Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Florian der Geisterseher

Florian der Geisterseher

Titel: Florian der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
„Mathe? In den Ferien? Ihr spinnt wohl!“
    „Du kannst dich abregen“, meinte Jens. „Ich schreib mir nur ab, wie unsere nächste Klassenarbeit ausgeht.“
    Jetzt wurde Andreas hellhörig. Auch er besuchte die Franz- Joseph-Schule. Zwei Klassen höher.
    Das ist ihm rausgerutscht! entschuldigte Florian den Freund. Aber so geht’s mit Geheimnissen. Wenn man sie verteidigen muß, ist schnell ein Wort zuviel gesagt. Der Mitwisser nimmt es sowieso nicht so ernst, wie man selber!
    „Und wie seid ihr an die richtige Lösung gekommen? Überhaupt an die Arbeit.“ bohrte Andreas. „Habt ihr einen Nachschlüssel zu Hempels Schrank im Lehrerzimmer? Oder zu seiner Wohnung?“
    „Da liegst du ungefähr richtig, Senior!“ antwortete Florian, um das Thema abzubiegen. Doch damit hatte er Pech. Hempel war, wie sich herausstellte, auch der Mathelehrer von Andreas.
    „Wir haben den Zettel eben gefunden“, log Jens. „Nun beruhig dich wieder.“
    Doch der ließ nicht locker. „Ich denke, ihr habt einen Nachschlüssel?“
    „Quatsch!“ rief Florian und trat die Flucht nach vorn an. „Wir haben einen Hellseher beauftragt, uns zu helfen.“
    Das half. Andreas brummte etwas vor sich hin und verließ endlich das Zimmer.
    Jens schrieb weiter. Doch der Spaß an der Sache war weg.
    Florian wartete, bis er seinen Zettel einstecken konnte und fuhr nach Hause. Ich muß mit einem vernünftigen Menschen reden! wünschte er sich, und es kam ihm sehr gelegen, daß seine Eltern am Abend wieder weggingen. „Zu einer kulturellen Veranstaltung“, wie sich Mutter umständlich ausdrückte.
    Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, wählte Florian die Nummer der Pension Schicksal. „Agathe!“ Er atmete auf. „Mensch, endlich klappt das!“
    „Kann man wohl sagen“, antwortete sie. „Ich hab mich dauernd drauf konzentriert, du sollst anrufen.“
    „Hab ich ja! Kürzlich erst, als du wegfahren mußtest . Hat dir August das nicht ausgerichtet?“
    „Kein Wort. Typisch“, schimpfte sie. „Wann kommst du? Und bringst die Bilder mit.“ Florian wollte gerade antworten, da fuhr sie mit veränderter Stimme fort. „Nein. Wir brauchen kein Pferdefutter. Rufen Sie ein andermal wieder an.“
    Jemand ist reingekommen! So ein Mist! Florian legte auf. Aber ich soll wieder anrufen. Und ich hab richtig gespürt, daß ich anrufen soll!
    Er ging in die Küche an den Kühlschrank. Dann nahm er sich das Buch über die Kreuzzüge vor. Doch er las nur Buchstaben, nicht Geschichte, schob Agathes Bild nach ein paar Seiten wieder hinein und rief noch einmal an.
    „Pension Schicksal!“ Es war Augusts Stimme.
    Wortlos legte Florian wieder auf. Wenn der in der Küche hockte, hatte es keinen Zweck mehr. Florian setzte sich hin und schrieb an Agathe. Über die Sache mit Andreas und dem Geheimnis. Dann war ihm wohler. Er schaute auf die Uhr und konzentrierte sich. Aber die telepathische Sendezeit wurde gestört. Die Eltern kamen zurück.
    Verdammter Mist! Ruhe. Ruhe! konzentrierte er sich. Ich muß wieder hin! Ich werde Mutter fragen, ob sie mit mir rausfährt. Sie hat Tante Thekla überhaupt nicht gesehen!
    Doch die Mutter war von der Idee nicht begeistert:
    „Ach, weißt du, Flori , dann sagt sie mir womöglich etwas, das ich ihr zwar nicht glaube, das mich aber doch aufregt.“ Ich muß allein hinfahren! sagte er sich. Alles andere ist Quatsch. Die hier glauben nur, was sie sehen. Dabei sehen sie überhaupt nichts. Langweilig ist das!
    Viel mehr sah Florian aber auch nicht. Sonst hätte er gewußt, daß aus dem Besuch nichts werden würde.
    Der erste Hinderungsgrund hieß Karl, der zurückgekommen war und mit ihm trainieren wollte. Der zweite hieß Pitt. Er kam bereits morgens um neun Uhr und sagte: „Du sollst unsere nächste Mathearbeit schon haben. Kann ich mir die abschreiben?“
    „Wer behauptet denn so was?“ Florian war sprachlos.
    Pitt schaute treuherzig. „Ich weiß auch nicht. Im Fußballclub hat’s jemand erzählt.“
    Da konnte er sich nicht rausreden und ließ ihn abschreiben. Ganz großes Geheimnis, versteht sich. Es blieb natürlich nicht bei Pitt, der tatsächlich keine Ahnung hatte und auch nicht der Typ war, der Versprechen bricht. Andere kamen, die es wiederum von anderen wußten. Sogar bis in die Ebert-Schule war die Kunde vorgedrungen. Dabei hatte Jens bestimmt niemand etwas gesagt, und Andreas machte nachdrücklich klar, Vorgänge in Klassen, die er Gott sei Dank hinter sich habe, könnten ihn im Ernst doch nicht

Weitere Kostenlose Bücher