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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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einigermaßen seefest gehalten.
    »Was …?«, brachte er gerade noch hervor.
    »Es hilft gegen die Fassungslosigkeit, wenn Sie akzeptieren, dass Sie tot sind«, sagte der ältere Mann.
    »Ich bin tot?«
    »Das habe ich nicht gesagt, aber wenn Sie akzeptieren, dass Sie es sind, überwinden Sie Ihre Angst.«
    »Genau. Denn wenn Sie schon tot sind, was kann dann noch Schlimmes passieren?«, sagte der jüngere Mann.
    »Dann bin ich also tot?«
    »Nein. Atmen Sie, und geben Sie sich der Bewegung hin«, sagte der Ältere. »Sie wird nicht aufhören. Und wenn Sie dagegen ankämpfen, haben Sie schon verloren.«
    »Zumindest Ihr Mittagessen«, fügte der junge Mann hinzu und kicherte über seinen eigenen Scherz.
    »Vorn ist weniger Bewegung. Der Kopf bleibt beinahe ruhig. Aber das wissen Sie ja.«
    Bisher hatte Quinn nichts von seinen analytischen Fähigkeiten auf diese Situation anwenden können, weil er schlicht nicht in der Lage war, sie zu akzeptieren. Ja, in einer anderen Welt war ihm sehr wohl bewusst, dass sich der Kopf eines Wales weniger bewegte als der Schwanz, aber er hätte nie geglaubt, dass er eines Tages aus der Perspektive eines inneren Organs darüber nachdenken würde.
    »Ich bin in einem Wal?«
    »Ding, ding, ding, das war die Bonusfrage.« Der junge Mann lehnte sich mit dem Hintern gegen die Rückseite des Sitzes, auf dem eine der grauen Kreaturen saß, und ein stuhlähnlicher Auswuchs kam aus dem Boden, um ihn aufzufangen. »Sagen Sie ihm, was er gewonnen hat, Käpt’n.«
    »Gastfreundschaft, Poe. Helfen Sie dem Doktor nach vorn, damit wir reden können, ohne dass sich ihm dauernd der Magen umdreht.«
    Der Jüngere half Quinn auf die Beine und über den wogenden Boden zu dem stuhlartigen Ding hinüber, das hinter einem der grauen Wesen mit Blick auf das Heck des Schiffes emporgewachsen war. Bei diesen Wesen angekommen, konnte sich Quinn gar nicht von ihnen abwenden. Sie waren insofern humanoid, als sie zwei Arme hatten, zwei Beine, einen Torso und einen Kopf, aber ihre Köpfe sahen aus wie die von Grindwalen, vorn mit einer großen Melone ausgestattet – für Sendung und Empfang von Unterwassergeräuschen, wie Quinn vermutete –, und ihre Augen saßen sehr weit an der Seite, so dass sie vermutlich über binokulares Sehen verfügten. Ihre Hände steckten in Konsolen, die aus dem Boden wuchsen und keine Instrumente zu besitzen schienen, abgesehen von ein paar biolumineszierenden Hubbeln, die wie trübe Augäpfel aussahen und unterschiedliche Lichtfarben abgaben. Diese Wesen sahen aus, als seien sie Teil des Wales.
    »Wir nennen sie unsere ›Walbengel‹«, sagte der ältere Mann.
    »Sie steuern den Wal.«
    »Der eine direkt hinter Ihnen ist Scooter, der andere heißt Skippy. Sagt ›Hallo‹, Jungs.«
    Die beiden Kreaturen drehten sich um, soweit die Sitze es ihnen gestatteten, und gaben klickende und quiekende Geräusche von sich, dann schienen sie Quinn anzulächeln. Beim Lächeln zeigten sie scharfe, spitze Zähne. Mit diesen Zähnen inmitten dunkelgrauer Haut und der Melone darüber erinnerten die Walbengel Quinn an fröhlichere Versionen des Wesens aus den Alien-Filmen. Scooter salutierte vor Nate mit einer Hand, die aus vier sehr langen Fingern mit Schwimmhäuten und der Andeutung eines Daumens bestand.
    »Sie sagen ›Hallo‹«, erklärte Poe. »Ich bin Poe. Das ist Käpt’n Poynter.«
    Poynter, der ältere Mann, tippte an seine Mütze und reichte Quinn die Hand. Der nahm sie und schüttelte sie kraftlos.
    »Die Walbengel sprechen keine Sprache, wie wir sie kennen«, sagte Poe, »obwohl sie ein paar Quieker beherrschen, die wie Worte klingen. Sie haben direkten Zugang zum Nervensystem des Wals. Sie lenken ihn und steuern, wenn nötig, sämtliche Abläufe. Ohne die beiden können wir hier im Wal nicht viel ausrichten. Ganz sicher könnten wir ihn niemals fahren. Die Wale und die Walbengel sind füreinander geschaffen.«
    Poe drückte gegen die Rückseite von Skippys Sitz, und ein weiterer Sitz wuchs aus dem Boden und hielt ihn fest, als er sich dagegen lehnte. »Ich liebe es«, sagte Poe.
    Poynter lehnte sich rückwärts an ein Gummischott, und auch dort wuchs ein Sitz aus der Wand und fing ihn auf.
    »Wenn sie ordentlich aufpassen, lassen sie einen nie fallen«, grinste Poe. »Natürlich ist fast alles hier weich – kindersicher sozusagen – bis auf das Rückgrat, das oben entlangläuft, so dass man sich im Grunde nicht verletzten kann, wenn man fällt. Trotzdem werden wir gesichert, sobald

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