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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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hätte ruhig etwas frischer riechen können.
    Ich lag da und ließ mich von der Dunkelheit einhüllen. Manchmal ist es sehr schwer, nicht hinabzusinken. Dieses Gefühl, das Udo »den kleinen schwarzen Geist« in meinem Kopf nennt, ist meistens kaum spürbar, und doch kann ich mich seinem Einfluss niemals gänzlich entziehen. Manchmal scheint es mir, als ob das alles kein Ende nehmen würde. Poppy wird immer und ewig betrunken sein. Mama wird immer und ewig unterwegs sein und ich werde in die Kaserne gehen und das Schicksal aller Fyrdraacas teilen,
was letztendlich aus nichts weiter besteht als aus Leid und Tod.
    »Warum weinst du?«
    Mein Herz machte einen Sprung und ich hob den Kopf. Die Hunde hatten sich nicht gerührt, aber direkt neben mir schimmerten Valefors Augen, sanfte Funken aus kaltem Feuer.
    »Schweinebacke und Schandluder! Ich bin gerade zehn Jahre älter geworden vor Schreck!«
    »Fyrdraacas sterben jung«, sagte Val ungerührt. »Wo ist deine Nachtmütze?«
    Ich wischte mir die Augen am Kissenbezug ab. »Geh weg und lass mich schlafen.«
    »Aber du hast ja gar nicht geschlafen«, bemerkte er. »Man kann nicht gleichzeitig schlafen und weinen. Und wenn du dich in den Schlaf weinst, wirst du morgen mit Kopfweh aufwachen.«
    »Ich wünschte, du würdest dich um deine Angelegenheiten kümmern.«
    »Aber das sind meine Angelegenheiten! Ich bin das Haus Fyrdraaca, und du bist eine Fyrdraaca, also bist du meine Angelegenheit. Außerdem werden meine Laken ganz nass. Wenn irgendjemand Grund zum Weinen hat, bin ich es, wegen des Niedergangs deiner Familie. Einstmals waren die Fyrdraacas zahlreich und angesehen, oh, wir hatten Generäle und Advokaten, Künstler und Staatsmänner. Wir waren die Krönung der Welt, und jetzt sind ganze vier Fyrdraacas übrig und keiner von euch ist in irgendeiner Art besonders, verglichen mit den Fyrdraacas von früher.«
    Er war ein besserwisserischer Angeber und eine wütende Minute lang wünschte ich mir, er wäre in seiner
Bibliothek geblieben. Von mir aus konnte er dort verrotten. Kalte Füße drückten sich gegen meine Waden und ich zuckte zurück. Flynn knurrte und kroch auf die andere Seite des Betts.
    »Ah! Endlich warm. Mir wird so schrecklich kalt«, sagte Valefor. »Ich weiß noch, wie deine Urururgroßmutter Idden Fyrdraaca diese Decke gemacht hat. Sie hat erbeutete Kriegsfahnen auseinandergeschnitten und sie bunt zusammengewürfelt wieder aneinandergenäht. Als sie damit fertig war, hat sie die Decke mit den Haaren ihrer getöteten Feinde ausgestopft. Sie hat vier Jahre gebraucht, um die Füllung zusammenzubekommen. Deshalb ist die Decke so schön warm.«
    Igitt! Ich hatte die Decke, die ganz aus vielfarbigen, kunterbunt zusammengenähten Seidenstücken bestand, in einer der riesigen Mangeln in der Waschküche gefunden. Seitdem lag sie auf meinem Bett und sie war wirklich warm, aber ich beschloss, sie gleich am nächsten Morgen zu verbrennen.
    »Musst du nicht wieder in die Bibliotheca?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Oh nein.« Valefor lachte. »Mir geht es im Augenblick viel besser, ich kann’s kaum glauben. Ist das nicht lustig? Es ist fast so wie eine dieser Pyjamapartys, von denen ich gelesen habe. Die Mädchen liegen im Dunkeln und erzählen sich traurige Geschichten über den Heldentod von Königen, essen Popcorn und malen sich dann gegenseitig die Gesichter grün an.«
    »Du bist aber kein Mädchen.«
    »Oh. Nun ja, du hast vermutlich recht, aber jetzt,
da ich mich so viel besser fühle, könnte ich ein Mädchen sein, wenn du es möchtest …«
    »Nein«, sagte ich hastig. Er verwirrte mich schon genug, so wie er war. »Bleib einfach, wie du bist.«
    »Möchtest du nicht vielleicht doch Popcorn?«, fragte mich die Dunkelheit weinerlich.
    Ich setzte mich auf, schreckte dabei die Hunde auf und trat die kalten Füße zur Seite.
    »Hör zu, ich versuche zu schlafen. Ich hatte einen langen Tag und ich muss morgen früh aufstehen. Verstanden? Schweinebacke und Schandmaul, kannst du nicht einfach den Mund halten?«
    »Na gut«, sagte die Dunkelheit eingeschnappt.
    Ich warf mich auf die Seite und wandte der schmollenden Stille den Rücken zu. Dann zog ich mir die Decke über die Ohren. Wenigstens war mir nicht länger zum Weinen zumute.

Kapitel 7
Übelkeit. Medizin. Waffeln. Val macht einen Antrag.
    V alefor war verschwunden, als ich erwachte. Ich fühlte mich nicht besonders gut. Mein Kopf schmerzte, meine Knochen schmerzten und auch sonst tat mir alles weh.

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