Moment angerufen, als ich am Schalter stand, wäre das alles nicht passiert.«
    Alexander schnappt nach Luft. »Ach, jetzt bin ich auch noch an allem schuld, oder was?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich versuche nur, dir zu erklären, was wirklich geschehen ist.«
    »Tine, hast du eigentlich eine Vorstellung davon, was für Probleme ich deinetwegen habe?«
    Alexander scheint nicht hören zu wollen, was ich ihm zu erzählen habe. Trotzdem mache ich noch einen Anlauf.
    »Es tut mir wirklich leid, dass du meinetwegen so viel Ärger hattest. Aber es ist nicht meine Schuld. Und ich verstehe auch nicht, wie du ernsthaft glauben kannst, ich sei Bankräuberin.«
    »Ganz einfach: weil die Geschichte, die du mir hier auftischen willst, total verrückt ist.«
    »Falsch: Die Geschichte
ist
nicht verrückt, sie
klingt
verrückt. Aber sie ist wahr. Und wenn es umgekehrt wäre, würde ich dir immer glauben.«
    »Und was hat es überhaupt mit deinem Komplizen auf sich, diesem Polen? Habt ihr das gemeinsam geplant? Woher kennst du den? Ich frage mich langsam, ob du die ganze Zeit ein Doppelleben geführt hast. Vielleicht ist der Typ sogar dein Liebhaber. Ein polnischer Autoknacker mit Kontakten ins Milieu. Ich fasse es einfach nicht.«
    Mit einem Schlag ist mir nicht mehr kalt, sondern ziemlich heiß. »Spinnst du jetzt völlig? Jan ist weder mein Komplize noch mein Liebhaber. Und ein Krimineller schon gleich gar nicht! Du

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