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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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geben außer über den Strand. Schau dir unseren Jagdhund an!«
    Flynnie hatte das Herumschnüffeln aufgegeben und planschte nun durch die Brandung. Er kletterte ein Stück die Straße hinauf und drehte sich dann bellend zu uns um.
    »Der Jagdhund meint, dass wir trödeln«, sagte Udo.
    »Flynn! Hierher!«, rief ich, aber Flynn ist berühmt dafür, Befehle zu missachten, und diesmal machte er
keine Ausnahme. Er sprang von der holprigen Straße hinunter und verschwand in einer anbrandenden Welle. Als sich die Welle zurückzog, tauchte er auf einem höher gelegenen Stück der Straße wieder auf und schüttelte sich das Wasser aus dem Fell.
    Ich konnte nicht zulassen, dass Flynn einen Weg ging, den ich nicht zu beschreiten wagte, und so gab ich Bonzo die Sporen und trieb sie voran. Das Wasser um uns herum spritzte, leckte an dem Rand der Straße und benetzte Bonzos Hufe. Wenn das alles gewesen wäre, hätte man es tatsächlich als Kinderspiel betrachten können, wie Udo behauptet hatte. Aber es schien so, dass mit jeder Kurve, die sich die Straße den Fels hinaufwand, auch das Wasser höher und höher stieg und sozusagen mit dem Verlauf der Straße Schritt hielt.
    Ich gab Bonzo den Kopf frei, im Vertrauen, dass sie besser als ich wusste, wo sie ihre Hufe hinsetzen musste. Sie ging im Schutz der Klippe, so weit wie möglich vom Rand entfernt. Vor uns war Flynn ab und zu durch die aufspritzende Gischt zu sehen, wie er von Fels zu Fels sprang. Der Ozean sprudelte unentwegt auf, immer höher und höher, sodass sich nach kurzer Zeit nicht nur Bonzos Hufe, sondern auch ihre Knie im Wasser befanden. Wir zogen die Beine an so hoch wir konnten, damit wir keine nassen Füße bekamen.
    »Gutes Mädchen, braves Mädchen«, gurrte ich. Bonzos Ohren zuckten und sie schritt mit gesenktem Kopf voran. Unter meinen Schenkeln konnte ich ihre angespannten Muskeln spüren. Einmal stolperte sie und rutschte, und eine schreckliche Sekunde
lang glaubte ich, wir wären erledigt. Ich ließ die Zügel los und packte die Mähne, klammerte mich so fest an sie, wie ich nur konnte. Udo drückte mir fast den Atem ab mit seinem Griff um den Bauch. Eiskaltes Wasser gurgelte und durchnässte uns, aber Bonzo fand ihr Gleichgewicht wieder.
    Ich drehte mich um, verrenkte mir fast den Nacken und sah, dass die Straße hinter uns in dem schäumenden Wirbel der steigenden Flut verschwunden war. Der einzige Weg führt hindurch.
    »Das ist absoluter Irrsinn!«, schrie Udo und ich konnte ihm nicht widersprechen. Ich hatte keine Angst vor Wasser, aber diese Wellen waren merkwürdig beharrlich, wie grapschende Hände, die versuchten, uns zu packen und in die Tiefe zu ziehen. Ich wickelte mir die Zügel fest um die Hände und war schließlich doch dankbar für Udos Schraubstockgriff um meine Körpermitte.
    Bonzo, gelassen wie immer, beachtete das grapschende Wasser nicht. Mit gesenktem Kopf trottete sie weiter, ebenso sicheren Schritts wie ein Maultier. Das Wasser reichte jetzt schon bis zu den Steigbügeln und höher konnte ich meine Füße nicht ziehen. Wasser spritzte mir in die Augen. Ich zwinkerte das salzige Brennen weg und wischte mir mit dem nassen Ärmel über das Gesicht. Die Kälte biss sich wie Säure in mein Fleisch. Meine durchgefrorenen Finger konnten kaum noch die Zügel halten. Jetzt platschte das Wasser gegen Bonzos Brust, gurgelnd und brodelnd. Das Dröhnen war ohrenbetäubend.
    Udo stieß mir den Ellbogen in die Rippen und deutete nach vorn. Ich schob mir das nasse Haar aus
den Augen. Wir hatten eine Ecke umrundet und vor uns, am Kopf einer letzten starken Steigung, sah ich ein hohes Tor aufragen. Davor saß eine rote Gestalt: Flynn. Wenn er es geschafft hatte, schafften wir es auch.
    Plötzlich zogen sich die Wellen zurück und das Wasser begann zu fallen. Innerhalb weniger Sekunden war die Straße wieder frei, wenn auch glitschig vor Salzwasser. Das Meer war so flach wie ein Blatt Papier geworden. Die Flut war zwar da, aber sie kam nicht hoch genug, um die Straße zu erreichen. Und dann erhob sich eine Dünung aus der glatten Wasseroberfläche, eine Dünung, die zu einer Beule anwuchs und sich zu einer riesigen Welle ausbreitete.
    Ohne dass ich sie antreiben musste, fiel Bonzo in Trab. Ihre Hufe klapperten und rutschten auf dem nassen Fels.
    »Flora!«, stöhnte mir Udo ins Ohr.
    »Ich weiß – halt dich fest. Alles wird gut. Komm schon, Bonzo, komm weiter, Mädchen!«
    Höher und höher wuchs die Welle, dehnte sich aus wie geschmolzenes Glas,

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