Flowertown - Die Sperrzone
Brett pinnte, als sie von etwas aus dem Traum gerissen wurde. Sie lag auf der Seite, ihr Kissen war feucht von der Spucke, die ihr aus dem Mund getrieft war. Es dauerte ein paar lange Momente, bis sie die Orientierung wiedergefunden hatte und ungefähr wusste, wie spät es war. Sie zog ihr Mobiltelefon aus der Tasche. Sie hatte zwei Nachrichten von Bing bekommen: »Bist du schon dort?« und »Ich verspäte mich.«
»Scheiße.« Sie sprang vom Bett auf. Es war fünfzehn Minuten nach neunzehn Uhr, und sie würde zu spät zu dem Geheimtreffen kommen. Sie wusste nicht genau, wo sich die Kirche befand, außer, dass sie am nordöstlichen Rand von Flowertown lag. Es war eine Gegend, die sie selten aufsuchte. Sie fluchte vor sich hin, zog den Pferdeschwanz zurecht, der sich während des Schlafes gelöst hatte, und stürmte die Treppen hinunter. Wie konnte sie nur weggenickt sein? Sie hatte die erste Nachtseit Langem ordentlich durchgeschlafen und nicht gekifft. Das kommt vom gesunden Leben, sagte sie sich und eilte durch die dunklen Straßen.
Als sie endlich die Kirche erreichte, war sie in Schweiß gebadet. Es dauerte einen Moment, bis sie sich gesammelt hatte. Sie wusste nicht, was genau sie von dem Treffen zu erwarten hatte, wenn es sich überhaupt um ein Treffen handelte, aber sie dachte sich, dass sie einen besseren ersten Eindruck machen würde, wenn sie nicht schwitzte und nach Luft japste. Sie beugte sich nach vorne und holte tief Atem, während sie die Vorderseite der Kirche nicht aus den Augen ließ.
Das Gebäude sah so normal aus wie fast alle anderen Bauwerke in Flowertown auch, die schnell aus dem Boden gestampft worden waren. Dieser Bereich der Zone war als letzter bebaut worden, und deshalb hatte man sich hier am wenigsten um irgendeine Form von Ästhetik gekümmert. Die Gebäude standen dicht beieinander und ließen nur enge, dunkle Zufahrtswege für die Müllabfuhr frei. Ellie lauschte, ob sie irgendein Geräusch hörte, aber alles war still. Keine Laster ratterten vorüber, keine Sicherheitsstreife ließ ihre Blitzlichter kreisen. Vielleicht hatten sie deshalb diese Gegend für das Geheimtreffen gewählt. Sie war abgelegener als jede andere in Flowertown.
Sie dachte daran, die schmale Gasse zwischen Kirche und Schule zu nehmen, aber es war sehr dunkel dort, und Ellies Nerven waren angespannt. Also lief sie um die Ecke und entschied sich für die breitere Gasse hinter den Gebäuden. Je näher sie der Kirche kam, desto dichter wurde die Dunkelheit und als sie nach oben blickte, sah sie, dass die Straßenlaternen ausgeschaltet waren. Das kam öfter vor, aber es ließ sie vorsichtiger gehen.
Entlang des Weges parkten Laster. Auch das war nichts Außergewöhnliches in Flowertown. Laster und Konvois versperrten regelmäßig Gassen und Straßen, vor allem während der Arbeitspausen, aber Ellie wünschte sich, dass sie ihren Blick auf die Kirche nicht so verstellten. Sie konnte die Tür sehen. Das Licht im hinteren Bereich der Kirche war aus, und der Bereich in der Nähe der schmalen Tür lag im Schatten. Ellie atmete tief ein und trat dann zwischen zwei Lastern hervor. Sie ging auf die Tür zu, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als sie bemerkte, dass die Schatten in Wirklichkeit Gestalten waren.
Handelte es sich um Wachen? Brauchte sie ein Passwort für das Treffen? Fand das Treffen denn überhaupt statt? Zum abertausendsten Mal wünschte sie sich, dass Bing an ihrer Seite wäre, auch wenn ihr Glaube in sein Wissen über Verschwörungen extrem erschüttert worden war. Trotzdem wäre es angenehmer, jemanden bei sich zu haben.
Sie entschied, dass es zum Umkehren zu spät war und kam noch etwas weiter aus dem Schatten hervor. Sie wollte sich gerade bemerkbar machen, als die Hintertür der Kirche von Stiefeltritten aufgebrochen wurde und Leuchtsignale die Nacht erhellten. Ellie blieb wie angewurzelt stehen. Soldaten lösten sich aus der Dunkelheit und stürmten in die Kirche. Man konnte Menschen schreien und Sirenen heulen hören. Urplötzlich war die gesamte Gasse von Lärm erfüllt. Ellie begriff nicht, was vor sich ging, als sie brutal ergriffen und nach hinten gezogen wurde. Sie prallte unsanft gegen die Seite eines Lasters. Eine behandschuhte Hand legte sich über ihren Mund und hielt sie davon ab, zu schreien. Sie wehrte sich gegen den Arm und versuchte, mit ihrem Knie nach oben zu treten, aber ihr Angreifer war darauf vorbereitet gewesen und drehte sie nach rechts. Sie sah eine Waffe und hielt
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