Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
du darüber nachdenkst, kannst du aus diesem Umstand vielleicht ein wenig Linderung schöpfen, und vielleicht wird dich der Gedanke stärken.« Lord Axacaya hatte nichts dergleichen gesagt, aber mir kam es so vor, als könnte es nicht schaden, ihm ein wenig Hoffnung zu schenken.
    Bei meinen Worten hellte sich Valefors Miene ein wenig auf. »Bist du immer noch meine Freundin, Flora Segunda?«
    »Wenn du dich anständig benimmst und keine Tricks versuchst.«
    »Was ist mit meinem Fetisch?«
    »Ich werde ihn aufbewahren, Valefor. Und vielleicht kann ich Mama eines Tages dazu bringen, dass sie dich erlöst. Aber du musst dich benehmen.«
    »Ich werde es versuchen, Flora Segunda. Ich werde es wirklich versuchen, obwohl es mir schwerfallen wird. Mein Talent liegt auf dem Gebiet der Redekunst und des Überschwangs und es ist nicht leicht, nicht in die Praxis umzusetzen, was ich predige. Du solltest wissen, wovon ich rede, wo du doch selbst so anfällig für Übertreibungen bist.«
    »Wir sprechen hier nicht über mich, Valefor, sondern über dich. Wirst du mir versprechen, dass du mich nicht mehr hintergehst?«
    »Einmal getäuscht, selber schuld. Zweimal getäuscht, aus mit der Geduld«, sagte Valefor, was wohl das einzige Versprechen war, das ich von ihm bekommen würde. »Wenn wir immer noch Freunde sind, bringst du mir dann ab und zu ein paar Zeitungen und vielleicht manchmal einen Muffin? Oder ein kleines Kätzchen oder eine Maus, wenn ich brav
bin? Einen winzigen Willensfunken, um mich zu erwärmen? «
    »Wir werden sehen, Valefor. Wir werden sehen.«
    Eine Sache hatte ich erledigt.
    Jetzt zu Poppy.

Kapitel 47
Poppy.
    I dden und mir war es nie ausdrücklich verboten worden, Poppys Verschlag zu betreten, wir hatten nur niemals das Verlangen danach verspürt. Es war besser, ihn in Ruhe zu lassen. Heute allerdings würde ich Poppy nicht in Ruhe lassen. Heute konnte ich ihn nicht in Ruhe lassen.
    Ich kann mir nicht vorstellen, warum die Treppe dort hinauf Treppe des Übermuts genannt wird, denn sie hat nichts Übermütiges an sich. Die Stufen sind schmal und das Treppenhaus düster, nur beleuchtet durch kleine Schlitze im Mauerwerk. Rundherum windet sie sich, die Stufen außen etwas breiter als innen. Als ich oben ankam, war mir durch das ständige Kreiseln schwindelig geworden und dank Paimons engen Korsetts war ich außer Atem. Ich blieb an der Schwelle zu Poppys Kammer stehen und versuchte, meine brennenden Beinmuskeln zu lockern. Die Tür stand halb offen, wobei ich mir immer vorgestellt hatte, dass sie von außen verriegelt und mit einem Balken versehen sein würde, wie in einem Schauerroman.
Man nannte die Dachkammer des Turms nicht umsonst den »Verschlag«.
    »Poppy?« Ich spähte um das Türblatt herum. Als ich keine Antwort bekam, schob ich mich hinein, wobei ich darauf achtete, die Tür immer im Rücken zu haben. Ein guter Waldläufer weiß, was hinter ihm ist.
    Vier Fenster, in jeder Wand eins, starrten mich an wie vier weit geöffnete Augen. Im Raum stand ein schmales Eisenbett, nicht breiter als ein Grab. Da Poppy immer aussah wie ein lebender Leichnam, hatte ich vermutet, dass auch der Verschlag ähnlich verwahrlost sein würde, feucht und unordentlich, blutverschmiert und mit leeren Flaschen und die Göttin weiß was noch übersät.
    Aber so war es nicht. Das Bett war ordentlich gemacht, der Holzfußboden sauber. In der nordwestlichen Ecke stand ein kleiner Altar – aus dieser Himmelsrichtung kommt der Tod.
    Poppy kniete vor dem Altar. Sein Kopf war geneigt und seine Schultern waren nach vorne gesackt. Die Türen des Altars waren geschlossen – ein ungeheuerliches Sakrileg. Selbst ich wusste das. Die Göttin muss die Möglichkeit haben, zu kommen und zu gehen, wie sie es wünscht, und es bedeutet eine Kränkung, ihr die Tür zu verschließen.
    »Poppy«, sagte ich leise. Meine Hände zitterten und ich vergrub sie in meinem flauschigen Rock, klammerte mich an den Stoff. »Poppy.«
    »Es tut mir leid«, sagte er, ohne aufzublicken. »Es tut mir leid.«
    Dann wandte er den Kopf, obwohl er den Blick
nicht hob, und ich sah sein Gesicht. Es war wie eine Maske, die Augen tief in das schwarze Trauerband eingesunken. Sie waren trübe und ausdruckslos. Der Kontrast zwischen diesem müden alten Gesicht und dem hübschen Antlitz, den strahlenden grünen Augen jenes Poppy, dem ich in Bilskinir begegnet war, zog mir schmerzhaft den Magen zusammen.
    »Was tut dir leid, Poppy?«, fragte ich.
    »Dass ich dich im Stich

Weitere Kostenlose Bücher