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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nach begann den verwöhnten Lawrence das einfache Leben zu langweilen. Sein Freund hingegen schien sich still zu vergnügen. Er half Lee bei vielen kleinen Arbeiten, fütterte die Hühner und die Lämmer, deren Zahl jetzt auf sieben gestiegen war, molk sogar eine der Kühe und fertigte einige hübsche, aber durchschnittliche Zeichnungen von der alten Farm und vom Meer. Er bildete sich auch gar nichts darauf ein.
    »Gar nichts besonderes, aber eigenartig, wie gut die Dinger sich verkaufen lassen, und das Geld kommt sehr gelegen, bis ich eine Stelle habe.« Andrew fand sie sehr gut und zog sie den ausgefallenen Arbeiten bei weitem vor, die Lawrence lässig hervorbrachte und die sein Gastgeber, als er sie prüfend betrachtete, unglücklicherweise auf den Kopf gestellt hatte.
    Lawrence entdeckte bald, daß er eigentlich nicht ins Hinterland paßte. Er mochte Hühner und Hunde nicht, verabscheute Lämmer und erklärte sich als ausschließlicher Katzenliebhaber. »Soviel feiner, meine Liebe. Von ganz anderem Erkenntnisvermögen und so weise und äußerst schön. Ich habe immer bedauert, daß der Schöpfer nicht bei den Katzen aufgehört hat.«
    Nach dieser Offenbarung seines Geschmackes war es eine sehr traurige Enttäuschung, daß der Kater allen Annäherungsversuchen von Lawrence widerstand und sie nur gelegentlich damit beantwortete, daß er ihm heftig die Hand zerkratzte und sich böse fauchend aufs Fensterbrett zurückzog. Lee lachte.
    »Irgendwas scheint nicht zu stimmen. Ich dachte immer, keine Katze könnte deinen Schmeicheleien widerstehen«, sagte sie unfreundlich, aber Lawrence entgegnete nur, daß er es nie zuvor mit einer solchen Promenadenmischung zu tun gehabt hätte. Bastarde seien immer unberechenbar, aber eine siamesische oder birmanesische Katze wäre etwas ganz anderes.
    Nachdem der Bart gefallen war, fand Andrew Lawrence einigermaßen annehmbar, aber am vierten Abend gestand er seiner Frau, er hoffe, daß sie bald abreisen würden. Das Ehepaar hatte sich daran gewöhnt, Heimlichkeiten im Badezimmer auszutauschen, denn eine Überprüfung der Hausakustik hatte sie überzeugt, daß das der einzige sichere Ort war. Wenn man über die Gäste reden wollte, mußte man den Wasserhahn weit aufdrehen und leise sprechen. In den nachfolgenden Wochen konnte Andrew nur froh sein, daß ihre Wasserversorgung laut Parsons Aussage aus einer praktisch unerschöpflichen Quelle kam.
    »Ich glaube, morgen reisen sie ab«, verkündete Lee und führte einen kleinen Freudentanz auf. »Erinnerst du dich, die Sterne sagten endlose Flitterwochen voraus? Na, mit Lawrence um den Weg sind Flitterwochen ausgeschlossen.«
    Am nächsten Morgen kam Lawrence, der die Macgregors entdeckt und zum äußersten Mißfallen seines Opfers ein paar kleine gelungene Porträts von dem alten Hochländer fabriziert hatte, mit aufregenden Neuigkeiten zum Mittagessen. »Die kleine Nichte« war angekommen, und er brachte eine Nachricht von ihrer Tante, die Lee einlud zu kommen und sich anzusehen, »was sie mit dem Küken anfangen könne«.
    »Und du kannst mir glauben«, schloß Lawrence glühend, »das Küken ist gar nicht so übel.«
    Sein Ton stimmte Lee ängstlich, und als sie hinüberging, um Kitty Macfarlane aufzusuchen, fand sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Der Neuankömmling war der Inbegriff des »reizenden Mädchens«, das in unzähligen schottischen Balladen verewigt ist. Mit ihren schwarz bewimperten grauen Augen, ihren braunen Locken und ihrer durchsichtigen Haut war Kitty das genaue Gegenteil ihrer häuslichen kleinen Tante. Außerdem war sie fröhlich und charmant, und ein kleiner Anhauch von Akzent verstärkte nur noch den lieblichen Klang ihrer sanften Stimme. Jock Macgregor betrachtete sie mit finsterer Verzweiflung und murmelte, daß Schönheit ein Fluch des Teufels sei.
    Auf jeden Fall bestrickte sie den eingebildeten Lawrence. Lee, die sich an ein halbes Dutzend Mädchen erinnern konnte, für die er geschwärmt hatte — und an noch viel mehr, die für ihn schwärmten, war überzeugt, daß er diesmal Feuer gefangen hatte und noch eine ganze Weile nicht daran denken würde, ihr so praktisch gelegenes Haus zu verlassen.
    Zutiefst niedergeschlagen vertraute die arme Gastgeberin bei heftig laufendem Badezimmerwasser Andrew ihre Befürchtungen an.
    »Sie ist ganz reizend, und ich hätte sie so gerne hier, wenn dieser gräßliche Lawrence nicht hier wäre. Jetzt kriegt man ihn nicht mehr raus. So ein Unglück, Grant kann

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