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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Aus irgendeinem Grund erinnerte sie mich an Schokolade, obwohl ihr auch eine fast zarte Leichtigkeit anhaftete, wie das leise Klingeln einer Glocke.
    Udo und ich drehten uns um, und meine Hand griff nach seiner. Unser beider Handflächen waren feucht, und wir drückten fest zu.
    Paimon türmte sich vor uns auf. Er war größer als ich, größer als Udo, größer als die Generalin. Er trug einen blendend weißen Leinenanzug und weiße, elegante Lederschuhe, lang und spitz, wie Brotlaibe. Er hatte den Kopf so weit gesenkt, dass sein Kinn fast die Brust berührte. Ein weißer Strohhut verdeckte den Großteil seines Gesichts, nicht aber die Spitzen der Stoßzähne oder den langen Schnauzbart, der unter der Hutkrempe hervorragte: Die Stoßzähne sahen messerscharf aus und der Schnauzbart hatte einen herrlich samtigen Blauton. Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich wissen wollte, was die Hutkrempe verbarg. Eine riesige blaue Hand hielt einen Korb mit Veilchen, und ein einzelnes Veilchen steckte in seinem Revers.
    »Willkommen in Bilskinir House«, sagte er und wieder spürte ich, wie die tiefe Stimme in meiner Kehle widerhallte.
    »Ave, Sieur Faktotum, danke. Ave«, quiekte ich. Ich
versank in einer tiefen Verbeugung, und trotz meiner zitternden Knie schaffte ich es hinunter und wieder hinauf, ohne umzufallen.
    »Ave, Sieur Faktotum«, sagte auch Udo. Seine Stimme war vier Oktaven tiefer geworden. Er vollführte vor Paimon eine Verbeugung, die tief und ausladend war sowie etliche Handbewegungen und eine seitliche Neigung des Kopfes beinhaltete. Mist, ich hatte mich für die Verbeugung Respekt vor einem Älteren entschieden, Udo dagegen für den Knicks, der einem Herrscher oder einem Anführer vorbehalten war. Er hatte besser gewählt als ich.
    Die Hunde bezeigten Paimon keinerlei Ehrerbietung. Sie tapsten fröhlich um seine Beine herum, sprangen an ihm hoch, hechelten und klopften mit den Pfoten auf seine Knie. Sanft schob er sie mit seiner großen Pranke von sich weg. Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass seine Fingernägel so spitz und lang waren wie Nadeln.
    »Nun, Flynn, ich freue mich, auch dich wiederzusehen«, sagte Paimon. »Sitz.«
    Flynn, der noch nie im Leben einem derartigen Kommando gehorcht hatte, setzte sich ohne Umschweife auf sein Hinterteil und schaute erwartungsvoll hoch. Paimons Hand sah aus, als könnte er Flynns Schädel wie eine Traube zerquetschen, aber stattdessen kraulte Paimon Flynn mit seinen nadelspitzen Fingernägeln hinter den Ohren. Flynnie schloss die Augen und sah aus, als befände er sich im siebten Himmel.
    »Danke, dass du uns empfängst, Sieur Faktotum«, sagte Udo. »Dein Haus ist eine Pracht und wir fühlen
uns geschmeichelt, dass du uns diese Ehre erweist. «
    »Im Gegenteil, ich fühle mich geehrt durch euren Besuch«, erwiderte Paimon und seine Verbeugung war so tief, dass sein azurblauer Schnauzbart über den Boden schleifte.
    Paimon wirkte so fest und so real wie ein Fels, so strahlend wie ein Sommernachmittag. Er sah nicht im Geringsten verzweifelt oder bemitleidenswert aus – oder ausgehungert, obwohl mich das nicht sonderlich beruhigte. Um so robust zu sein, musste man sich gut ernähren, und was aß er denn, wenn nicht Eindringlinge, die sich zu nah an die Grenzen des Anwesens wagten?
    »Wir haben da hinten etwas … nun, wir haben ein kleines Durcheinander angerichtet. Bonzo konnte sich nicht mehr beherrschen. Es tut mir sehr leid, Sieur Faktotum«, sagte ich unverbindlich.
    Paimon drehte sich zu mir und brummte. »Das soll dich nicht bekümmern. Bonzo hatte es nur eilig, nach Hause zu kommen.«
    »Nach Hause?«, wunderte sich Udo.
    »Ayah. Weißt du nicht, dass Bonzo in meinen Ställen geboren wurde? Generalin Hađraađa Segunda war ihre Herrin und nach ihrem Tod kam sie zu Generalin Fyrdraaca. Die, so hoffe ich, sich bester Gesundheit erfreut?«
    »Gewiss.« Bonzos Vergangenheit war mir gänzlich unbekannt gewesen, aber jetzt machte ihre wilde Jagd Sinn. Nach den Gefahren durch das Wasser war sie begierig darauf gewesen, an einen Ort zurückzukehren, der ihr vertraut war.

    »Kommt. Ihr seid nass und erschöpft und ich möchte auf keinen Fall, dass ihr euch einen Schnupfen holt. Wenn ihr mir bitte hier entlang folgen wollt.«
    Wir hatten keine andere Wahl; wir wagten nicht zu widersprechen und so taten wir wie geheißen. Es schien uns nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, um Paimon zu eröffnen, dass wir eigentlich auf einem Diebeszug waren. Es schien uns

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