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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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spürte.
    Wie sollte er die Sache bloß anstellen? Nur dort hinzugelangen, war schon so gut wie unmöglich.
    »Wir müssen auf die andere Seite und den Berg hinab«, sagte Frank.

    Als sie am Haus vorbeikamen, sah Henry, dass die Tür weit offen stand. Auf der Straße stand eine Gestalt mit verschränkten Armen.
    »Henrietta?«, fragte Henry und sie zuckte zusammen.
    »Henry? Was machst du denn hier? Ich habe gedacht, du bist mit den anderen …«
    »Komm einfach mit. Ich glaube, ich brauche dich.«
    »Ich sollte aber …«, begann sie.
    Doch Henry verlangsamte nicht mal sein Tempo. Zusammen mit dem Elf bog er in eine Seitenstraße und war schon kaum mehr zu sehen.
    »Wir müssen uns beeilen!«, rief Henry aus dem Dunkeln zurück.
    Henrietta streckte kurz ihren Kopf ins Haus. »Penny, sag Mom, ich bin bei Henry. Er sagt, er braucht mich. Allerdings nicht zum Kämpfen. Glaube ich wenigstens.«
    Eine Antwort wartete sie gar nicht erst ab. Diese Auskunft war schon mehr Information, als sie sonst gab.
    Nachdem sie zweimal auf dem Kopfsteinpflaster ausgerutscht war, holte sie ihren Cousin und den Elf an der nächsten Ecke ein.
    »Was habt ihr denn vor?«, japste sie.
    »Dieser Pfeil, den Großvater den FitzFaeren gestohlen hat …«, begann Henry.
    »Was ist damit?«
    »Wir gehen ihn holen.«
    »Wirklich? Aber wie denn? Wir können doch nicht zurück ins Haus. Und selbst wenn wir es könnten – wo sollten wir ihn denn suchen?«

    Henry rief sich die Zeichnung ins Gedächtnis, die er in einem der Notizbücher gesehen hatte. Zwischen der Kompass-Tür und dem Fach in Großvaters Zimmer war eine Linie verlaufen. Außerdem war dort ein Kreis gewesen, der einen Stein darstellen konnte, und ein T, das möglicherweise für einen Schwertgriff stand. Und dann hatte es noch einen Pfeil gegeben, der hoffentlich nicht als Richtungsweiser gemeint war.
    »Es gab da eine Zeichnung im Notizbuch. Ich glaube, ich weiß in etwa, wo er war.«
    »Du weißt es in etwa ?«
    »Na ja, noch mal nachsehen kann ich leider nicht. Weil das Buch im Hafenbecken liegt.«
    »Wollt ihr beiden wohl still sein!«, zischte der Elf. »Oder wollt ihr, dass man euch in der Dunkelheit erschießt? Da vorne ist das Südtor und die Wachen werden nervös sein.«
    Sie gaben keinen Laut mehr von sich, zumindest was das Reden betraf. Ihre Atmung oder ihre Schritte auf dem Boden konnten sie natürlich nicht lautlos stellen. Sie konnten nur hoffen, dass der Wind diese Aufgabe für sie übernahm.
    Plötzlich ragte die Mauer des Torgebäudes vor ihnen auf und eine Stimme rief:
    »He, da unten! Was gibt’s?«
    »Schlechte Nachrichten!«, rief Frank zurück. »Im Osten der Stadtmauer klafft eine fünfzig Meter große Lücke. Und gleichzeitig gibt’s gute Nachrichten, weil Mordechai zurückgekehrt ist.«
    »Mordechai ist wieder da?«, antwortete die Stimme. »Und warum seid ihr dann auf der Flucht?«

    »Wir sind nicht auf der Flucht«, sagte Henry. »Aber wir müssen hinaus.«
    »Ich darf das Tor nicht öffnen. Caleb hat es strengstens verboten.«
    Henry wurde unruhig. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für lange Diskussionen. »Dann springen wir eben«, sagte er.
    »Von der Mauer?«
    »Ja. Wie kommen wir hinauf?«
    In der Dunkelheit zeichnete sich die Gestalt des Wächters ab. »Ihr seid ja noch Kinder!«
    »Ich bin kein Kind!« Franks Stimme klang wütend.
    »Kinder und ein Was-auch-Immer«, entgegnete der Wächter. »Ich kann euch nicht rauslassen.«
    »Hinter dem Torhaus gibt es eine Treppe«, rief eine andere Stimme von der Mauer herunter. »Ich hoffe, ihr versteht euer Handwerk.«
    Henry begann sofort, sich vorsichtig um das kleine Gebäude herum zu tasten. Als er die steinerne Treppe gefunden hatte, stieg er sie schnell empor. Auf der Mauerkrone waren einige Männer von ihren Posten zusammengeströmt. Sie waren alle mit Bogen bewaffnet.
    Henry lugte über die Brüstung und wünschte sich im selben Moment, er hätte es nicht getan. In der Dunkelheit erschien der Boden unendlich weit weg.
    »Das ist ein ganzes Stück höher als die Heuluke in der Scheune«, meinte Henrietta neben ihm.
    Henry biss die Zähne zusammen und bevor er es sich anders überlegen konnte, schwang er erst ein Bein auf die Brüstung und dann das andere. Dann drehte er sich auf den Bauch
und schob sich nach hinten. Einen Augenblick lang klammerte er sich noch mit den Händen an die Brüstung, dann ließ er sich fallen.
    Seine Füße bohrten sich tief in das Erdreich eines steilen Abhangs. Er

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