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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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Löwenzahn hervor. Ein Dutzend goldener Köpfe leuchteten fröhlich und in aller Pracht.
    Radulf stand auf. »Er ist hier. Rip, war seine Zelle nicht versiegelt?«
    »Doch, das war sie. Nach allen Regeln der Kunst.«
    Der selbstgefällige kleine Elf atmete tief ein. »Ergreift seinen Körper, auf der Stelle! Er hat sich selbst zu einem kurzen Prozess verholfen. Wir haben schon genug beisammen, um ihn verurteilen zu können.«
    Henry drehte sich um und rannte zur Tür hinaus. Auf dem Flur konnte er die Treppe nicht mehr finden. Daher schloss er seine Traumaugen, blendete alles andere aus und stellte sich vor, wie er mit den Knien an der Brust dasaß.
    Er träumte, dass er aufwachte.
     
    Henry zuckte zusammen. Er streckte die Beine aus und öffnete erst ein Auge und dann das andere. Monmouth hockte vor ihm. Er kaute an einem Strohhalm.
    »Davon habe ich noch nie gehört«, sagte er. »Das steht noch nicht mal in den Büchern.« Er lachte und warf den Strohhalm nach Henry. »Wir waren mitten im Traum, und du bist einfach verschwunden und hast dich aus dem Staub gemacht. Ich wollte dir folgen, aber du hast mich nicht gelassen.«

    Henry blinzelte und sah, wie die Zelle zwischen verschiedenen Wahrnehmungsweisen hin und her schwankte. Mit etwas Konzentration gelang es ihm, sie ganz normal zu sehen, als einen Raum aus Lehm und Holz − ganz ohne Magie.
    »Hast du etwas herausgefunden?«, fragte Monmouth und stand auf.
    Henry nickte. »Ja. Die Elfen haben mit Mordechai, meinem Vater, irgendetwas angestellt. Oder mit dem Typen, von dem alle denken, er sei mein Vater.« Er rief sich das Übrige ins Gedächtnis. »Und jetzt komme ich an die Reihe«, ergänzte er.
    Sie hörten Stimmen, dann wurde die Tür aufgerissen. Unter der Führung von Rip stürmten fünf Elfen in die Zelle. Rip stieß Monmouth in eine Ecke und hob Henrys Rucksack vom Boden. Die anderen vier umzingelten Henry und fassten ihn an Armen und Beinen. Um sich zu boxen und zu treten, war unmöglich. Unter dem Griff der Elfen erstarrten Henrys Glieder. Steif wie einen Stock schleppten sie ihn auf den Flur hinaus.
    Henry wollte schreien, aber sein Mund war wie versiegelt. Die Tür zur Zelle wurde zugeworfen und Henry musste zulassen, dass er davongeschleppt wurde. Nach mehr Biegungen als er zählen konnte, schob man ihn durch eine Tür und seine Glieder wurden plötzlich wieder geschmeidig. Doch bevor er sich bewegen konnte, packten ihn raue Hände und er wurde ausgezogen, sogar seine Schuhe und die Socken. Eigentlich wollte Henry stehen bleiben − nur mit seiner Unterwäsche bekleidet und zitternd. Aber zwei Elfen bugsierten ihn auf einen Stuhl, der vor einem sehr kleinen Tisch stand, und stellten
sich hinter ihn. Der Raum war nicht viel größer als eine Kammer. Eine einsame Lampe, die über dem Tisch befestigt war, warf Licht auf die Lehmwände. Holztäfelungen gab es hier keine.
    Erneut öffnete sich die Tür und ein Elf mit einem zerdrückten gelben Hut kam schwankend herein. Er wirkte müde, schien aber gleichzeitig überrascht zu sein. Er kaute auf einem Korken herum. Sein grauer Mantel war ziemlich schmutzig und in seiner Hand baumelte eine leere grüne Flasche.
    »Was soll das?«, fragte er. »Ich bin nicht unterrichtet worden.«
    »Dann werden Sie es jetzt«, antwortete einer der Wächter und verließ mit seinem Kollegen den Raum. »Sie sind der vom Komitee bestimmte Verteidiger, Tate«, fügte der Elf hinzu und schloss die Tür hinter sich.
    Henry überlief wieder eine Gänsehaut. Es war reichlich kalt in dieser Kammer. Der Elf sah ihn verdrießlich an.
    »Die wissen doch, dass ich heute meinen freien Tag habe«, knurrte er. »Sogar meine freie Woche. Außerdem habe ich seit einer halben Ewigkeit keinen Fall mehr gehabt.« Er setzte sich, nahm seinen Hut ab und legte ihn vor sich auf den Tisch. Er zog die Lippen um den Korken ein wenig beiseite. »Genauer gesagt: das ganze Jahr noch nicht. Aber gut.« Er musterte Henry eindringlich. »Was hast du angestellt, dass Radulf so der Hut hochgegangen ist?«
    Der Elf schien nicht viel älter als der dicke Frank zu sein, aber er wirkte ziemlich fertig. Er trug einen rötlichen kurzen Kinnbart. Sein Haupthaar hingegen, das durch den Hut ringförmig eingedrückt war, war fast braun. Er fischte ein Stück
Brot und ein paar Scheiben Käse aus seiner Tasche und legte alles auf den Tisch.
    »Ich habe überhaupt nichts angestellt«, sagte Henry. »Viel mehr hat man mit mir alles Mögliche angestellt.« Sein Blick fiel

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