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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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darauf nehmen, dass ich ihn in Windeseile wieder losgeworden bin.« Es war Valefor.
    »Ich dachte, du könntest die Bibliotheca nicht verlassen. « Obwohl der Zeitpunkt schlecht gewählt war, freute ich mich, ihn zu sehen. Jetzt hatte ich wenigstens Gesellschaft. Ich wischte mir die Nase am Rockzipfel ab. »Bist du immer noch verbannt?«
    Er grinste. »Ayah, aber ich fühle mich ein bisschen besser. Ich bin noch nicht ganz ich selbst, aber viel stärker.«
    Obwohl seine Stimme nicht mehr so kratzig klang, war sein Körper immer noch durchscheinend. Ich konnte durch ihn hindurch die Wand hinter ihm sehen. Aber das kalte, purpurne Feuer seiner Augen glitzerte.
    »Ich kann durch dich hindurchsehen«, sagte ich.
    »Ja. Ich mag mich zwar besser fühlen, aber es kostet mich immer noch ziemlich viel Mühe, aus meinem Gefängnis herauszukommen. Ich könnte noch einen Schluck vertragen.« Voller Hoffnung blickte er mich an.

    »Flora!«, brüllte Poppy aus der Toilette. »Mach die Tür auf, und zwar sofort!«
    »Er braucht eine anständige Tracht Prügel«, bemerkte Valefor. »Das würde ihm das Maul stopfen.«
    »Ich halte nichts von Prügeln«, gab ich zurück. »Außerdem ist es nicht Poppys Schuld, dass er so ist. Schläge würden ihm kaum weiterhelfen. Er ist krank.«
    »Heißsporn ist betrunken«, erklärte Val. »Er leidet unter dem Fluch der Fyrdraacas. Wahrscheinlich wirst du irgendwann genauso.«
    Wütend sagte ich: »Ich trinke nicht.«
    »Ich meine damit nicht, dass du zur Säuferin wirst, Dummchen. Ich meine den Wahnsinn. Er liegt dir in den Knochen; ihr Fyrdraacas seid alle hochsensibel, wie gute Jagdhunde. Ihr gebt hervorragende Soldaten und fantastische Advokaten ab, aber in Wirklichkeit ist es der Wahnsinn, der euch zu Ruhm und Größe verhilft.«
    »Mama ist nicht verrückt!«
    »Es gibt mehr als eine Art von Verrücktheit, Flora«, sagte Valefor. »Einige Leute sind verrückt nach Ruhm, andere nach Alkohol, wieder andere nach Pflicht und Ehre. Du wirst schon sehen.«
    Ich bezweifelte es. Ich hatte nicht die Absicht, zum Säufer zu werden wie Poppy oder ein Arbeitstier wie Mama und schon gar nicht zu einer selbstgerechten Kuh wie Idden. Ein großer Waldläufer zu sein, erfordert viele Qualitäten, aber Trunksucht und Wahnsinn gehören nicht dazu.
    Valefor fuhr fort: »Ach, der arme Heißsporn. Er war einst so großartig. Der Beste von allen Fyrdraacas und einer der schönsten Männer dieser Familie.
Wer hätte gedacht, dass es so weit kommen würde. Ich weiß noch, als er noch ein kleines Kind war und kaum laufen konnte …«
    »Flora, verdammt noch mal, lass mich raus!«
    Das Krachen, das zu hören war, rührte vermutlich daher, dass Poppy einen Stuhl gegen die Tür geschleudert hatte. Mama würde sehr zornig werden, wenn sie heimkam und die Kammer der Entschlossenheit in Trümmern vorfand. Wir haben nur diese eine Toilette, und ich hasse es, hinaus aufs Plumpsklo gehen zu müssen.
    »Du könntest ihn mit einer Bahnaktie bedrohen«, schlug Valefor vor. »Ich habe in der Bibliotheca Major ein ganzes Bündel davon, und das Papier ist rasiermesserscharf. Ach nein, ich vergaß, du bist ja Pazifistin. Dann würde ich sagen, wir verzaubern ihn mit einem Lächeln – und einem großen Stück Seife. Das wäre eine anständige und gewaltlose Aktion. Ehrlich, ich begreife nicht, wie du eine Fyrdraaca und gleichzeitig Pazifistin sein kannst. Das ist ein Widerspruch in sich.«
    Jetzt freute ich mich gar nicht mehr, dass Val hier war. Er war ein schnippischer Besserwisser und keine große Hilfe. Ich ignorierte seine belehrenden Ausführungen und ging zur Toilettentür. Poppys Anfälle verrauchen meist ziemlich schnell. Er brüllt und schreit eine Zeit lang, dann hat er sich ausgetobt, bis zum nächsten Mal.
    »Poppy?«
    Das Getöse verstummte abrupt.
    »Flora, bitte, lass mich raus.« Seine Stimme klang schwach und weit entfernt.

    »Bist du fertig mit Brüllen und Toben?«
    »Ja, Flora«, sagte er jämmerlich.
    »Ehrlich?«
    »Flora …«
    »Poppy, ich habe den Schlüssel und ich werde dich erst dann rauslassen, wenn du versprichst, dich zu benehmen. «
    Er versuchte es mit Drohungen. »Ich werde es deiner Mutter erzählen.«
    »Was willst du ihr erzählen? Dass ich dich in der Kammer der Entschlossenheit eingesperrt habe, weil du gebrüllt und um dich geschlagen und weil du meinen Kuchen gegen die Küchenwand geworfen hast?«
    Es entstand eine kurze Pause, dann hörte ich wieder seine Stimme, nicht mehr gedämpft,

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