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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Der Gast drehte sich um, Lee schob ihren Stuhl zurück, ging zu ihm hinüber und streckte schüchtern ihre Hand aus.
    »Professor, wie nett, Sie hier zu treffen. Sie werden sich nicht mehr an mich erinnern — wie sollten Sie auch? Ich habe keine Geologie gehört, und wir haben uns nur bei Feiern gesehen. Ich bin Lee Connor — zumindest war ich das. Ich bin jetzt Lee Marsden, und das ist Grant Lawton. An ihn erinnern Sie sich aber bestimmt, denn er hat Geologie gehört. Er hatte was dafür übrig, obwohl er Kunststudent war.«
    Professor Meredith lächelte. »Ich erinnere mich an Sie beide, aber natürlich besser an Mr. Lawton. Aber was hat Sie an diesen ebenso abgelegenen wie herrlichen Ort gebracht?«
    »Kommen Sie doch an unseren Tisch, und ich kann Ihnen alles erzählen, ohne schreien zu müssen«, antwortete Lee, ließ sich dann ausführlich über alles vernehmen und schloß: »Kommen Sie und sehen Sie sich mein komisches altes Haus nebst meinem Mann an. Nicht, daß er auch komisch oder alt wäre, Sie wissen ja, wie ich es meine«, und schon war sie bei einem neuen Thema, indem sie sich bei dem Professor erkundigte, ob er selbst fahre und was ihn hierher gebracht habe.
    »Ja, ich habe einen alten, aber verläßlichen Wagen, und in ein oder zwei Tagen fahre ich weiter. Ich habe mich für eine Woche hierher zurückgezogen, um mir interessante Steine anzusehen«, und nun erzählte er seinem früheren Studenten einiges über seine Forschungen.
    »Ganz in der Nähe, wo wir zelten, gibt es tatsächlich solche Steine. Natürlich verstehe ich nichts davon, aber sie sehen mir so aus, als wären es...« und nun begann Grant schüchtern mit der fachmännischen Beschreibung einer Gesteinsschicht auf dem Hügel über der Farm, während Lee die Gelegenheit nutzte, um noch mehr Eis zu bestellen.
    »Sehr interessant. Das würde ich mir gerne ansehen«, sagte der Professor und nickte mit seiner Löwenmähne, die für manch liebevolle Karikatur in der Universitätszeitschrift Material geliefert hatte. Jetzt riß Lee sich von ihrer gefräßigen Beschäftigung los, um ihn etwas schüchtern für den nächsten Tag zum Mittagessen einzuladen.
    »Ich würde mich sehr über Ihren Besuch freuen«, sagte sie, wobei sie so süß lächelte, daß Professor Meredith sich wunderte, nie gemerkt zu haben, was für ein attraktives Mädchen sie war.
    »Es ist eigentlich ein bißchen anmaßend von mir, denn wir sind noch nicht fertig eingerichtet, und ich bin keine sehr gute Hausfrau, und außerdem«, sagte sie, wie so oft plötzlich ganz vertrauensselig, »habe ich immer große Ehrfurcht vor Ihnen gehabt — aber vielleicht ist das jetzt, wo ich verheiratet bin, anders.«
    Darüber lachten beide Männer, und der Professor meinte, dazu könne er nichts sagen, weil er nie verheiratet gewesen sei.
    Lee staunte, wie die meisten Studentinnen, die sich jahrelang gewundert hatten, daß ein so herrlicher Mensch auf das Pensionsalter zuging, ohne von einer unternehmungslustigen Assistentin eingefangen worden zu sein.
    »Ich hoffe, das Gestein dort ist wirklich interessant für Sie«, brachte Grant etwas nervös vor. »Es wäre mir schrecklich, wenn Sie die Reise umsonst machten und Ihre Zeit verschwendeten«, eine Bemerkung, die, wie sein Gegenüber meinte, wohl kaum dazu angetan sei, ihn bei seiner Gastgeberin beliebt zu machen. Darüber lachten alle und dann verabschiedete man sich, jedoch erst, nachdem Meredith in seinem Notizbuch genau den Weg bis zur Farm aufgeschrieben hatte. Er würde sehr gerne kommen, sagte er, allerdings nicht für mehrere Tage, und er würde vorher morgens bei ihnen anrufen.
    Mit Erleichterung hörten sie, daß der Wagen keinen ernsthaften Schaden hatte. »Der Anlasser ist nicht ganz in Ordnung, und die Batterie ist ziemlich alt«, erklärte Eru. Lee dachte bekümmert, daß der ganze Wagen ziemlich alt war, und überlegte einen Augenblick, was passieren würde, wenn er ersetzt werden müßte. Da sie so lange unbekümmert mit Bernards Reichtum gelebt hatte, waren ihr alte Autos ebenso selten über den Weg gelaufen wie leere Bankkontos.
    Aber sie schob den Gedanken weit von sich und fuhr fröhlich und mit ihrer gewohnten Fahrlässigkeit, doch ohne Zwischenfall zurück. Andrew erwartete sie mit wohlweislich überspielter Angst und, wenn er an seine Gereiztheit vom Morgen dachte, leichten Gewissensbissen. Als sie vorfuhr, kam Tante Hester ihr mit einem sonderbaren Bündel auf dem Arm entgegen.
    »Lieber Himmel, was ist das denn?«

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