Flitterwochen
beinahe schrecklich Krach bekommen. Andrew war so böse«, und plötzlich bekam sie einen Lachanfall, als sie ihrer Tante von der ersten mißlungenen Fahrt den Berg hinunter erzählte, und dann schloß sie beleidigt: »Ich hätte nie gedacht, daß Andrew mich so anstarren würde.«
»Das würde ich mir nicht zu Herzen nehmen, meine Liebe«, antwortete Tante Hester gelassen. »Ich war schon lange der festen Überzeugung, daß beim menschlichen Wesen Maschinen nur Schlechtes wecken, so wie andererseits Tiere das Beste zutage treten lassen. Aber nein, ich werde euch wohl nicht begleiten. Ich glaube, ich werde heute morgen lieber einen langen Spaziergang machen und die Straße bis weiter in den Wald hinein auskundschaften.«
»Du wirst dich doch nicht verirren? Da ist meilenweit nur Gebüsch, genau wie im Dschungel. Andrew sagt, daß es dort Wildschweine gibt, und die können ziemlich gefährlich werden.«
»Ich werde mich nicht verirren«, erwiderte ihre Tante würdevoll. »Was die Schweine anbetrifft, so jagen sie jemandem, der in manch tropischer Nacht bei Löwengebrüll gezeltet hat, nur wenig Angst ein. Ich glaube, ihr werdet schon zurechtkommen, meine Liebe, aber ich meine, ich kann dabei nicht von großem Nutzen sein. Wahrscheinlich wäre es am besten, den Wagen überhaupt nicht mehr zu stoppen, auch wenn ihr zufällig jemanden überfahren solltet.« Nach diesem unsittlichen Rat nahm Miss Connor den dicken Stock, den Andrew benutzte, um die Kühe zusammenzutreiben, und brach zu ihrem Spaziergang auf.
Zum ersten Mal in ihrem Leben war Lee wirklich nervös. Der Gedanke daran, daß der Wagen auf einer einsamen Straße möglicherweise stehenbliebe und nicht mehr anspringen könnte, war erschreckend. Sie hörte daher mit großer Erleichterung, daß Grant Lawrence bei den Macgregors absetzen und ihr dann nach Ruru folgen würde. Wenn der Wagen dann dableiben mußte, konnte er sie nach Hause bringen.
Ganz entgegen ihrer Gewohnheit fuhr Lee langsam, nahm die Kurven auf der richtigen Seite und hupte an den schlimmsten Ecken. Außer einem haarsträubenden Zusammtreffen mit einer Sau und einem Dutzend Ferkel außerhalb des pa, gab es keine Zwischenfälle, und wenige Minuten vor Grant traf sie bei der Garage ein.
Der Maori-Besitzer, dessen Name, wie sie nun erfuhr, Eru war, saß gemütlich beim Mittagessen, versprach aber, sobald er fertig sei, sich den Schaden anzusehen. Grant sagte eifrig: »Komm, geh mit mir essen. Gastgeber sein ist für mich einmal etwas anderes. Einverstanden? Dann probieren wir es mit dem Privathotel.«
Die hübsche Bedienung, ein Mischling, sagte, sie könnten ein Mittagessen haben, aber »Doppelzimmer sind nicht mehr frei, Alle besetzt«. Lee geriet in Versuchung herauszuplatzen, und Grant wurde verlegen, aber demütig stimmten beide der Mahlzeit zu. Die meisten Pensionsgäste hatten gegessen und waren gegangen. Der große Raum war fast leer. Lee lehnte sich genüßlich in ihrem Sessel zurück und erklärte ihrem Gastgeber, wie herrlich es sein würde, eine Mahlzeit zu essen, die sie nicht selbst hatte kochen müssen, »denn schließlich überlege ich mir nun schon seit Ewigkeiten ständig, was ich zum Abendessen brauche und wie ich Reste am besten zum Mittagessen verwende, und das wird man einmal leid.«
»Eine schreckliche Belastung, und uns hast du auch noch vierzehn Tage lang am Hals gehabt. Ich weiß auch nicht, wie Andrew es aushält, aber Lawrence kann man jetzt nur noch mit einer Ladung Dynamit los werden.«
»Du bist uns überhaupt nicht zur Last gefallen, und du hilfst Andrew doch so viel. Er kann es nicht oft genug betonen. Ich glaube, er hätte dich gerne für immer hier.«
»Das ist nett von euch, aber wenn zwei Menschen erst wenige Monate verheiratet sind...«
»Macht nichts, es kommen noch so viele Monate und Jahre, und wer weiß, was uns noch bevorsteht. Oh, Grant, sieh mal, wer da ist!« denn in diesem Augenblick war ein großer Mann mit einem ausdrucksvollen Kopf und der gebeugten Haltung eines Gelehrten eingetreten und hatte sich in ihrer Nähe an einen Tisch gesetzt. Zu der Bedienung, die eilends zu ihm kam, sagte er: »Ich fürchte, ich habe mich verspätet. Es war weiter, als ich erwartet hatte«, und dann lächelte er auf eine Weise, daß sein ganzes Gesicht leuchtete.
»Ist schon gut«, sagte sie mit einem Blick, wie er Lieblingsgästen vorbehalten ist. »Es sind noch andere da«, und sie zeigte auf das Paar, das sich in überraschtem Erkennen halb erhoben hatte.
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