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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sie bestimmt ihr ganzes Selbstbewußtsein einsetzen mußte, um die Situation durchzustehen. Wie immer, wenn es darauf ankam, benahm Lawrence sich natürlich äußerst anständig und höflich, aber nur weil Cynthia sich so gekonnt verstellte, überstand sie die Begrüßung. Sie rauschte ins Wohnzimmer und wandte sich mit einer völlig neuen Herzlichkeit an Lee.
    »Oh, mein Schatz, so eine herrliche Aussicht. Und so ein entzückendes altes Haus. Kein Wunder, daß Lawrence und Grant wie die Wahnsinnigen malen.«
    Lawrence, der in den letzten vierzehn Tagen ausschließlich Kitty gemalt hatte, wenn sie es ihm erlaubte, nahm diese Bemerkung gelassen hin. Ein Glück, dachte Lee, daß die beiden ebenbürtig waren. Es würde ein interessantes Duell werden. Cynthia war zu allen liebenswürdig. Sie wurde Miss Connor vorgestellt und fand sofort deren Sympathie; den Professor kannte sie schon, er beantwortete ihren herzlichen Gruß höflich, wenn auch nicht mit Begeisterung. Andrew wurden zwei schöne Hände mit rosa Nägeln dargeboten, und er besah sie skeptisch, bevor er widerwillig eine davon in seine eigene nahm.
    »Aber natürlich, wir haben uns auf der Hochzeit kennengelernt. Damals sagten sie, Sie würden mich an mein Versprechen erinnern. Sie zu besuchen. Da mußte ich natürlich kommen.«
    Es entstand eine kleine Pause, in der Andrew mit einem kleinen Hindernis in seiner Kehle kämpfte; dann gab er einen erstickten Laut von sich, den man als Zustimmung werten konnte, und war sehr darauf bedacht, dem triumphierenden Blick seiner Frau auszuweichen.
    »Was für eine Menge Leute! Lee, Liebes, du warst immer beinahe zu beliebt. Finden Sie nicht auch, Andrew?«
    Lee, die die Lippen ihres Mannes vor leidenschaftlicher Zustimmung beben sah, sagte schnell: »Cynthia, wie ist es mit dem Mittagessen? Ich fürchte, wir haben fast alles aufgegessen, aber Brot und Käse sind noch da. Sogar hausgemachtes Brot.«
    Bei dieser stolzen Bemerkung schlug Cynthia entzückt die Hände zusammen.
    »Hausgemacht? Das ist ja sagenhaft. Lee, du bist ein kluges Kind. Oder ist es unsere häusliche Sally, die das macht?«
    Sally beantwortete die Frage mit einem verneinenden Brummen und einem Blick versteckter Abneigung. Cynthia war soviel hübscher, so unendlich viel reifer und eleganter als alle anderen, daß sie bei ihren Freundinnen gewöhnlich diese Reaktion hervorrief. Miss Connor, die sie mit Interesse, aber ohne Begeisterung beobachtet hatte, kam nun geschickt zur Sache, indem sie Miss Jordan fragte, wo sie übernachten würde.
    Aber um Cynthia zu erschrecken, bedurfte es noch mehr als diese autoritäre Art. Jetzt sagte sie: »Übernachten? Oh, über so etwas mache ich mir nie Gedanken. Ich werde einen bescheidenen Unterschlupf in Ruru finden.«
    »Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich«, sagte Hester bestimmt. »Der Besitzer des Privathotels erzählte uns an Weihnachten, daß nirgends mehr eine Unterkunft zu haben sei. >Nicht mal Platz für eine verdammte Laus< war seine plastische, wenn auch nicht sehr elegante Ausdrucksweise.«
    Cynthia lachte ihr berühmtes, klingelndes Lachen und sagte: »Wie romantisch. Ich liebe diese Landmenschen. Oh, machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich werde mich sofort ans Telephon hängen, und wenn man mich nicht unterbringen kann, werde ich meinen Schlafsack im Wagen ausrollen, und außerdem wird mir die kleine Lee hie und da etwas zu beißen geben, nicht wahr, mein Schatz?« und mit diesen Worten nahm sich Miss Jordan noch eine große Schnitte hausgemachtes Brot und bat Lawrence, so lieb zu sein, ihr den Käse zu reichen.
    Lawrence, der leicht verwirrt aussah, gehorchte; dann warf er Lee einen hilflosen, bettelnden Blick zu und sagte, er würde besser, solange das Licht noch gut sei, an seiner Zeichnung weiterarbeiten. Lee, deren gutes Herz von der leichten Verlegenheit des vorbildlichen jungen Mannes gerührt war, versicherte ihm, sie könnten ohne ihn spülen.
    Cynthia lächelte bezaubernd. »Spülen? Sag nur nicht, du hast ihn dazu erzogen, sich nützlich zu machen. Übrigens, was ist eigentlich deiner Stirn zugestoßen, Lawrence? Hast du schöpferische Auswüchse bekommen oder hast du deinen Kopf in rasender Enttäuschung gegen die Wand geschlagen?«
    Mit einem feindseligen Blick erklärte Lawrence, die verdammten Mücken wären eine Plage, und Lee schaltete sich schnell ein und versprach, daß sie oder Sally das Insektenmittel suchen und vor heute abend sein Zelt damit aussprühen wollten.
    »Und

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