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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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anschwärzt«, sagte eine Frau.
    »Wissenschaft ist ein Wettbewerb, Miss Wextler. Falls Sie an diesem Wettbewerb nicht teilhaben wollen, dürfen Sie gern Ihr Zwischenprüfungszeugnis nehmen und seekranke Touristen beim Whale-Watching trösten. Nathan Quinn hat die Glaubwürdigkeit unserer Organisation in der Vergangenheit oft genug in Zweifel gezogen. Es ist nur fair, wenn ich deutlich mache, dass er sich nicht im Rahmen der Schutzgebietsbestimmungen bewegt.«
    Die Meeresbrise trug das geflüsterte »Arschloch« der jungen Forscher fort von Gilbert Box’ Ohren, über den Kanal hinweg und spülte es ans Kliff von Molokai.
     
    Nate nahm die schluchzende Clair in die Arme und hielt sie fest. Als die Tauchzeit die erste halbe Stunde überschritt, spürte Nate, wie sich sein Magen vor Sorge, Angst und Übelkeit verknotete. Nur indem er sich damit beschäftigte, dass er nach Clay und Amy Ausschau hielt, konnte er verhindern, dass er sich übergeben musste. Als Amy über eine Dreiviertelstunde unten war, hatte Clair zu weinen begonnen. Clay mochte mit seinem Rebreather so lange unten bleiben können, aber mit dem winzigen Rettungstank hatte Amy unmöglich genügend Luft zum Atmen. Zwei Taucher von einem Ausflugsboot in der Nähe hatten bereits je einen vollen Tank bei der Suche verbraucht. Das größte Problem war die Dreidimensionalität unter Wasser. Normalerweise suchte man am Meeresgrund, allerdings nicht, wenn der Grund zweihundert Meter tief war. Bei den Strömungen im Kanal … nun, die Suche war sowieso kaum mehr als eine Geste.
    Als Wissenschaftler war Nate ein Freund der Wahrheit, und so hörte er nach einer Stunde auf, Clair zu erzählen, dass alles wieder gut werden würde. Er glaubte nicht daran, und die Trauer prasselte auf ihn nieder wie ein Schwarm schwarzer Pfeile. Hatte er früher einen Verlust oder ein Trauma erlitten, das ihm das Herz brach, hatte ein Überlebensmechanismus eingesetzt, der es ihm ermöglichte, monatelang zu funktionieren, bevor er den Schmerz tatsächlich spürte, doch diesmal kam der Schmerz sofort, ging tief und war vernichtend. Sein bester Freund war tot. Die Frau, die er … also, er war sich nicht ganz sicher, was er für Amy empfand, aber selbst jenseits von Sexualität und ungeachtet des großen Altersunterschieds – er mochte sie einfach. Er mochte sie sehr, und schon nach wenigen Wochen hatte er sich daran gewöhnt, dass sie da war.
    Einer der Taucher kam neben dem Boot hoch und spuckte seinen Atemregler aus. »Ich weiß nicht, wo ich suchen soll. Alles scheißblau … so weit das Auge reicht.«
    »Ja«, sagte Nate. »Ich weiß.«
    Clay sah blaugrüne Brüste, die vor seinen Augen wippten, und war überzeugt davon, dass er ertrunken war. Er merkte, dass man ihn aufwärts zerrte, schloss die Augen und gab auf.
    »Nein, nein, nein, mein Sohn«, sagte Papa. »Du bist nicht im Himmel. Die Titten im Himmel sind nicht blau. Du bist noch am Leben.«
    Papas Gesicht war fest gegen das Glas in seinem Helm gepresst, mit einer Miene, wie er sie vielleicht gehabt hätte, wenn er volle Pulle gegen eine kugelsichere Scheibe gerannt wäre, und doch konnte Clay sehen, dass seine Augen lächelten.
    »Mein kleiner Cleandros, du weißt, dass es für dich noch nicht an der Zeit ist, zu mir zu kommen?«
    Clay nickte.
    »Und wenn die Zeit gekommen ist, dann sollte es so sein, weil du alt und müde und bereit bist, nicht weil das Meer dich holen will.«
    Wieder nickte Clay, dann schlug er die Augen auf. Diesmal spürte er einen stechenden Schmerz im Kopf, aber er blinzelte hindurch und sah Amys Gesicht hinter ihrer Tauchermaske. Sie hatte seinen Atemregler im Mund und hielt Clay am Hinterkopf, damit er sie ansah. Als sie sicher sein konnte, dass er bei Bewusstsein war und wusste, wo er sich befand, machte sie ein kleines Okay-Zeichen und wartete, bis er es erwiderte. Dann ließ Amy Clays Atemregler los, und sie schwammen langsam aufwärts, um etwa vierhundert Meter von dort, wo sie abgetaucht waren, wieder aufzutauchen.
    Augenblicklich sah sich Clay nach dem Boot um, fand es aber nicht, wo er es erwartet hatte. Und die nächsten Boote waren zu weit entfernt, als dass eines davon die Always Confused sein konnte.
    Er sah auf seinen Tauchcomputer. Fünfundsiebzig Minuten war er unten gewesen. Das konnte nicht stimmen.
    »Das sind sie«, sagte Amy. Sie sah ins Wasser. »Uups. Ich nehm dir mal eben mein Oberteil aus dem Gesicht.«
    »Okay«, murmelte Clay in den Rebreather.
     
    Kona war in Tränen

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