Flowertown - Die Sperrzone
verteilte Schüsseln. »Jetzt arbeitet Nick an der nördlichen Mauer und wartet die Walz-Drohnen.«
»Wirklich?«, fragte Ellie. »Vor Kurzem habe ich zum ersten Mal eine Walz-Drohne gesehen, als ich im Feno-Lager war. Ich dachte, sie stehen nie still.«
»Nein, sie laufen in Schichten«, erklärte Rachel. »Es gibt insgesamt fünfunddreißig. Fünfzehn sind im Einsatz, fünfzehn werden gleichzeitig neu aufgefüllt und betankt, und fünf sind Ersatzmaschinen. Nick ist dafür verantwortlich, dass alles reibungslos funktioniert.«
Annabeth griff nach ein paar Löffeln. »Er sagte, man habe ihn einbestellt, um den Rotationsrhythmus der Drohnen zu ändern. Der Grenzstreifen am Osttor soll bis zum Morgengrauen gewalzt und getrocknet werden.«
»Hat er den Grund dafür genannt?«, erkundigte sich Bing.
»Er glaubt, dass es etwas mit der morgigen Pressekonferenz zu tun hat. Der Konvoi wird über die östliche Grenzstraße fahren. Sie wollen nicht, dass die Drohnen in die Nähe der Straße kommen. Sie wollen wohl vermeiden, dass die Reporter auf den Gestank aufmerksam werden. Außerdem erwartet man den Geschäftsführer von Feno, und der ist wahrscheinlich allergisch gegen Staub.«
Rachel kicherte. »Armer Hase.«
Bing stützte sein Kinn auf die Handfläche und kaute an einem Fingernagel. »David Pattern wird auch hier sein? Wird er die Pressekonferenz leiten? Ich dachte, er sei Persona non grata.Letzten Endes hatte er die Verantwortung, als Feno das HF-16 verschüttete. Er ist seit Jahren beurlaubt.«
»Steht aber noch immer auf der Gehaltsliste«, gab Annabeth zu bedenken. »Er ist noch immer Geschäftsführer, hat noch immer seinen Privatjet und das dicke Monatsgehalt. Ich denke, diese Art von Vergütung macht das Schuldgefühl erträglicher.«
»Aber wenn doch Barlay wirklich einen Impfstoff entwickelt hat«, sagte Bing und tippte sich mit einem Finger an die Lippen, »dann sollte man meinen, dass der Geschäftsführer von Barlay und nicht der von Feno erscheint. Ich nehme mal an, dass deren Oberboss gerne die Glückwünsche dafür entgegennimmt, oder wenigstens mit im Rampenlicht stehen möchte.«
Ellie schüttelte ihren Kopf. »Nein, das ergibt keinen Sinn. Feno übernimmt hier, und so sollte es auch sein. Barlay steht kurz davor, eine Riesensumme Geld von der Regierung einzusacken. Die wollen nicht mit Flowertown assoziiert werden. Die wollen, dass die Bevölkerung sie als ein eigenständiges und unabhängiges Unternehmen wahrnimmt, als Lösung für das Problem Feno.«
Annabeth griff nach einer Schöpfkelle, die neben Rachel lag und legte der jungen Frau eine Hand auf den Kopf. »Schatz, geht es dir gut?«
Rachel war auffallend blass geworden. Mit ihren Händen wedelte sie sich etwas Luft zu. »Vielleicht ist es nur der Chili-Geruch. Ich brauche wohl wirklich etwas frische Luft.« Bing zog einen Stuhl für Rachel hervor, als plötzlich Matt seinen Kopf durch den Vorhang steckte. »Oma? Ich habe gerade eine Nachricht von Olivia erhalten. Sie sagt, dass sie heute Abend nicht mehr aus dem Pflegezentrum herauskommt. Irgendetwas geht vor sich, und sie meint, dass wir heute handeln müssen, egal was wir vorhaben. Sie sagt auch, dass sechs von neun Leuten raus sind.«
Annabeth fluchte leise.
»Was bedeutet das?«, fragte Ellie. »Sechs von neun sind raus?«
»Wir hatten neun Leute klargemacht, die alle bereit waren, Beweismaterial nach draußen zu schmuggeln, wenn sie denn entlassen werden würden«, erklärte Annabeth. »In erster Linie handelte es sich um Leute, die Kopien von ihren Krankenberichten besaßen, oder noch alte Medikamente übrig hatten, die sie nicht aufgebraucht hatten. Irgendwelche konkreten Beweise, dass Feno und Barlay auf unethische Weise herumexperimentiert haben.«
»Ihr wisst gar nicht genau, was ihr in Händen habt?« Bing schaute auf. Wie er da auf dem Stuhl kauerte, sah er wieder wie ein neugieriger Vogel aus.
»Nein. Wir dachten, es sei am besten, die Informanten voneinander zu trennen, sodass nicht jeder über alles Bescheid weiß.«
Gedankenverloren rührte Annabeth in dem Chili.
»Sollte jemand geschnappt werden, kann er die anderen nicht verraten.«
»Aber ihr wisst, um wen es sich bei den neun Leuten handelt?«
»Nein, Ellie, wir haben nur über E-Mails, tote Briefkästen und versteckte Nachrichten im ›Von Hier‹ kommuniziert. Das schien uns die sicherste Lösung.«
»Bin ich einer der neun«, fragte Bing, »oder ein glücklicher Zufall?«
Annabeth stellte eine
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