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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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mit ihren riesigen Flügeln. Der Kojote griff an. Sein Kiefer schnappte nach einem Flügel, zog den Adler aus der Luft. Beide verschwanden in einem Wirbel aus Federn und Fell. Die anderen Adler flatterten so tief, dass ihre Schwingen den Sand in einem feinen Staubnebel aufwirbelten.
Rundherum, immer im Kreis flogen sie um die beiden Kämpfenden und der Nebel wurde zu einem Wirbelwind, sodass ich nichts sehen konnte außer der Spirale aus Sand.
    Mein Herz pochte so laut in meiner Brust, dass ich nicht einmal mehr das Rauschen der Brandung hören konnte. Udo sagte etwas, aber ich hörte ihn nur wie aus weiter Ferne. Meine ganze Konzentration war auf den jetzt rot gefleckten Sandwirbel gerichtet, der kreiselte und sich drehte, höher und höher. Udo drückte meine Hand so fest, als wollte er sie zerquetschen. Der Sandsturm nahm ein tiefes Blutrot an und dann, ganz plötzlich, als ob eine unsichtbare Hand ihn weggewischt hätte, war er verschwunden.
    Jetzt gab es keinen Kojoten mehr, nur einen Mann auf dem blutigen Sand – so rot sah er aus, als wäre er gerade geboren worden. Die Quetzal beugten sich über ihn. Ihre grotesken Adlerschnäbel rissen und zerrten an dem weichen Fleisch. Dann richtete sich einer auf und hielt etwas Rundes, Schwammiges in die Höhe: Boy Hansgens Herz.
    Ich öffnete die Augen.

Kapitel 27
Zu Hause. Trockenes Brot. Valefor.
    F eueraffe und die Gefolgsleute der EG, die noch übrig waren, verweilten nicht. Als sie sahen, dass alles vorbei war, machten sie sich davon. Vorher gaben sie uns den guten Rat, es ihnen gleichzutun, bevor die Quetzal uns bemerkten oder eine Patrouille vorbeikommen würde. Die Schlacht und das magische Licht hatten gewiss Aufmerksamkeit erregt. Udo und ich ritten wie in Trance zurück in die Stadt. Wir sagten kein Wort. Es war so spät, dass sogar die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet war, und so früh, dass die einzigen Fahrzeuge, denen wir begegneten, die Wagen der Milchmänner waren, abgesehen von dem einen oder anderen Taxi, das einen übernächtigten Partygänger nach Hause brachte.
    Unsere eigene Party war gründlich schiefgegangen.
    Zu Hause versorgten wir schweigend die Pferde und gingen ins Haus. Als wir vor etlichen Stunden aufgebrochen waren, waren die Hunde in der Waschküche eingesperrt gewesen, aber als ich jetzt die Hintertür
öffnete, waren keine Hunde da, die – begierig zu pinkeln – voller Freude an uns vorbei ins Freie stürzten.
    Noch bevor ich die Küche betrat, wusste ich, was mich erwartete. Obwohl ich die letzte Unordnung noch nicht vollständig beseitigt hatte, hatte ich doch ein bisschen aufgeräumt, bevor wir gegangen waren. Jetzt allerdings beleuchtete die Deckenlampe erneut eine Szene, die aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Der Tisch war mit verschüttetem Zucker und zerbrochenem Geschirr übersät. Stühle lagen umgekippt auf dem Boden. Der Kessel war von der Kochstelle geworfen worden und die austretende Flüssigkeit hatte den Herd unter Wasser gesetzt. Über den Boden verliefen kreuz und quer marmeladige Pfotenabdrücke und die Butter wies deutliche Leckspuren auf.
    »Oh Schweinebacke. Nicht schon wieder«, stöhnte Udo. »Diese Hunde, ich könnte sie erschießen, einen nach dem anderen. Und als Nächstes Heißsporn.«
    »Steht dir vor dem Schlafengehen noch der Sinn nach einem kleinen Snack?«, fragte ich grimmig. Ich stieg über einen zersplitterten Marmeladentopf und trat ein paar Zwiebeln beiseite, um zur Anrichte zu gelangen.
    »Sollten wir nicht besser aufräumen?«
    »Das kann warten.«
    »Dann ist es wohl besser, wenn ich mich aufs Ohr haue. In vier Stunden fängt die Schule an.«
    Die Hunde hatten den Brotkasten unberührt gelassen; das Brot darin war trocken, aber das kümmerte mich nicht. Ich war so hungrig, dass ich es auch gegessen
hätte, wenn es schimmlig gewesen wäre. Ich nahm ein Messer aus dem Messerblock und fing an, Scheiben abzuschneiden. Udo blieb auf der untersten Treppenstufe stehen und schaute mich an.
    »Wir haben alles getan, was wir konnten«, sagte er.
    Ich kaute auf dem Brot herum. Es schmeckte nach nichts; lediglich meine Kieferknochen fingen an zu schmerzen.
    »Alles, was wir konnten«, wiederholte er.
    Ich schluckte und riss mit den Zähnen einen weiteren Bissen ab.
    »Was hätten wir sonst tun können?«, fragte er.
    »Nichts«, sagte ich. »Gar nichts.«
    »Du solltest auch ins Bett gehen, Flora. Du siehst aus wie eine wandelnde Tote.«
    »Das werde ich auch, aber ich bin am Verhungern. Ich

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