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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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andere war älter und dicker, bedeutend dicker als Frank. Sein Kopf war restlos kahl, was er aber mit einem riesigen runden Kinnbart unterhalb seiner nackten Oberlippe ausglich. Alle drei hielten Gläser in den Händen, in denen sich etwas Gelbes und Dickliches wie Eidotter befand. Sie betrachteten es schweigend.
    Dann begann der Dicke zu sprechen. »Wer macht das?«, fragte er scharf. »Wer melkt die Stuten?«, präzisierte er und hob sein Glas.
    »Flax«, antwortete der Fuchsia-Elf.
    Henry erkannte die Stimmen der beiden wieder. Von seiner Ankunft, nachdem er durch den Elfenkorridor hierher gebracht worden war. Diese beiden waren es, auf die Frank so sauer gewesen war.
    »Und das Vergären?«
    »Das macht Colly. Er wird immer besser.«
    Der dicke Elf nickte bedächtig. Dann schnupperte er an seinem Getränk.
    »Ralph«, sagte der junge Elf. »Ich denke, wir sollten jetzt mal über den Jungen reden. Wir sind doch nicht nur hier, um Stutenmilch zu trinken.«
    Der Fuchsia-Elf drehte sich ein wenig in seinem Sessel und sah aus dem Fenster. »Wer hat dir eigentlich erlaubt, mich Ralph zu nennen?«, entgegnete er gelassen.

    »Verzeihung und halten zu Gnaden!«, antwortete der junge Elf. Aber offenbar war es ihm nicht ernst damit. »Vorsitzender Radulf und Mr Braithwait, was gedenken Sie mit dem Jungen zu tun? Franklin Fett-Elf bringt schon Unruhe unter die Jüngeren, indem er behauptet, er sei der siebte Sohn Mordechais. Man muss sich der Sache annehmen, und zwar schnell.«
    »Ist er der Sohn Mordechais oder ist er es nicht?«, fragte der dicke Elf.
    Henry hatte ihn als Braithwait ausgemacht. Der andere musste Radulf sein, derjenige, der ihm seine »Warnung« geschickt hatte.
    »Er ist es«, sagte Radulf. »Auch wenn mir noch niemand erklären konnte, wie ein Kind entkommen kann und sein Vater nicht.« Er seufzte. »Stümperei.«
    Henry kam ein Stück näher. Er legte seine Traumhände auf seinen Rücken und lehnte sich gegen die Wand.
    »Ist er getauft worden?«, fragte der junge Elf.
    »Wenn es so wäre, Junker Rip«, knurrte Braithwait, »müsstest du nicht danach fragen. Dann wären hier eine Reihe Dinge den Bach hinuntergegangen.«
    Der Elf, der als »Rip« angesprochen worden war, strich sich mit der Hand durch das widerspenstige Haar und massierte sich die Kopfhaut. »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie Mordechai nicht einfach umgebracht haben.«
    Radulf nippte an seiner Milch und wischte sich dann geziert den Mund an seinem pinkfarbenen Ärmel ab.
    »Wir waren an ihn gebunden. Wenn wir ihn umgebracht hätten, hätte uns das … Probleme bereitet.«

    »Wir wären vernichtet worden, wenn wir dieses Bündnis gebrochen hätten«, fügte Braithwait hinzu.
    »Eben.« Radulf nickte. »Ihn für immer wegzusperren, war die bessere Lösung. Die Faeren würden geduldig auf seine Rückkehr warten, und wir könnten ein freies Leben ohne menschliche Vorherrschaft führen und zum ersten Mal seit Ewigkeiten über uns selbst bestimmen.«
    »Aber ihn wegzusperren …«, entgegnete Rip. »Ist dadurch das Bündnis nicht genauso verletzt worden? Außerdem haben Sie versucht, seinen Sohn umzubringen.«
    »Wir haben keineswegs versucht, seinen Sohn umzubringen«, entgegnete Radulf. »Sein Sohn verschwand, bevor es dazu kommen konnte. Durch eine sorgsam durchdachte Auslegung der Verfassung konnten wir es so darstellen, als stünde die Behandlung Mordechais, so wie wir sie durchführten, im Einklang mit der Einhaltung unserer Verpflichtungen. Und wenn man sich mal seine Feinde so ansieht, haben wir ihm vielleicht sogar das Leben gerettet.«
    »Wollen Sie seinen Sohn denn jetzt umbringen?«, hakte Rip nach. »Sie können nicht riskieren, dass er getauft wird. Sie sind nicht stark genug, der Kraft einer Namensgebung standzuhalten. Und ich bin sicher, Mordechai würde gegen die Spitzfindigkeiten Ihrer Verfassungsauslegung zu Felde ziehen.«
    Radulf schwenkte sein Getränk und hinterließ dadurch an den bauchigen Glaswänden einen Schmierfilm. »Diese Gelegenheit wird sich uns gar nicht bieten«, sagte er. »Bis zum Ende der Woche wird Hylfing vernichtet, der letzte Rest seines Blutes wird vergossen sein und wir werden …«

    Radulfs Blick schien Henry zu durchbohren. Henry zuckte zusammen und rutschte ein Stück zur Seite. Radulfs Augen bewegten sich nicht. Sie hafteten auf der Stelle, wo Henry gestanden hatte.
    Henry folgte seinem Blick und hätte vor Überraschung fast würgen müssen. Aus der Lehmwand wuchs ein großes Büschel

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