Flowertown - Die Sperrzone
Schüssel mit Chili vor ihn. »Ich erkläre dich hiermit zur Nummer zehn.«
»Damit wären wir vier Leute, die Beweismaterial schmuggeln werden. Da wir nur so wenige sind, sollten wir uns zusammentun. Gemeinsam sind wir stärker.« Er blickte zu Ellie, in der Hoffnung auf Unterstützung. »Denn ich sage euch hier undjetzt: Selbst der Teufel wird mich nicht davon abhalten, hier herauszukommen, und wenn ich dazu beitragen kann, Feno anzuklagen, dann stopfe ich mir Beweismaterial in jeden Schlitz meines Körpers.«
»Tja, wie gesagt, wir kennen nicht alle Namen. Ich weiß nicht, wer die sechs Personen sind, auf die Olivia sich bezieht. Ich weiß, dass ihre Kollegin Marianne eine der Es auf der Liste ist. Laut Marianne ist eine Menge heikles Material im Computersystem des Pflegezentrums gespeichert.«
Annabeth richtete die mit Chili bekleckerte Kelle auf Bing. »Und wenn du das irgendjemandem weitersagst, bringe ich dich um.« Ellie merkte, dass es ihr Ernst war.
Bing stand auf. »Dann los jetzt. Rachel, willst du mit mir ins Pflegezentrum gehen? Du kannst auf dem Weg frische Luft schnappen. Ich glaube wirklich, dass meine gepeinigten Rippen ein bisschen Aufmerksamkeit benötigen.«
Rachel sprang flink von ihrem Stuhl auf, aber die Blässe auf ihren Wangen ließ an der Echtheit ihrer Unternehmenslust zweifeln.
»Was ist mit mir?«, begehrte Ellie auf. »Ich möchte auch etwas tun.« Bing zuckte mit den Achseln. »Es könnte etwas merkwürdig aussehen, wenn wir alle gemeinsam anspazierten. Vielleicht kannst du draußen auf uns warten?«
Annabeth zeigte auf Ellie. »Du sagtest, du habest deine Pillen abgesetzt. Hast du sie noch? Echte Proben von Horizont kämen uns sehr gelegen.«
Was hatte sie mit den Pillen gemacht? Ellie ließ die vergangenen fieberhaften Tage Revue passieren und stöhnte auf, als sie sich erinnerte. »Ich hatte sie. Sie waren in einer Einkaufstüte, zusammen mit den gestohlenen Akten, als ich die versteckt habe.« Sie vergegenwärtigte sich den Moment, als sie die Tüte aus dem Gully herausholte, konnte sich aber nicht erinnern,die Pillen gesehen zu haben. »Sie könnten noch dort sein. Ich kann nachsehen, und euch dann draußen vor dem Pflegezentrum treffen.«
Annabeth drehte das Gas unter dem Topf Chili herunter. »So wie es aussieht, werde ich das wohl für eine Weile warmhalten.« Sie lächelte. »Hoffentlich sind wir alle übertrieben pessimistisch.« Alle blickten sich gegenseitig an, aber keiner glaubte es wirklich.
Ellie begleitete Rachel und Bing ein paar Straßenblöcke lang, bis die beiden in nördlicher Richtung weitergehen mussten, um zum Pflegezentrum zu gelangen. Rund um die Ruine der Archivverwaltung gab es keinen Strom, und Ellie versuchte, ihre Furcht vor der mitternächtlichen Stille abzuschütteln und sich zu beruhigen, indem sie sich einredete, dass die Dunkelheit ihre Verbündete war. In einer der Wohnungen, an denen sie vorbeikam, stritt lautstark ein Paar, und Ellie konnte gerade noch einem Turnschuh ausweichen, der durch ein Fenster hinaus in die Nacht geschleudert wurde. Ganz offensichtlich waren an diesem Abend auch noch andere Einwohner Flowertowns angespannt, nicht nur sie.
Die Polizei hatte die Absperrung um das Gelände der Archivverwaltung entfernt, aber am Straßenrand standen noch immer mehrere voll beladene Bauschuttcontainer. Von der gegenüberliegenden Straßenseite blinkten die Lichter eines Notausgangs, wodurch der Schatten zwischen den Mülltonnen noch dunkler wurde.
»Ellie, es ist beinahe ein Uhr morgens.« Sie sprach laut genug, damit der Klang ihrer Stimme sie beruhigte. »Niemand ist hier. Wirklich nicht.« Sie war fast überzeugt, hielt sich aber dort, wo die Schatten am dunkelsten waren und suchte nach dem Gullydeckel, unter dem sie ihre Tüte verstaut hatte.
Die Schatten auf dem dünnen Grasstreifen verwirrten sie. Zweimal griff sie nach unten, aber es handelte sich nur um zerbrochene Holzbretter oder einzelne Ziegelsteine. Endlich fanden ihre Finger den Gully und hoben den schweren, eisernen Deckel hoch.
Es war sinnlos, in der sie umgebenden Finsternis etwas erkennen zu wollen, aber trotzdem warf sie einen Blick um sich, bevor sie sich auf den Bauch legte und in das Loch griff. Mit einer Hand klammerte sie sich am Rand fest und mit der anderen hielt sie ihr Feuerzeug nach unten. Sie betete insgeheim, dass in dem Abflussrohr keine brennbaren Gase lauern mochten, und entzündete ihr Feuerzeug. Zwar konnte sie grob die übereinanderliegenden
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