Fluch der 100 Pforten

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Autoren: N Wilson

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auf das Brot und den Käse und er versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte. Er kam nicht mehr darauf. Ach, doch! Der Thunfisch! Er deutete auf das Brot und den Käse. »Meinen Sie, ich könnte etwas davon haben?«
    »Ja«, antwortete der Elf. »Natürlich. Ich habe noch mehr.« Er schob das Brot und den Käse über den Tisch. »Mein Name ist Tate, und es wird wohl das Beste sein, wenn du mir alles erzählst. Obwohl es eigentlich auch egal ist. Die Wahrheit nützt bei diesen Angelegenheiten selten etwas. Aber wenn der olle Braithwait und der schlitzohrige Radulf gegen dich sind, dann bin ich dein Freund. Und ohne mich brüsten zu wollen, aber ich habe bei einer Verhandlung noch nie eine schlechte Figur gemacht. Was tust du da?«
    Henry hatte das Brot auseinander gerissen und den Käse dazwischen gelegt. Den ersten Happen hatte er schon im Mund.
    »Das ist ganz schön schlau«, meinte Tate. »Hab ich noch nie gesehen. Wie schmeckt das?«
    »Schmeckt wie Brot mit Käse«, antwortete Henry.
    »Gleichzeitig?«
    Henry nickte. Der Bissen, den er gerade verschluckt hatte, kratzte ihn im Hals. »Man nennt es Sandwich.« Und weil ihm einfiel, dass eine entsprechende Frage bei seinem Trivial Pursuit für zwei Spieler vorkommt, fügte er hinzu: »Der Earl of
Sandwich hat es erfunden. Der war spielsüchtig, ein Zocker sozusagen. Er hat sein Essen immer auf diese Weise zu sich genommen, weil er dabei weiterspielen konnte.«
    Tates Augen weiteten sich und auf seinen Lippen lag ein ehrfürchtiges Grinsen.
    Henry biss noch mal ab und kaute. »Was kann man denn da machen?«, fragte er. »Die können mir doch nicht einfach etwas tun − oder mich womöglich umbringen. Ich habe doch gar nichts angestellt.«
    »Dich umbringen?«, fragte Tate. »Warum sollten sie das tun? Die Faeren haben keinen Menschen mehr umgebracht seit … also, ich kann mich gar nicht mehr erinnern. Gut, Zauberer haben sie natürlich schon getötet. Aber das ist ja etwas anderes.«
    Die Tür wurde aufgerissen und die Wächter kamen wieder herein. Sie nahmen Henry das Sandwich ab und zerrten ihn vom Stuhl. Tate erhob sich, um ihnen zu folgen.
    »Es kommt natürlich darauf an, was sie dir überhaupt vorwerfen. Aber das werden wir schon herausfinden.«
    Dieses Mal erstarrte Henry nicht. Seine Beine schleiften hinter ihm her, während die Elfen ihn eilig den Korridor entlangschleppten.
    »Brot mit Käse«, hörte er Tate murmeln. »Eine fabelhafte Idee.«
    Eine weiße Flügeltür flog vor ihnen auf und Henry wurde in einen großen Saal mit einer hohen, gewölbten Balkendecke und Hunderten von Laternen gezerrt. An der Rückseite befanden sich drei riesige Kamine, in denen allerdings keine Feuer brannten. Hunderte von Elfen waren versammelt,
Männer und Frauen und hier und da auch Kinder. Alle saßen auf Bänken. Durch die großen Türen des Saales strömten weitere herein. Alles starrte Henry an. Hier und da ertönte Lachen.
    »Komitee der Faeren zur Vorbeugung gegen Ungemach, Bezirk R. R. K., zur Verhandlung zusammengetreten«, verkündete eine Stimme. »Einberufen im Sinne einer Krisensitzung nach dem Buch der Faeren, Paragraph sechs, Artikel drei! Unter Vorsitz von Ralph T. R. Radulf dem Neunten.«
    Henry wurde vor der Menge auf einen Schemel gedrückt. Zwei Elfen bewachten ihn. Ihm gegenüber stand, durch ein Podest erhöht, ein langer Tisch. Dahinter saßen sieben Elfen. Auf der Stelle erkannte Henry die drei Elfen aus seinem Traum wieder.
    In der Mitte thronte Radulf auf einem riesigen schwarzen Stuhl. Tate quetschte sich hinter dem Tisch auf einen freien Platz.
    Radulf hob einen kleinen Hammer und klopfte mit ihm fünf Mal laut auf den Tisch.
    »Für das Protokoll: Die Kammer ist vollständig zur Verhandlung der Sache des Jungen, sich selbst benennend Henry, sich selbst ausgebend als Bettelsohn, im Folgenden genannt Fiependes Kind, im Folgenden abgekürzt FK.«
    Die kurze Pause wurde unterbrochen von einem Klappern. An einem eigenen, niedrigeren Tisch neben dem Podest saß eine rundliche Frau. Sie schrieb auf einer Schreibmaschine.
    »Er ist der siebte Sohn Mordechais!«, rief jemand aus dem Hintergrund.
    Ein Raunen ging durch die Menge.

    Henry hielt die Luft an. Er war verwirrt und gleichzeitig ängstlich und eingeschüchtert. Er überlegte, ob er weglaufen sollte. Aber wohin? Er wusste ja nicht, wo es hier hinausging. Und er befand sich mitten unter Elfen, die offenbar seine Glieder nach Belieben steif oder lahm werden lassen